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BRIAN SLAGEL – For The Sake Of Heaviness

The History Of Metal Blade Records-Box


Wer wissen will, wo die Keimzelle des US Metal ihren Ursprung fand und von wo aus der US amerikanische Metal der 80s seinen Erfolgszug über die gesamte Welt hinweg nahm, muss sich mit der Lebensgeschichte einer der Initiatoren dieser Welle beschäftigen: Brian Slagel.

Dieser präsentiert zum 35-jährigen Firmenjubiläum die Erfolgsgeschichte seines Labels ‚Metal Blade‘. Gemeinsam mit Mark Eglinton geschrieben, erzählt ´For The Sake Of Heaviness´ nicht nur den Aufstieg von einem Ein-Mann-Label zu einem der führenden Independent-Metal-Labels, sondern lässt die Philosophie des in Los Angeles als Sohn einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsenen Mannes erkennen. Bis heute ist das Label wie eine große Familie und Brian Slagel immer noch Fan, Buddy und Musik-Experte.

Mit einem Vorwort von Metallicas Lars Ulrich ausgestattet, enthält das Buch viele Einschübe von Weggefährten wie John Kornarens, mit dem er die Szene durchforstete und das Fanzine ´The New Heavy Metal Revue´ startete, oder diversen Musikern, u.a. Joey Vera und John Bush (Armored Saint), Kerry King (Slayer), Lizzy Borden, Chris Barnes (Six Feet Under), Brad Roberts (GWAR), Betsy Weiss (Bitch), James Hetfield sowie King Diamond.

Wie so oft sind die Anfangsjahre, die Sturm- und Drangjahre von Brian Slagel, am interessantesten. Und natürlich ist die Geschichte von Metal Blade mit der von Brian Slagel unzertrennbar. Somit erleben wir einen heranwachsenden jungen Mann, der sich im sonnigen Los Angeles der 70s mit Baseball beschäftigt, letztlich aber seine Initialzündung hinsichtlich der Musik durch Deep Purples ´Machine Head´ erlebt. Black Sabbath alsbald ebenso entdeckt und 1979 als 18-jähriger Mann gut 250 Konzerte im Jahr besucht. Alles was gefällt, wird auch genossen: Dead Kennedys, X, Wall of Voodoo sowie Van Halen, Snow (mit Carlos Cavazo von den späteren Quiet Riot) und Xciter (mit George Lynch). Als er den Split der erfolglosen The Kats, angeführt vom Ex-Ehemann von Demi Moore, erleben muss, entstehen erste Gedanken, eigenständig Platten zu verkaufen. Denn in diesen Zeiten, in denen das Ziel aller Bands auf einen Plattendeal hinauslief, und den heutigen war und ist Brian Slagels Anliegen, andere Menschen auf großartige Musik aufmerksam zu machen, seine Begeisterung mit anderen teilen zu können.

Nach KISS und AC/DC entdeckt er Iron Maidens ‚The Soundhouse Tapes‘ und seine Liebe zur NWoBHM. Das ist der endgültige Beginn einer ausgiebigen Musikleidenschaft. Er verkauft anfangs als Tape-Trader natürlich Kassetten, ebenfalls um Geld für neue Plattenkäufe zu generieren. Dann stehen Mötley Crüe, denen er hilft, die ersten 900 Alben an den Mann zu bringen, und Ratt, mit ihrem Judas Priest-Image, plötzlich in der Szene. Er kommt in Kontakt mit Plattenfirmen, hält sich zweimal am Tag im Plattenladen auf, bis er dort anfängt, zu arbeiten, holt die NWoBHM-Alben via Import ins Land, versorgt Radio-Stationen und organisiert Club-Shows. Bald wird es für jeden im Business zu einer Win-win-Situation, eine Bekanntschaft mit Brian zu pflegen.

Schließlich reift die Idee, in bester britischer NWoBHM-do-it-yourself-Manier eine Kompilation zu kreieren, da ihm die Verbreitung seines Fanzines nicht weit genug geht. Erneut ohne Vorkenntnisse fragt er bei Distributoren an, diese an den Mann zu bringen. Er muss nur das Geld für 2.500 Alben auftreiben. Seinem langjährigen Freund Lars Ulrich verspricht er immerhin einen Platz auf diesem. Der liefert in letzter Sekunde einen Demo-Song mit den zusammengetrommelten Metallica ab. Der Rest ist Geschichte. Die Band steigt in den Olymp auf und Metal Blade werden tatsächlich zu einem wichtigen Independent-Label. Brian arbeitet sieben Tage die Woche, 18 und manchmal 20 Stunden am Tag.

