PlattenkritikenPressfrisch

THE DEAR HUNTER – Act V: Hymns With The Devil In Confessional

2016 (Equal Vision Records) – Stil: Independent / Alternative / Artrock


Gerade weil THE DEAR HUNTER in Europa immer noch weitestgehend unbekannt sind und sie aktuell einen neuen Gipfel in ihrer Karriere erklommen haben, sollte ihrem neuesten Werk ´Act V: Hymns With The Devil In Confessional´ eine größere Beachtung geschenkt werden.

Fast auf den Tag genau ein Jahr nach der Veröffentlichung des Vorgängers erscheint ´Act V´, dessen Songs aus den gleichen Aufnahme-Sessions wie ´Act IV´ stammen. Dennoch sollte sich das neue Album nach Meinung von Mastermind Casey Crescenzo seine eigene Identität bewahrt haben, obwohl eine sanfte Orchesterpartitur für eine ähnliche Stimmung in beiden Alben sorgt.

Da sich der geneigte Bandliebhaber von der Unterbrechung der ´Act´-Reihe mit ´The Color Spectrum´ – einer brillanten neun EPs langen Schöpfung, die passend zu ihrem Konzept aus neun separaten, farbigen 10″ Vinyls in den entsprechenden Farben von Thema und Konzept (Black, Red, Orange, Yellow, Green, Blue, Indigo, Violet und White) erschien – erholt haben dürfte, muss er nun den Schock der Ankündigung Casey Crescenzos verdauen, ´Act V´ wäre das letzte Rockwerk. Denn somit bleibt im Moment eine Frage ungeklärt, in welcher Form der finale Akt, ´Act VI´, erscheinen soll.

´Act V: Hymns With The Devil In Confessional´ schafft es jedenfalls in echter Überlänge, trotz unterschiedlichster Songs und Lieder, den Hörer fortwährend zu begeistern. Während der Vorgänger noch leichte Hoffnung schürte, scheint die Storyline nunmehr jeglicher beraubt zu sein. Die Dunkelheit übernimmt, ohne dabei im finstersten Retroprog zu versinken, stammen doch die Einflüsse allesamt – über die Brücke jüngerer Kapellen – aus der Schöpfungskraft von PINK FLOYD, BEATLES oder QUEEN. Diese Brücke der Moderne ist es jedoch, die sie musikalisch eher aus dem Independent-Spektrum herausspringen und himmelhochjauchzend mit Leichtigkeit an das Niveau von DREDG, COHEED AND CAMBRIA und THREE anknüpfen lässt (´The Moon / Awake´). Neben einer folkloristischen Ader, die sich in Welten von ARCADE FIRE bewegt (´Melpomene´), sind es die wohltuenden Gesangsarrangements, die sie in die Nähe zu PHANTOM´S OPERA tragen (´The Revival´ und ´The March´) oder sich gar als eine hartnäckige Konkurrenz von den VAN HERTZEN BROTHERS erweisen (´Gloria´). Diese könnten ebenfalls solch leichtfüßige Großartigkeiten (´Cascade´) produzieren und sich einen einmaligen Bigband-Ausflug mit Harry Belafonte ausmalen (´Mr. Usher On His Way To Town´). Dennoch niemand in dieser Konstanz wie es THE DEAR HUNTER vermögen.

„Dolore, magna Gloria, bring me your heart and you will awake in a state of surprising euphoria, but don´t tell anyone what you saw here.“ Nein, gehet hinaus und erzählt allen, was Ihr hier gehört habt.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/therealTDH
thedearhunter.com