PlattenkritikenPressfrisch

WITCHGRAVE – Witchgrave

2013 (High Roller Records) – Stil: Heavy Metal


Die Jungs von WITCHGRAVE müssen aus dem dreckigsten Grab, aus der dunkelsten Gruft empor gestiegen sein. Ob dies die Grabstätte einer Hexe war, ist nicht überliefert worden. Sie spielen jedenfalls räudig und infernal, als wären sie dem Gehörnten begegnet. Vielleicht war es auch ein weiblicher Satansbraten, der Jocke Norberg (Gesang und Bass, auch INVERTED CROSS), Tobbe Ander (Gitarre, auch SLINGBLADE), Gabriel Forslund (Gitarre, auch ANTICHRIST) und Sven Nilsson (Drums, auch ANTICHRIST) den Weg gewiesen hat. Zumindest verbreiten sie gar teuflisch schöne Schauergeschichten in alten Gewändern, jedoch neu zusammen geschneidert. Nach der EP `The Devil’s Night` (2010) legen WITCHGRAVE nun ihr selbstbetiteltes Debütalbum vor. “The sound is clearer and more powerful, but still raw, drunk and dirty”, wie sich der Sänger leibhaftig ausdrückt, doch letzteres umschreibt auch wunderbar seinen rauen und räudigen Gesang, der dem Geschrei und Gebrüll von Männern in durchzechter Nacht, zwar kontrollierter, aber fast ebenbürtig ist. Nicht gewollte Ähnlichkeiten zu VENOM oder MOTÖRHEAD sind dabei nicht von der Hand zu weisen. Und gerade erstgenannte Band hatte schon anno dazumal ein satanistisches Image, das hier auch in okkulten Themen und dergleichen seine Anwendung findet. Also, alles schon einmal da gewesen? Nein, so kann man es nicht sagen, da genau diese Mischung bisher noch nicht am Musikhorizont aufgetaucht ist. Denn zu dieser rotzigen Attitüde kommt ein Soundgebräu aus NWoBHM, etwas JUDAS PRIEST, eine kleine Prise BLACK SABBATH und dazu zum Teil hoch melodische Gitarrenleads, deren Urheber ganz gewiss THIN LIZZY bewundern. Was zählt, sind am Ende die Songs und davon haben WITCHGRAVE ein paar recht gute Dinger vorzuweisen. Der schnelle Opener `Raising Hell` mit kurz eingestreutem „uhh“-Laut. Gefolgt vom fast neo-klassizistisch beginnenden Highlight `The Virgin Must Die`, das dann aber in einen latenten THIN LIZZY-Groove übergeht, während `Rites Of The Dead` in den Zwischenparts TONY IOMMI zum Vorschein kommen lässt. `The Apparition` hat am Ende des Songs einen KING DIAMOND-Part und dann kommt es zum Äußersten, denn „the highway took my soul“ (´Motorcycle Killer´). Ein echt goiles und cooles Album, das aber leider im letzten Drittel etwas nachlässt.

(7 Punkte)