Ausgiebig berichtet Brian Slagel in der Anthology von den ersten Schritten Metallicas und weit mehr von den ersten Slayer-Jahren sowie ihrem laut Brian besten Album ‚Hell Awaits‘. Obwohl zu diesen Zeiten die Studiokosten den größten Faktor ausmachen, laufen SLAYER lieber mit Spritzpistolen durchs Studio und furzen um die Wette. Hier wünscht sich der Leser gerne, viele weitere Anekdoten zu hören, um in den guten, alten Zeiten zu verweilen. Später stehen Cannibal Corpse, Goo Goo Dolls und Gwar im Mittelpunkt der Erzählungen.

In den 80ern ist die hiesige Szene jedenfalls eine große Familie, Armored Saint und Metallica, Savage Grace, Omen, Bitch und Steeler, alle hängen zusammen ab, aber nur von einer Party dürfen wir mehr erfahren. Das Epizentrum der Szene befindet sich nämlich in Nord Hollywood, im Elternhaus von Betsy Weiss (Bitch). Und Lizzy Borden umschreibt die Szene am schönsten:

All the local bands that were a liated with Metal Blade at the time: us, Armored Saint, Bitch, and Metallica, would show up at Brian’s house for horror nights. We’d all sit around watching these really terrible horror movies like Dr. Butcher. It was so fun, and the camaraderie at the time was really important. None of the bands sounded the same, and I always thought that was really interesting. But all of us hanging out in the same place, watching the same movies, having a few beers -that was probably the equivalent of UK bands going to the pub.

Brian glaubt an Metallica, die in der Glam-Szene von L.A. als Punks betrachtet werden, empfiehlt ihnen Cliff Burton und später Jason Newsted als neuen Bass-Spieler, macht aber keine Platte mit ihnen und überlässt auch Exodus einem Freund aus New York. Trauert jedoch bis heute Metal Church, Overkill, Anthrax und vor allem Megadeth nach. Weil er zwischen 1987 und 1989 nicht einsehen mag, dass Vinyl von heute auf morgen von den Läden als „out“ angesehen wird, treibt diese Veränderung Metal Blade fast in den Ruin. Dennoch will er das Label weiterhin eher aus der Sicht eines Musikanhängers betreiben, wobei er sich immer wieder aufs Neue erinnern muss, ein Geschäft zu führen. So erfreut er sich weiter am Metal als andere diesen für tot erklären, an Cannibal Corpse, Gwar, Mercyful Fate und Six Feet Under in den 90s. Daher kehren Metal Blade dem Metal weder den Rücken zu, noch folgen sie dem Ruf des Grunge. Brian findet sogar Korn und Tool klasse, kann beim Kampf der Labels aber nicht mit den Majors in den Ring steigen. Zudem findet er am Metalcore in den 00s mit seinen eigenen, unter Vertrag genommenen Bands As I Lay Dying, The Black Dahlia Murder und Unearth gefallen.

Oft gibt er im Buch seine Gedanken kund, weshalb es diese oder jene Band, Lizzy Borden oder Fates Warning, nicht geschafft hat. Jeder unterbliebene Durchbruch auf breiter Ebene ist seiner Ansicht nach jedoch nicht die Schuld eines Labels, denn die Bands machen ihren größten Fehler, jemandem ohne Business-Kenntnisse die Belange der Band zu übertragen. Allein diese Fehlentscheidungen im Business brechen Ihnen das Genick. Burn The Priest rät er beispielsweise den Namen zu ändern, um ganz groß zu werden, also nannten diese sich Lamb Of God. Und so hören selbst heutzutage noch viele Menschen auf seinen Rat.

Mit ´For The Sake Of Heaviness: The History Of Metal Blade Records´ kann jeder diesen viel zu kurzen 35-jährigen Streifzug durch ein Leben mit Musik nachempfinden und gar mit Brian Slagel einen kleinen Blick in die Zukunft wagen.

´For The Sake Of Heaviness: The History Of Metal Blade Records´ erscheint in einer Box-Set-Version mit Signatur des Autors auf dem Buchdeckel, Lesezeichen und einer Kassette, die in Old-school-Aufmachung Filetstücke aus alten Zeiten und der Moderne enthält:

SIDE A
1. Fates Warning ´Guardian´
2. Lizzy Borden ´Lord of the Flies´
3. Omen ´Holy Martyr´
4. Cirith Ungol ´Black Machine´
5. GWAR ´Gor-Gor´
6. Cannibal Corpse ´Stripped, Raped, and Strangled´
7. Six Feet Under ´War Is Coming´

SIDE B
1. Mercyful Fate ´Egypt´
2. King Diamond ´Voodoo´
3. The Black Dahlia Murder ´Funeral Thirst´
4. Unearth ´Black Hearts Now Reign´
5. Amon Amarth ´Twilight of the Thunder God´
6. Visigoth ´From the Arcane Mists of Prophecy´