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WUCAN – Vikarma EP

~ 2014 (Metalizer Records) – Stil: Psychedelic Blues Rock ~


Wer PENTAGRAM, KADAVAR und WITCHCRAFT covert, kann schon mal kein schlechter Mensch sein. Wer dazu noch gut aussieht, eine kraftvolle Bluesstimme hat und die Songs vor der Webcam gekonnt auf der Akustischen vollführt, der muss sich nicht wundern, wenn die Youtube-Gemeinde Feuer fängt.

So begann vor zwei Jahren die öffentliche Geschichte der Sängerin und Songwriterin Francis Tobolsky. Inzwischen hat die 22-jährige Dresdnerin mit ihrer Band WUCAN zwei Demosongs veröffentlicht, und nun auch die erste EP eingespielt, die in limitierter Vinyl-Auflage bei Metalizer Records erscheint.

Um’s vorwegzunehmen: Das Teil gehört in die Reihe der Rohdiamanten, wie sie dieser Tage für gewöhnlich nur in Schweden oder Kalifornien entdeckt werden. Federleichter Seventies-(Kraut)rock mit genügend Wumms und Biss, um auch beim aufgeschlossenen Metalpublikum punkten zu können. Der WUCAN-Gig beim ‚Hammer Of Doom‘ Mitte November in Würzburg war jedenfalls für nicht wenige Besucher einer der Höhepunkte des Festivals.

Die Live-Power der Band hat Produzent und ELOY-Keyboarder Michael Gerlach auf ‚Vikarma‘ sehr gut eingefangen. Von den fünf Songs fällt lediglich das BLACK-SABBATH-inspirierte ‚Dopetrotter‘ leicht ab. Hier wurde das Demo nur remastert; man erlebt die Band also im Frühstadium, was zwar seinen headbangenden Charme hat, an manchen Stellen allerdings noch etwas untight klingt.

Mäkeln auf hohem Niveau. Der Rest des Materials muss sich vor den zeitgenössischen Siebziger-Verehrern keinesfalls verstecken. Im Gegenteil: Das eröffnende ‚Franis Vikarma‘ hat mit seinem Groove und dem hypnotischen Querflöte-Gitarren-Thema gar das Zeug zum Hit.

Großäugiger Kommentar unseres Achtjährigen beim Erstkontakt: „Papa! Mein Popo hört nicht mehr auf zu wackeln!“ Ging dem Papa genauso…

‚Frank‘, der andere – allerdings neu eingespielte – Demosong, ist ein flotter, ausgelassener Blues, wie ihn auch Erins Pillen nicht besser hinbekommen hätten. Bei ‚Big Red Bun‘, das die B-Seite eröffnet, offenbart sich die folkige Seite der Band. Zart-verträumte Gitarrenklänge, Gesang an der langen Leine, ehe die Rhythmusfraktion das Tempo anzieht und Francis wieder mit ihren Flötenklängen betört. Der JETHRO-TULL-Vergleich – hier lässt er sich nicht vermeiden.

Ihr Gesellenstück haben sich WUCAN sinnigerweise für den Schluss aufgehoben. ‚Wizard Of Concrete Jungle‘ fegt in seinen guten neun Minuten die letzten Zweifel am Hechtstatus im Talenteteich vom Tisch. Wie die Band den Geist von BUFFALO SPRINGFIELD mit RORY-GALLAGHER-Feuer und FRUMPY-Gespür zu einem orgiastisch kollabierenden und sich danach langsam wieder aufbäumenden Songorgan verbindet, hat echte Klasse. ‚I’m Not A Girl Of Your Time‘, singt Francis. Zum Glück hält unsere Zeit noch solche Bands wie WUCAN bereit.

Keine Frage, diese EP ist ein Pflichtkauf – auf das Album im Frühjahr 2015 darf man sich ebenso freuen wie auf die Deutschland-Tour im März als Vorband der famosen SIENA ROOT.

(dicke, hoffnungsvolle 8 Punkte)

 

P.S.: Das Web-Tagebuch von Sängerin Francis (franis-vikarma.de) ist nicht nur ansprechend gestaltet und humorvoll geschrieben, sondern auch überaus informativ. Textliche Hintergründe, musikalische Inspirationen, Erlebnisse beim Videodreh, hier steht alles drin, was man über WUCAN wissen muss – unbedingt reinklicken.