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MANILLA ROAD – The Blessed Curse / After The Muse

~ 2015 (ZYX Music/Golden Core) – Stil: Epic Metal ~


Zwei Jahre konnten wir uns an Mysterium und an der neu gefundenen Stärke von MANILLA ROAD laben. Nun schenken uns die Krieger neuen Wein ein und haben dazu ein wunderbares Album gekeltert. Um es den Horden äußerst wohltuend munden zu lassen, servieren MANILLA ROAD sogar zum originären Album `The Blessed Curse´ obendrein ein Zusatzwerk namens `After The Muse´. Dabei steigt Mastermind Mark ´The Shark´ Shelton lyrisch gesehen einerseits tief in philosophische und historische Bereiche hinsichtlich Religion und deren Missverständnis gegenüber den Wissenschaften ein, andererseits beschäftigt er sich mit der Kunst sowie den Künstlern, die mit einem Talent gesegnet, dabei aber gleichzeitig verflucht sind, immer ihre Kunst auch zu verfolgen.

Überbordend mächtig erscheint hier vor allem die Kunst, wenn Shelton die Akustikgitarre in den Sound mit einfließen lässt. Natürlich gibt es mit dem Tietlsong grandioses klassisches Songwriting aller erster Güte, aber erst Songs der Marke ´Tomes Of Clay´, der mit seinem orientalischen Feeling auch THE TEA PARTY gut zu Gesicht gestanden hätte, oder `The Muses Kiss´ lassen die Krieger am nächtlichen Feuer sitzen und die Himmelsglocken hören. Hier sind die wahren Meister metallischer Epic am Werke. Da können sich noch so viele Einsiedler aus dem Norden oder von den Bergen schwarz fühlen und weiß anmalen, sich außerdem einsam nur mit der Gitarre bewaffnet an einen Fluss setzen – dieses Feeling können nur die wahren musikalischen Heroen zelebrieren. Gleichzeitig erschallen jedoch ebenso mit ´Truth In The Ash´ oder `Reign Of Dreams´ recht schnelle Lieder und es erklingt ferner ein kleiner, aber wunderbar feiner Männerchor – unter der Mithilfe von Kostas Tzortzis (BATTLEROAR) und Gianluca Silvi (BATTLE RAM, DOOMSWORD) – in ´Falling´ („Feels like we’re falling, into the pit of despair, no angels calling, chasing away all your fears“).

Und wenn die müden Krieger, gestärkt von schwarz gegrilltem Fleisch und trübem Gesöff, nach `The Blessed Curse´ sich zu Bette legen mögen, wäre dies ein großer Fehler, denn `After The Muse´ hält einen Reigen güldener Schöpfungen bereit. Mit ´After The Muse´ und `Life Goes On´ geht nämlich der himmlische Songreigen weiter. Beide um die Jahre 2008 und 2009 aufgenommen, waren hier noch die Musiker Cory Christner (Drums) und E. C. Hellwell (Bass, Synths) beteiligt. Die Genialität gelangt spätestens bei `Life Goes On´, durch den Einsatz von sieben übereinander gelegten Gitarrenspuren in Verbindung mit allein Sheltons Gesang, zum schieren Höhepunkt. Kein Bass, kein Schlagzeug. Purer Wahnsinn. Dazu ein Gitarrenspiel, das niemals enden mag. Pure Magie. Weiterhin hat Shelton einen älteren Song mit Gianluca Silvi (`In Search Of The Lost Chord´) und einen mit E. C. Hellwell am Bass sowie ihm selbst an einer zwölfsaitigen Gitarre (´Reach`) endlich zu Ende komponiert. Und schließlich noch der Song ´All Hallows Eve´ aus dem Jahre 1981. Eine der stolzesten Komposition von Mark Shelton, die leider nie vollendet aufgenommen wurde. Daher liegt hier eine zehnminütige Live-Rehearsal Aufnahme vor sowie eine fünfzehnminütige Version der aktuellen Besetzung, die zu Ende komponiert wurde und kein abruptes Ende aufweist. Ein Song – pure Epik. Es scheint als würden MANILLA ROAD ein Füllhorn von Melodien ausschütten, als würden sie im 70s Prog versinken wollen, bis der Song schließlich Tempo aufnimmt und spätestens hier glorreiche ´Caress Of Steel´ Zeiten heraufbeschworen werden.

Blessed I am to hear this
Cursed I am to be lost in this search
It’s the muses lasting kiss
Tis blessed this curse

(9 Punkte)