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STRASSENJUNGS – Hitz

2017 (Tritt Records) – Stil: Rock


Wer Ende der 70er jung war, nicht grölend zu ´Nachts auf Tour´ durch die Straßen zog und ´Ich brauch meinen Suff´ wie der Spießer den Puff sang, oder zu ´Birgit O.´ und dem Dauer-Hit ´Dauerlutscher´ keine Petting-Erlebnisse hatte sowie etwas Selbstbefriedigung zu ´Jeder Mensch ist mal allein´ vollzog, der dürfte bereits Beamter auf Lebenszeit gewesen sein. ´Dauerlutscher´ war und ist das unverwüstliche Klassikeralbum aus 1977.

Eigentlich recht kurzfristig vom Produzententeam Axel Klopprogge und Eckehard Ziedrich ins Leben gerufen, entwickelten sich die STRASSENJUNGS aber erst Anfang der 80er zum Dauerbrenner. Mit den Jungs von TIGER B. SMITH – Sänger, Gitarrist Holger Schmidt und Drummer Karl Heinz Traut – sowie Bassist Nils Selzer (ex-THE CHEATS, -ORGON) und Gitarrist, Sänger Alexander Rodmann (ex-LADY, -OCTOPUS) standen zwar anfangs äußerst kompetente Musiker bereit, die jedoch trotz einer Tour mit THE CLASH in ein Desaster schlitterten. ´Dauerlutscher´ wurde verkannt, blieb erfolglos und die Band löste sich auf.

Glücklicherweise übernahm Nils Selzer alle Rechte an der Band und führte sie, musikalisch leicht verändert, in neuer Besetzung fort. Die Alben ´Wir ham ne Party´ und ´Los!´ prägten fortan ihren energischen Gute-Laune-Stil und zeigten die Band in diesem Metier auf ihrem kreativen Höhepunkt. Das Debüt wurde natürlich rein musikalisch nie wieder erreicht. Axel Klopprogge selbst komponierte später für den NDW-Star MARKUS und arbeitete erneut mit Holger Schmidt zusammen, als er diesen zu seiner Produktion der Band TOKYO als Gitarristen holte. Die STRASSENJUNGS aber, angeführt von Nils Selzer, waren mindestens eine Dekade lang eine beliebte Underground-Band, egal, ob sie als Punker oder Rocker gepriesen wurden. Ein später Erfolg war dann nochmals die Stadionhymne „Eintracht“, aufgenommen mit dem damaligen Eintracht Frankfurt-Trainer „Stepi“ Stepanovic. Dennoch blieben sie über all die Jahre, mehr oder weniger, weiterhin aktiv, spielten 2011 immerhin auf dem legendären Burg-Herzberg-Festival.

Zum 40-jährigen Bandjubiläum spendieren uns jetzt die STRASSENJUNGS überraschend noch einmal ein Album. Stilecht auf dem ewigen Eigenlabel herausgebracht, treten sie dabei aktuellen Themen direkt ins Gesicht. Richtig rockend in ´Facebook Junkies´ und ´Gen-Mais´, der auch LÜDE & DIE ASTROS gut stehen würde, oder annährend wie einst ´Bankfurt´ groovend in ´Drohne´, das sich aber irgendwie zu einer Bierzelt-Nummer entwickelt. ´Mir sinn Hesse´ ist eine neue Mitgröl-Hymne, ebenso hier im lässigen Takt, den jeder Drummer mit seinem Holzbein gehen kann, und ´Stop Ttip´ gar ein Blasmusik-Schunkler. Songs wie ´Lalu Lalo´ hören sich dann so an, wie sie betitelt sind. Flotter wird sogleich die ´Sexy Riki´, wohingegen ein ´Deo´ nicht müffelt, trotz typischem Band-Rhythmus aber irgendwie an einen Kinderbelustigungs-Hit erinnert. Genauso zum Händeklatschen dröhnt ´Klitschko´. ´Surfin‘ Bird´ von den THRASHMENs gibt uns wenigstens 1977er Surf Rock zurück und ´Maul Paul´ versucht ebenfalls, zumindest in späte 80er Jahre zurück zu gelangen. Funktioniert nie ganz, aber Einer ist halt immer der Arsch. Dennoch, immer weiter geh’n, wenn’s euch auch schwer fällt.

(6 Punkte)