Bands der StundeMeilensteine

BLEEDING, COMMUNIC, JACOBS MOOR, VANISH

 ~ Das Metal-Wunderblatt 2017 ~


Das Kleeblatt besitzt in vielen Kulturen eine symbolische Bedeutung. Der Schmetterlingsblütler aus der Pflanzenfamilie der Hülsenfrüchtler repräsentiert den Sommer und die Liebe. Das Christentum erkennt darin seine Dreifaltigkeit Gottes. Und das vierblättrige Kleeblatt gilt als der Glücksbringer schlechthin.

Das mächtigste, vierblättrige Kleeblatt des Jahres 2017 bilden im metallenen Universum das in diesem Jahr kaum zu übertreffende Quartett aus BLEEDING, COMMUNIC, JACOBS MOOR und VANISH.

Alle vier Gruppen spielen erlesenen Heavy Metal, der aufgrund seiner Wucht dem Power Metal zugeordnet werden muss. Zudem wohnt allen Vieren, mal mehr und mal weniger, eine gewisse Progressivität, oder schlichter und weniger abschreckend ausgedrückt, eine Vielfalt in ihrer Ausdrucksweise inne.

Während sich BLEEDING und vor allem COMMUNIC in einer Liga zusammen mit NEVERMORE wohlfühlen, gehen es VANISH und JACOBS MOOR herber und wuchtiger auf den Bahnen von METAL CHURCH und BIG HEAT an.

Allen vier Combos, von A bis Z, von BLEEDING bis VANISH, wollen wir dieselben, nicht vollends ernst gemeinten, aber direkten paar Fragen zu ihrem neuen Werk und ihrer musikalischen Ausrichtung stellen.

BLEEDING

BLEEDINGs neuestes Werk ´Elementum´ (Review siehe hier) verfängt sich zwar mittlerweile in den Webfäden der eigenen Schöpfung, muss aber für die Anhänger von DEPRESSIVE AGE als auch NEVERMORE und PSYCHOTIC WALTZ der Beginn einer langen Freundschaft, aus der Liebe werden kann, darstellen. Die Band um Sänger Haye Graf, den Gitarristen Jörg von der Fecht und Marc Nickel wurde immerhin bereits 2011 auf einem PSYCHOTIC WALTZ-Konzert gegründet, hat sich jedoch mit Elementen aus Thrash Metal sowie Prog Metal und der neuen Rhythmus-Sektion, bestehend aus Andreas ‚Theo‘ Tegeler und Heiko Spaarmann (beide auch POVERTY´S NO CRIME), längst einen eigenständigen Sound zurechtgerührt.

Wie viele Jahre Eures Lebens habt Ihr in das aktuelle Werk investiert?

Das lässt sich kaum beziffern. Konkret an diesem Album gearbeitet haben wir ca. zwei Jahre, wobei manches auch schon zu Zeiten von ´Behind Transparent Walls´ in Arbeit war. ´Macbeth´ z,B. hätte es fast noch mit auf den Vorgänger geschafft. Andererseits könnte man auch sagen, wir haben unser ganzes Leben lang auf dieses Album hingearbeitet, da natürlich unsere ganzen Erfahrungen, Eindrücke und Persönlichkeiten ihren Stempel hinterlassen haben und es sozusagen genau das Album geworden ist, das wir an dieser Stelle unserer gemeinsamen Entwicklung machen mussten.

Was ist Euch dieses Mal besonders gut gelungen? Natürlich Euer bestes Album …

Nun, es ist vermutlich unser ausgereiftestes Werk. Und wir sind alle sehr froh und stolz über das, was wir da fabriziert haben. Aber in der Intensität des Herstellungsprozesses geht einem als Beteiligter irgendwann auch ein bisschen das Urteilsvermögen abhanden, weil man einfach zu nah dran ist. Ob es wirklich unser bestes Album ist, werden wir wohl erst in der Rückschau sagen können. Zumindest scheint es ja ein paar Leute zu geben, denen es ganz gut gefällt und das freut uns natürlich riesig.

Spielt Ihr Progressive Metal oder Power Metal?

Keine Ahnung. Wir haben uns selbst eigentlich nie als besonders progressiv angesehen. Am ehesten vielleicht melodiöser Prog – Thrash im Stil der frühen Neunzigerjahre oder so ähnlich .. 🙂 Diese Genre – Bezeichnungen dienen ja am ehesten als Orientierungshilfe für Hörer, die im Dschungel der Stil-Vielfalt nach etwas suchen, was in ihr Beuteschema passt. Und da können wir sowohl mit dem Progressive- als auch mit dem Power Metal-Etikett sehr gut leben.

Mit welcher Band würdet Ihr aktuell am liebsten auf Tour gehen?

