PlattenkritikenPressfrisch

SOUL CAGES – Moon

~ 2013 (Soundcage Music/Eigenvertrieb) – Stil: Melodic (Prog) Metal ~


Winter 1992. Es war ein kalter Winter. Zumindest die fühlbare Kälte unter den zentimeterhohen Schneemassen befand sich weit unter dem Gefrierpunkt, doch im Inneren war es heiß. Sehr sogar. Alle Lebensgeister waren geweckt; alle Gefühle loderten wie die glimmenden, gar heißen Flammen über einer riesigen Feuerstelle. Es war die Zeit des Aufbruchs. Viele neue Metal-Bands wollten etwas Neues erschaffen. Vereinzelt wurden sie daher schnell als Progressiv-Bands tituliert, und dies nur, weil sie anders klangen und aus den gewohnten Schemata ausbrechen wollten. Die Hemeraner Band SOUL CAGES ging Ende 1991 ins Studio und kam mit ihrem einzigen Demo-Tape, das vier Songs enthielt, wieder heraus. Im Laufe des Jahres wurde das Tape verbreitet und erreichte im Winter 1992 eine kleine bis größere Anzahl von begeisterten Undergroundlern, die in ihrem Herzen die Songs `The Narrow Path Of Truth`, `New Horizons`, `Mindtrip` und vor allem `Soul Cages` fest verinnerlichten. Vier Klassiker auf einen Streich und zwischen allen Gehirnwindungen flogen die Textzeilen „Incommunicado, locked up in soul cages, you live in silence, locked up in soul cages, out of communication, locked up in soul cages, you live in silence, locked up in soul cages“ hin und her; und verließen sie bis heute nicht. Was folgen musste, trat folgerichtig ein. SOUL CAGES erhielten einen Plattenvertrag und bannten die bekannten Demo-Songs inklusive vier weiterer Songs auf das gleichnamige Debüt-Album, welches im Jahre 1994 veröffentlicht wurde. Nach zwei weiteren Alben (`Moments`, 1996, und `Craft`, 1999) haben sie es nun im Jahre 2013 endlich wieder geschafft ein neues Album zu präsentieren. Und bis zum heutigen Tag ist die Band ihrem schon damals prägnanten Stil treu geblieben. Leicht melancholische Melodien, ohne in skandinavisches Trübsal zu verfallen, werden ohne Hast vorgetragen, um immer wieder durch neue Hintertüren und Breaks überraschend den Verlauf zu wechseln, ohne auch nur ein einziges Mal dem Hörer gedanklich den Faden aus den Händen zu reißen, und vor allem, um immer weiter den schönsten musikalischen Höhen entgegen zu schweben. Dazu kommt die ungekünstelte und einmalige Stimme von Thorsten Staroske, der zwar nicht als Sänger geboren wurde und anfangs auch nur an der Gitarre präsent war, jedoch unnachahmlich und unübertroffen den Bandsound prägt. Eine brillante Idee war zumal der Einsatz des vereinzelt dargebotenen weiblichen Backgroundgesanges, der zur damaligen Zeit wohl im Metal-Bereich eher verpönt war, der niemals gekünstelt, schräg oder schaurig daherkam und kommt. Und für den weiblichen Gesang ist bis heute immer noch Beate Kuhbier zuständig, wobei die Herren natürlich auch etwas zum Background-Gesang beisteuern. Hier passt halt einfach alles zusammen. Allein der Opener `Always Meet Twice` lässt den alten Connaisseur fast in Tränen und Ergriffenheit zurück. SOUL CAGES sind wieder da und machen unverfälscht an der Stelle weiter, an der sie vor über einem Jahrzehnt aufgehört haben, vielleicht sogar noch besser als zuletzt. Zu dieser Konstante tragen natürlich auch die Brüder Jörg (Drums) und Knut Nitschke (Gitarre) bei. Wer hier in jeder Minute sich schon strahlend an den Melodien ergötzt, wird plötzlich jedes Mal aufs Neue von einer erneuten Steigerung im Songablauf überrascht. `Darkness` setzt hernach dann schon wieder ein Glanzlicht und zelebriert den Refrain im wahrsten Sinne des Wortes („Just turn around, don´t be afraid, don´t close your eyes in the darkest night, trying to find ideas and you will see the truth behind, just turn around don´t be afraid, don´t close your eyes in the blinded night, trying to find ideas behind the distant light“). Jedes Lied ein kleines, allerliebstes Kleinod. Sei es das ruhig beginnende `Waiting`, das sich ohne direkten Refrain in seinem Einfallsreichtum wie ein Jungbrunnen verhält, oder der letzte gesungene Song – vor dem Abschluss-Instrumental – `Beautiful`, der sich anfangs unscheinbar gibt und doch mächtig berührt („You’ve never felt the loneliness, you’ve never felt the pain, you’ve never been hurt, so you won’t understand, you’re appearance like a summerwind so warm in my heart, take away the coldness for a moment, and this force attracts me, but my mind says don’t do“). Das gesamte Album ist erneut perfekt und gefühlvoll aufgenommen. Wie damals auf dem Debüt werden ganz klassisch sieben Songs plus ein Instrumental dargeboten. Erneut ein Klassiker. Punkt. Auch wer noch nicht die Fan-Brille des Rezensenten aufgezogen hat, darf gerne ein bis zwei Punkte abziehen und trotzdem das Album direkt bei der Band bestellen. Die Brille und die Punkte kommen ohne Frage nach mehrmaligem Genuss wieder drauf. Ob der Winter 2013 wieder so heiß und heftig werden wird, kann nur die Zeit beantworten ….

(mail@soulcages.com)

10 Punkte