PlattenkritikenPressfrisch

WARRIOR – Invasion imminent

2017 (Independent) – Stil: NWoBHM


Ich habe noch ihre alte ‚Back When It Comes To Love‘-7inch aus den frühen 80ern und eine später, so halblegal veröffentlichte Live-CD. Eigentlich wähnte ich WARRIOR aus Newcastle upon Thyne bereits seit 33 Jahren im Reich des Hades, aber gerade in den letzten vier Jahren gab es unzählige Reunions von alten englischen Heavyrockern, so dass man nach 30 Jahren Pause auch die altehrwürdigen WARRIOR wieder begrüßen kann.

Gitarrist Dave Dawson und Sänger Eddie Smith Halliday haben sich mit drei jüngeren Rockkriegern verstärkt, darunter der zeitweilige BLITZKRIEG-Bassist Bill Baxter, und nach ein paar Jahren Anlaufzeit ‚Invasion Imminent‘ an den Start gebracht. Da NEAT RECORDS wohl für immer tot sind, kein anderes Label bisher angebissen hat und man eigentlich auch selbst gerne die Kontrolle über das eigene Material behält, gibt es die Scheibe eben als Eigenpressung. Der leicht bunt schimmernde Boden des mutmaßlichen Silberlings macht sie als Pro Print CDr erkennbar, aber so weit ist alles relativ gut, sie spielt sogar in meinem Pro Print untauglichen Player perfekt. Den gleichen Weg sind vor Jahren ja schon SOLDIER mit ihrem ‚Dogs Of War‘-Album gegangen. Nicht wirklich so supertoll, aber man kann damit leben. Ich zumindest.

Musik gibt es auch. Nach einem zweiminütigen Intro knattern zwei erdige, wuchtige Heavy Metal-Songs mit hardrockiger Kante aus den Boxen. ‚Trojan Horse‘ und ‚Second Chance‘ sind solide Stücke, die sicherlich wenig originell daherkommen, aber durch ihre ehrliche und kantige Art sehr sympathisch wirken. WARRIOR waren ja immer schon eine der eher klassischen Heavyrockbands und das klingt stets durch. Mit dem epischen, wogenden ‚Rise Of The Warriors‘ gibt es ein tolles Highlight. Keyboards untermalen dezent den hymnischen Mid-Tempo-Song, die mystischen Gesangsmelodien lassen Deine Seele glühen. Dave Dawson an der Leadgitarre ist brillant. Tolle Leadgitarren, tolle Riffs und packende Rhythmen bauen dem mittelhohen, ausdrucksstarken Gesang von Eddie ein feines Fundament. ‚Voices‘ ist mehr Heavy Metal Rock und deutlich bodenständiger, hat aber schöne Gesangslinien mit etwas abseitigeren Melodien, die den Hörer faszinieren. Auch hier brilliert die Leadgitarre und wird von einer soliden Rhythmusfraktion unterstützt.

‚Oblivion‘ und ‚Who Will Win‘ sind dann klassischer NWoBHM-Stoff. Rock’n’Roll mit coolen Riffs, feurigen Soli, gerade bei ‚Oblivion‘, und knackig treibendem Beat. Dave lässt seine Gitarre aufheulen wie den Motor eines Sportwagens und brodelt sich durch einprägsame Leads. 1982 ist gar nicht so weit weg für diesen Moment. ‚Black Middens‘ hat einen schönen Shuffle-Rhythmus und knackt die Schädel mit seinem machtvollen Hauptriff. Typisch für 1982 eigentlich, aber mit wuchtigerem Klang. Altmetaller werden dieses Stück lieben. Eddie mit seiner originellen Stimme ist hier der herausragende Aspekt. Die Melodien sind erdig, die ganze Komposition ist urtraditionell. Ein paar düstere Passagen mit fast doomigem Charakter und etwas verspielteren Momenten halten den Spannungsbogen aufrecht. Wieder brechen fantastische, klassische Heavy Metal-Soli alles auf und sprühen gleich einem Feuerwerk über dem Song. Das nächste Highlight folgt nach dem erneut soliden Kraftrocker ‚Riding The Waves‘ mit dem melodischen Titelsong. So ergreifend tolle Leadgitarren, Soli, emotionsgeladene, dennoch erdige Gesangslinien und eine gewisse Grundmelancholie bei aller Power machen das Stück zu einem absoluten Hit. 1982 wird gen 2017 teleportiert und zeugt von der Qualität der WARRIORschen Musik. ‚Downfall Of The Tyrant‘ beschließt kraftvoll treibend das Album.

Ein sehr sympathisches und auch in den etwas biedereren Augenblicken gutklassiges Album mit vielen Hymnen, die schon zur originalen NWoBHM-Zeit dafür gesorgt hätten, dass man sie 35 Jahre später noch liebt.

(8 Punkte)

Die CD gibt es bei http://www.warriorofficial.co.uk/ und dem einen oder anderen einschlägigen Mailorder.