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TAMARISK – Breaking The Chains

1982/2018 (Cult Metal Classics) – Stil: Prog Rock


Selbst wenn sie gerne als unentdecktes Juwel des britischen Hardrock mit Pomp und Heavy Metal angepriesen werden, sind TAMARISK vielmehr einer Anfang der 80er Jahre aufkommenden neuen Welle zuzurechnen, die wir heutzutage als Neo Progressive Rock betiteln. Gruppen wie PENDRAGON, IQ und PALLAS führten in einer Zeit, als Punk, New Wave und die NWoBHM tobten, den kommerziell dahinsiechenden Progressive Rock in die neue Dekade. Ihre Inspiration suchten nicht nur MARILLION bei GENESIS. Vor allem das Gespür für Melodien sowie der Einsatz von Keyboards und epischen Gitarrenläufen zogen eine Vielzahl von Interessierten in ihren Bann. TWELFTH NIGHT flochten hingegen in ihre Musik obendrein eine dunkle Note und einen Hauch von New Wave ein. Und in eben diesem Bannkreis verfingen sich auch TAMARISK aus dem Nordosten Londons.

Aus der Asche von CHEMICAL ALICE, bei denen ebenfalls kurzfristig Mark Kelly (MARILLION) spielte, formten Sänger Andy Grant und Gitarrist Steve Leigh (später u.a. LANDMARQ) die im Line-up unbeständigen TAMARISK. Letztmals standen sie 1985 als Trio unter dem Namen CORRUPTED BY TOYS auf der Bühne und begruben in aller Freundschaft die Bandambitionen.

Die Hinterlassenschaft von TAMARISK beläuft sich auf zwei Kassetten-EPs, ´Tamarisk´ aus 1982 und ´Lost Properties´ aus 1983, die sie vor fünf Jahren in Eigenregie erstmals auf einem Silberling (´Frozen In Time´) veröffentlichten. Aktuell erhielten ‚Cult Metal Classics‘ die Chance, extra von den Original-Mastertapes remasterte Silberlinge und Vinyl an die kleine, aber womöglich größer werdende Fanschar inklusive vier Bonus-Songs zu überreichen.

Der Opener dieser altehrwürdigen Bänder ´An Alien Heat´ belegt sogleich die rockige Ader von TAMARISKE, in einem leiernden, orientalisch gewürzten Melodiereigen. Fügt sich dabei seiner Zeit, als längst nicht große Major-Produktionen die Erfolgsalben von MARILLION zierten. Die Parallelen zur ehemaligen Vorzeigeband des Neo Prog um ihren Ausnahmesänger Fish, denen sie jedoch keinesfalls das Wasser reichen können, weder in gesanglicher noch in der epischen Breite, zeigen sich daraufhin unverhohlen im mit windigen Tastenklängen verzierten ´M.O.J.O. (The Death Of An American Prayer)´. Das Keyboard-geschwängerte ´Royal Flush´ hätte als Single Eindruck schinden können, ´Breaking The Chains´ gar in selber Weise in Überlänge. Gerne schweifen TAMARISK in Songs wie ´Ascension´ in instrumentaler Hinsicht ab, finden hierbei erst später und im Flüsterton in diese vollends hinein. TARAMISK standen aber nicht nur zwischen den Stühlen, sondern sich selbst im Weg, mit einigen unreifen Songs, die selbst im progressiven Kontext nicht zielgerichtet sowie allein von ihrer Atmosphäre her überleben konnten.

Heavy Rocker mit viel Verständnis für Keyboards, könnten sich aus dem Umfeld von SARACEN herauslösen und auch für TARAMISK begeistern lassen. Anhänger des 80er Neo Prog sind dagegen wohl dazu verdammt, sich dieser interessanten, frühzeitlichen Periode ihrer Musikrichtung zu widmen. Geschichtshistorisch wertvoll.

(7,5 Punkte)