Auf unserer Wunschliste ganz oben stehen zur Zeit FATES WARNING, das wäre noch mal so ein Traum, nachdem ja dieses Jahr das von uns für unmöglich gehaltene eingetreten ist, nämlich im Vorprogramm von PSYCHOTIC WALTZ spielen zu dürfen. Außerdem stehen noch SYNAPTIK auf unserer Wunschliste, mit denen wir diesbezüglich auch schon im Kontakt sind. Na ja, und MEKONG DELTA natürlich, das wäre auch ein Hammer … 🙂

Welche Band, die sich längst aufgelöst hat, wählt Ihr für Eure imaginäre Tournee aus?

Da fällt mir sofort DEPRESSIVE AGE ein, mit denen wir ja auch des Öfteren verglichen werden, ich glaube, das würde passen wie Arsch auf Eimer.

Wie sieht die Zukunft des Power / Progressive Metal aus?

Die Zukunft? In unserem Song ´When They Come´ singe ich ja: „I am the truth I am the light just follow me I‘ be your guide“ – mit anderen Worten: mit ´Elementum´ gelingt BLEEDING der Durchbruch, wir reißen die Weltherrschaft an uns und erklären Progressive Metal zur Staatsreligion – na gut, im Ernst: Um die Zukunft dieser Spielrichtungen mache ich mir eigentlich keine Sorgen, bei der Masse an talentierten und hungrigen Musikern, die es gibt, wird es auch immer absolut hochkarätige Bands geben. Natürlich sind bestimmte Formen irgendwann ausgereizt, wie man es ja am Beispiel der diversen DREAM THEATER-Epigonen ganz gut sehen kann. Aber es schießen auch immer wieder total spannende und unkonventionelle Bands aus dem Boden, die den mittlerweile ja auch etwas in die Jahre gekommenen Herren Power und Prog frisches Blut in die Adern jagen.

 

COMMUNIC

COMMUNIC stellen das zweite Kleeblatt dar. Ihr neuestes Werk ´Where Echoes Gather´ (Review siehe hier) dürfte bei der Anhängerschaft als ein Schritt zurück zu den Wurzeln gefeiert werden, da es die vor vierzehn Jahren gegründeten Norweger diesmal vorgezogen haben, alte Songideen neuen Kompositionen vorzuziehen und somit ein geradezu klassisches COMMUNIC-Werk abliefern. Dass das Trio unter der Führung von Sänger und Gitarrist Oddleif Stensland weiterhin den Spirit von NEVERMORE am Leben hält, dürfte heutzutage kein Geheimnis mehr darstellen. Und mit ihrem aktuellen Werk gelangen sie wieder an die Spitze ihrer ausgereiften, persönlichen Stilistik.

Wie viele Jahre Eures Lebens habt Ihr in das aktuelle Werk investiert?

Wenn wir an das neue Album denken, dürften es mehr oder weniger 20 Jahre sein.

Was ist Euch dieses Mal besonders gut gelungen? Natürlich Euer bestes Album …

Ich denke, es ist ein Klischee, aber momentan fühlt es sich sehr cool und frisch an, es ist ein großartiges Album. Ob es das Beste ist, wird die Zeit beantworten. Ich denke auch, dass es für den Zuhörer ein forderndes Album ist, also müssen wir abwarten, wie es ausgehen wird, aber am Ende dürfte es als ein starkes Werk angesehen werden.

Spielt Ihr Progressive Metal oder Power Metal?

Wir spielen emotionalen, dynamischen, progressiven Power Thrash Metal, haha…

Mit welcher Band würdet Ihr aktuell am liebsten auf Tour gehen?

Ein Tour-Support, entweder bei FATES WARNING, MEGADETH, OVERVILL, TESTAMENT oder MACHINE HEAD, wäre sehr schön.

Welche Band, die sich längst aufgelöst hat, wählt Ihr für Eure imaginäre Tournee aus?

Lasst uns COMMUNIC vs. NEVERMORE wahr werden lassen 🙂

Wie sieht die Zukunft des Power / Progressive Metal aus?

Genauso gut und schwierig wie bislang. Die Grenzen liegen allein in den Händen derer, die ihren Träumen folgen. Ich denke nicht so viel über Kategorisierungen in der Musik nach. Spiele was immer du auch fühlst und habe dabei so viel Spaß wie es nur geht, am Ende wird es dich auf dem langen Weg glücklich machen.

 

JACOBS MOOR

JACOBS MOORs Zweitling (Review siehe hier) führt den bisherigen, sehr kernigen Weg der Österreicher fort. Dass sie ohne viel Schnickschnack für powervolle Abwechslung sorgen können, scheint ihnen im Blut zu liegen. Dass Sänger Ritchie Krenmaier einst bei STYGMA IV, STIGMATA und BIG HEAT das Metal-Heart streichelte, sollte alle Altanhänger hinter den rostigen Öfen hervorholen. Und dass sich die Herren Gitarristen Rupert Träxler und Johannes Pichler mit modernen Härtnerkapellen wie MACHINE HEAD messen wollen, kann ihnen auch in Zukunft viele junge Freunde bescheren. Ein wundervoller Metall-Bolzen herausragender Prägung.

