PlattenkritikenPressfrisch

TRIAL (swe) – Motherless

2017 (Metal Blade) – Stil: Progressive Occult Metal


Der erste Durchgang: eine kleine Enttäuschung. Bedauerlicherweise scheint TRIAL das Hymnenpulver feucht geworden zu sein, das den Vorgänger ‚Vessel‘ zu einem der besten Alben des Jahres 2015 machte. Nächster Anlauf, langsam trocknet’s. Und nun, nach einem halben Dutzend Runden im Innenohr: Funkenflug und doch noch peng!

Auch mit Album Nummer drei, ihrem ersten bei Metal Blade und mit namensrechtlich bedingter Länderklammer, bleiben die Schweden also ganz oben in der königlichen Erbfolge. Allzu direkte Anleihen bei ihrer diamantenen Durchlaucht waren zwar schon auf ‚Vessel‘ verpönt, trotzdem ist die Grundinspiration auch auf ‚Motherless‘ unverkennbar. Macht ja nichts, wenn sich der eigene Ansatz in so fordernden wie fesselnden Kompositionen wie dem eröffnenden Titelsong manifestiert, mit dem TRIAL ihren Mix aus klassischer Schmiedekunst und rasender Schwarzwurzelei weiter verfeinern. Das Trommel- und Orgelritual ‚In Empyrean Labour‘ überzeugt mit Atmosphäre, beim anschließenden ‚Cold Comes The Night‘ allerdings will die Fledermaus trotz ordentlicher Riffpower unter den Flügeln nicht richtig abheben. Gleiches gilt für das halbballadeske, aber in seiner Kopflastigkeit dezent nervende ‚Juxtaposed‘ – nicht jeder hat das Zeug zum GHOST.

‚Aligerous Architect‘ macht mit seiner Dynamik und den clever gesetzten Breaks wieder Boden gut, den Gipfel der Scheibe erklimmen TRIAL aber erst mit ‚Birth‘, ‚Embodiment‘ und ‚Rebirth‘, die als gut zwanzigminütiger Dreiteiler gesehen und gehört werden müssen. Ähnlich wie im großartigen ‚Restless Blood‘ des Vorgängers bündelt das Quintett hier noch einmal all seine Stärken in einem echten Epos, das im BATHORY-Riffschiff im Dreivierteltakt Richtung Walhall (oder Weltall) segelt, um dort zu Streicherklängen hinter der Sonne zu verschwinden. Kunst. Genau wie das abermals großartige Covergemälde von Costin Chioreanu.

Qualitätskauf.

(8 Punkte)