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VILLAGERS OF IOANNINA CITY – Riza

~ 2014 (Mantra Records) – Stil: (Greek-) Psych-Rock ~


Die Hitze glüht fiebrig über dem Asphalt, der sich fast durchgehend als durchlöcherte Fahrbahndecke entpuppt. Der Wagen schleicht wie ein verletzter Krieger über die letzten Meter hin bis zur nächsten Anhöhe. Am Abgrund angekommen, entweicht jegliches Kühlwasser. Die verbeulte Motorhaube ist unter dieser nebelartigen Wolke kaum zu erkennen, derweil die Hitze an Mensch und Gefährt fortwährend zehrt. Erste Töne erklingen. Fiebrige Töne aus allergrößter Hitze. Die Nacht bricht langsam an, doch die Hitze scheint aus unerfindlichen Gründen nicht abzuklingen.

VILLAGERS OF IOANNINA CITY (V.I.C) sind eine äußerst experimentelle Band aus Hellas. Entstanden aus eben solch einer heftigen Glut und Hitze, wie sie 1991 `Tribe After Tribe´ entstehen ließ. Langsam melancholisch dahinfließend, aber trotzdem mit unbändiger Energie und Wildheit emporschwellend. Während sich damals afrikanische Einflüsse mit Rock- und Alternativ-Sounds vermischten, lassen V.I.C griechische Einflüsse mit Psychedelic- und Rock-Sounds erklingen, die ebenfalls vollkommen eigenständige Weltmusik entstehen lassen. Genauso heiß und gar so wild brodelnd.

Im Jahre 2007 wurden V.I.C gegründet, nahmen in 2010 eine Promo-CD auf, um jetzt ihr Debüt-Album ´Riza´ vorzulegen. Nach vier – mit Proben, Konzertreisen und den Aufnahmen – ausgefüllten Jahren, haben Alex Karametis (Gitarre, Gesang), Akis Zois (Bass), Aris Giannopoulos Drums), Konstantis Pistiolis (Clarino, Caval) und Achilleas Radis (Keyboards) es schließlich geschafft, dieses Werk mit ihren gewonnenen Erfahrungen zu vollenden.

Unter der sternenklaren Hitze der Nacht entsteht dabei ein Soundkosmos aus Post Rock, Psychedelic, Tribal, Jazz und griechischem Folk. Und dieser Sound wird meist von einer wilden Klarinette dominiert, die in Griechenland besser als Clarino bekannt ist und nicht nur in der traditionellen Folk-Musik häufig genutzt wird, wobei sie dem ungeübten Ohr womöglich wie eine Trompete aus der Ferne vorkommt oder wie es manche Autoren schon mit der Umschreibung – ähnlich einer Schiffssirene aus weiter Entfernung oder gar annähernd einer Jazz-Sängerin – immer wieder unzureichend versucht haben zu erklären.

Griechische, traditionelle Musik aus Epirus, durch Rock und Psychedelic schier überbordend mit einer Heavy-Clarino vermengt, trifft auf illustre Gesellschaften wie CRIPPLED BLACK PHOENIX, PHASE, TRIBE AFTER TRIBE, KYUSS, SOFT MACHINE und klingt selbstredend trotzdem nur so wie V.I.C – einzigartig.

Das Album wurde als Doppel-LP (500 Stück) und CD (500 handnummerierte CDs) auf ihrem eigens gegründeten Label herausgebracht, sowie kostenlos auf ihrer Bandcamp-Seite als Download angeboten („And that’s not because we are wealthy and we don’t need money. The truth is that we need your support now, more than ever! Whoever wants can contribute financially to our band by giving some money with the album downloading. But even if you don’t, you’ll make us happy too, since you listen to our music.“).

Play this wild clarino. Gehet hin und höret diese Klänge …

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/vic.epirus

http://vicband.bandcamp.com/