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THRESHOLD – March Of Progress

2012 (Nuclear Blast/ Warner) – Stil: Prog-Metal


Fünf Jahre nach dem grandiosen Vorgänger `Dead Reckoning` schließen THRESHOLD mit `March Of Progress` nahtlos an den Vorgänger an. Nach dem überraschenden Ausstieg von Andrew „Mac“ McDermott († 2011) im Jahre 2007 war die Rückkehr von Damian Wilson als Sänger die einleuchtende Schlussfolgerung. Damien Wilson, der schon die Alben número uno (`Wounded Land`, 1993) und número tres (`Extinct Instinct`, 1997) eingesungen hatte, ist nicht nur die einzig logische, sondern auch die beste Wahl gewesen. Man denke nur an all die AYREON Alben, auf denen er mit jedem Beitrag den jeweiligen Song veredelt hat und mit seinem einzigartigen Gesang zwischen all den anderen herausragenden Sängern oder Sängerinnen bei diesem Projekt unüberhörbar herausragte; oder an die mit LANDMARQ eingesungenen Neo-Progressiven Klassiker (`Solitary Witness` und im besonderen `Infinity Parade`).

“But Time After Time, We Believe In Better, Never Let A Chance Pass Us By…But We Think We’re On A March Of Progress“, doch THRESHOLD befinden sich mitnichten, wie im Eröffnungstrack `Ashes` angedacht, im Wandel oder gehen gar den Weg des Fortschritts, nein, die zuletzt beschrittenen Pfade werden auf `March Of Progress` weiter ausgetreten und beständig verfeinert. Karl Groom (Gitarre) und Richard West (Keyboards) bilden weiterhin das Hauptsongwriter-Team und liefern vertraute Qualität ab. Die fast durchgängig eingängige Songausrichtung (`Staring At The Sun`, `That`s Why We Came`) lässt sich auch nach mehrmaligem Hörgenuss nicht entkräften. Es fehlen daneben etwas die kleinen Epen, die in einem Lied Songstrukturen von mindestens zwei Liedern enthalten; mit dem Highlight des gesamten Albums (`The Hours`) ist aber immerhin ein überragender Vertreter dieser Songgattung vorhanden und der Abschlusstrack `The Rubicon` steht diesem in seiner Art zumindest in nichts nach. Überhaupt scheint die erste Hälfte des Albums eingängiger als der Rest zu sein, da mit `Ashes`, `Return Of The Thought Police` und `Staring At The Sun` gleich drei Hook-Monster hintereinander folgen, die aber nicht die Größe eines `Slipstream` vom Vorgänger-Album besitzen. Auch einen erhabenen leicht melancholischen Übertrack wie `Hollow` (ebenfalls von `Dead Reckoning`) hat `March Of Progress` nicht zu bieten. In der Gesamtheit macht das neue Album aber einen sehr homogenen Eindruck und kann das Gesamtniveau des Vorgängers gänzlich halten. Die Krone des Prog-Metals entreißen THRESHOLD einem der bisherigen Anwärter (ETHEREAL ARCHITECT mit ihrem Album `Monolith`) hier mit Leichtigkeit, denn solch melodische Prog-Metal-Songs präsentiert in dieser Güte sonst keine andere Band. Doch THRESHOLD haben in diesem Jahr mit den – ebenfalls dem Neo-Prog entstammenden – GALAHAD ernsthafte Konkurrenten aus dem eigenen britischen Königsreich. GALAHAD haben nicht nur das zeitgemäße und interessantere Keyboardspiel zu bieten, sondern haben mit dem Album `Battle Scars` in diesem Jahr schon einen Klassiker abgeliefert und schicken sich in diesen Tagen an, mit `Beyond The Realms Of Euphoria` einen ebenbürtigen Nachfolger abzuliefern. Zwei Meistwerke in einem Jahr? Die Götter müssen verrückt sein. Das können nur Progressive Kings schaffen. THRESHOLD können mit `March Of Progress` auf diesem schwindelerregenden Niveau zumindest Quantitativ nicht mithalten. Einen der größten Sänger aller Zeiten haben sie aber nun wieder in ihren Reihen. ALBUM OF THE YEAR.

(10 Punkte)