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THOMAS ANDREAS BECK – Stille Führt

2017 (Rhythm & Roses Productions) – Stil: Songwriter


Wenn du in egoistisch dröhnenden Zeiten etwas zu sagen hast, kannst du panisch zu brüllen beginnen – oder still und zärtlich werden – wesentlich und ursprünglich. Jedoch nicht leise.“ – derart formuliert Thomas Andreas Beck den Leitgedanken über die Intention zu seinem Werk ´Stille führt´. Denn allein die Stille führt den aufrechten Geist füglich durch das Leben, so scheint es, und dementsprechend wird am Ende die Kraft, die der Ruhe obliegt, siegen. Die Besonnenheit, die Bedachtsamkeit, die Gelassenheit, aber auch die Besorgtheit und der Weitblick sollten den menschlichen Geist erfüllen.

Um dies zu begreifen, nimmt Thomas Andreas Beck den Zuhörer auf eine Rundreise zu den ganz gewöhnlichen Abgründen der menschlichen Natur mit, macht gleichwohl ebenso Halt bei den großen Schandtaten unserer Gattung. Selbst wenn der Wiener nicht ganz so manisch wie einst Ludwig Hirsch die Seele aufreißt, ist es seine emotionale, seine erregt leidenschaftliche Stimme, die berührt. Infolgedessen ist es oftmals unvermeidlich allein den Worten seiner Lippen zu folgen, ohne allzu sehr auf seine begleitenden Gitarrenklänge zu achten. Viel zu fesselnd sind die vorgetragenen Gedanken, die überwiegend als Mahnungen in Erinnerung bleiben. Darüber hinaus schaut Thomas Andreas Beck ebenfalls zurück, auf sein eigenes Leben und seine Lieben. Gedenkt seiner Großmutter, die nur das Gute sowie das Schöne in und an ihm sah, und all den unschuldigen und unkomplizierten Zeiten. Stellt Fragen an den Großpapa, der mit einem Kopfschuss in der Ecke liegend verblutet, obwohl sie zu Lebzeiten keineswegs miteinander große Unterhaltungen pflegten. Singt obendrein eine Liebeserklärung an seinen Buben, dem er alle besten Wünsche und viel Hoffnung auf seinem Lebensweg mitgibt.

Doch dann konfrontiert er uns mit der Schuld, mit der sich die Menschen selbst belasten. Erschüttert uns mit dem Kindesmissbrauch des netten Onkels von nebenan, für die es keine Entschuldigung zu geben scheint, so krank wie er ist. Er verachtet zudem äußerst erbittert die häusliche Gewalt zwischen Vater und Kind, wenn dieses nicht spurt und der Vater als einzigen Ausweg nur den Teppichpracka kennt. Aber selbst die Jugendgewalt kommt hautnah zu Sprache. Da fühlt sich der Stärkere gar als Held, weil er voller Freude den schwächeren Jüngling geschlagen und vermöbelt hat. Dennoch werden die Schreie weit lauter, sobald Thomas Andreas Beck ein Friedenslied anstimmt und jeden Krieg als Kampf ohne Sieg, allein mit vergeudeten Leben und Blut, darstellt. Weit größer ist dabei die Angst vor dem Vergessen. Darum widmet er einen Song den Opfern des Nationalsozialismus und es schaudert uns bei all dem Unrecht, weil sogar die Enkel noch die Munition dieses Krieges finden. Daher muss auch heutzutage jede Angst und Wut Beachtung finden, nicht dass aus dieser neues Unheil entsteht, weil – ganz folgenschwer – niemand hinschaut.

(8 Punkte)

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