Wie viele Jahre Eures Lebens habt Ihr in das aktuelle Werk investiert?

Richard: Circa zwei Jahre – ein Jahr Songwriting und Pre-Production plus 1 Jahr Recording, Mixing und Mastering.
Rainer: Also waren wir doppelt so schnell, als beim Debut-Album ´All That Starts´ :). Mastering haben wir zum ersten Mal woanders machen lassen, nämlich in den Fascinationstreet Studios in Schweden bei Tony Lindgren.

Was ist Euch dieses Mal besonders gut gelungen? Natürlich Euer bestes Album … und dies ganz im Metier des Progressive Metal oder Power Metal.

Richard: Ich hoffe natürlich, dass es unser bestes Album ist. Ich finde es ist in sich geschlossener und selbstbewusster als der Vorgänger. Unser Stil: Progressiv Power Thrash Metal.
Rainer: Es ist immer schwierig, das selbst zu beurteilen, ich habe das Gefühl, dass wir unseren eigenen Stil mit diesem Album noch mehr gefunden haben und die ersten Reviews sind überaus positiv bis euphorisch.

Mit welcher Band würdet Ihr aktuell am liebsten auf Tour gehen?

Richard und Rainer: MACHINE HEAD

Welche Band, die sich längst aufgelöst hat, wählt Ihr für Eure imaginäre Tournee aus?

Richard: FORBIDDEN
Rainer: DEATH

Wie sieht die Zukunft des Power / Progressive Metal aus?

Richard: Metal dieser Prägung ist wieder im Underground und ich glaube dort wird er noch ein bisschen bleiben. Aber wer weiß?
Rainer: Naja, es gibt schon kommerziell erfolgreiche Bands, wie z.B. BLIND GUARDIAN oder DREAM THEATER. Aktuell freue ich mich über die immer größer und bekannter werdenden LEPROUS, auch wenn sie sich mit dem neuen Album ein gutes Stück vom Metal entfernt haben. Verglichen mit Pop oder Schlager reden wir bei Power / Progressive Metal aber sicher eher von einer Underground-„Bewegung“ und das wird wohl auch so bleiben.

 

VANISH

Unser viertes und unwiderstehliches Kleeblatt sind VANISH. Deren Drittwerk (Review siehe hier) fühlt sich abermals in der anspruchsvollen Schule des Power Metal unter Einbeziehung von Prog, Thrash und Emotionen wohl. Eine herausragende Stimme zeichnet alle vier Gruppen – und somit selbstredend auch VANISH und ihren Sänger Bastian Rose aus. Dabei zehren sie ihre Melodiösität aus ähnlichen Ursprüngen wie JACOBS MOOR und bringen die drückenden Songs mit echten Hooklines auf den Weg. Siebzehn Jahre existieren VANISH und befinden sich im Moment, sogar seit ihrem letzten 2014er Album, auf dem kompositorischen Gipfel. Das erfreut nicht nur die restlichen Bandmitglieder, Philipp Schönle und Thomas Rösch, Daniele Dei Giudici und Ralf Nopper, sondern die wachsende Anhängerschar.

Wie viele Jahre Eures Lebens habt Ihr in das aktuelle Werk investiert?

Zwei Jahre. Das aktuelle Album hat ca. zwei Jahre in Beschlag genommen, eineinhalb Jahre für das Songwriting und dann für Aufnahmen, Mix und Mastering nochmal ein halbes Jahr, da wir alles selbst gemacht haben.

Was ist Euch dieses Mal besonders gut gelungen? Natürlich Euer bestes Album …

Natürlich. Wir finden die Reviews sind auch sehr gut bisher, wir warten noch auf die ersten Verkaufszahlen.

Spielt Ihr Progressive Metal oder Power Metal?

Power Metal mit Prog und Thrash Einflüssen.

Mit welcher Band würdet Ihr aktuell am liebsten auf Tour gehen?

Jede Band, die die Hallen voll bekommt und coole Mucke macht.

Welche Band, die sich längst aufgelöst hat, wählt Ihr für Eure imaginäre Tournee aus?

Irgendwas mit DIO, er ist der Beste!

Wie sieht die Zukunft des Power / Progressive Metal aus?

VANISH wird rasant aufsteigen und den Power-Prog wieder großmachen! Was auch sonst 😉

 

Geht´s noch besser? Hört selbst und hört Euch glücklich – mit vier Glücksmomenten des Jahres 2017.


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