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UNIVERSE 217 – Change

~ 2016 (Ván Records) – Stil: Experimental Doom ~


Barrierefreies Denken, Inspiration, Wiedererkennungswert – Begriffe, die bedauerlicherweise nur auf die wenigsten Vertreter unseres geliebten harten Geschäfts zutreffen. UNIVERSE 217 aus Athen sind eine dieser goldwerten Ausnahmen. Vor neun Jahren gegründet hat sich die Band auf bislang drei LPs und zwei EPs erfolgreich sämtlichen Schubladen verweigert. Experimental Doom Metal kommt der Sache so nah wie möglich, ohne irgendwelche nichtssagenden „Post-xy“-Stilrichtungen bemühen zu müssen.

Auf ‚Change‘, dem Nachfolger der in ihrer luftigen Verträumtheit beinahe schon positiven ‚Ease‘-EP, zeigen sich UNIVERSE 217 abermals gehäutet. Die Kontraste sind härter, die emotionalen Schluchten tiefer denn je. Dunkel schimmernde Hevydevy-Riffgebirge wie im eröffnenden ‚Undone‘ türmen sich vor dem inneren Auge auf, ehe Tanya Leontiou ihre ehrfurchtsgebietende Stimme erhebt. Mächtige Drums, ein ebensolcher Bass, dazu der hypnotische, in seiner Präsenz an Mlny Parsonz (ROYAL THUNDER) erinnernde Gesang – fünf Minuten lang ein einziges Treiben und Wogen.

‚Counting Hours‘ setzt die Reise konsequent fort. Königin Tanya reitet auf einem schuppigen Basslauf, herrisch, anklagend, entfesselt schreiend, während sich die Gitarren von einem Abgrund in den nächsten stürzen. ‚Here Comes‘ ist eher sphärisch gelagert, unterschwellig angetrieben vom Bass, mit einem Refrain wie ein Keulenschlag. Düstere A PERFECT CIRCLE oder PORCUPINE TREE zu ‚In Absentia‘-Zeiten kommen einem hier in den Sinn – auch beim stampfenden ‚Rest Here‘, das im niedrigpulsigen zweiten Teil den seligen Peter Steele und TYPE O NEGATIVE auferstehen lässt.

Nein, Sonnenlicht ist nicht das Spezialgebiet von UNIVERSE 217. Die melancholische erste Hälfte des brillanten ‚Burn‘ ist eher fluoreszierender Natur, und – man ahnt es – nur ein kurzes Luftholen, bevor die Hand of Doom wieder zupackt und uns hinabzieht in Höhlen, wo FEAR OF GOD seit 25 Jahren in Endlosschleife laufen. ‚Call‘ ist als Rettungsanker nur bedingt geeignet, nach der vom Darkwave inspirierten Ouvertüre führt uns Tanya mit Sprechgesang zu einer Drum-Eruption, um im dramatischen Finale den Boden für das abschließende Titelstück zu bereiten.

Zwölf Minuten und 23 Sekunden dauert dieses ‚Change‘, ein Meisterstück in Sachen Dynamik und beklemmender Atmosphäre. Kollabierend, als sich Frau Leontiou nach gut sechs Minuten zu einer Art Hookline emporgeschwungen hat, erfolgreich reanimiert unter spacigen Synthieklängen und einschmeichelndem Gesang, der die Stimmung des geschmackvollen Covers in Schallwellen übersetzt.

Ein weiterer Pflichtkauf also aus dem Hause UNIVERSE 217. Und man ahnt, dass dieser Kreativkosmos noch einige herrlich dunkle Sterne gebären wird.

(8,5 Punkte)

https://universe217.bandcamp.com/album/change