PlattenkritikenPressfrisch

SORCERER – In The Shadow Of The Inverted Cross

~ 2015 (Metal Blade) – Stil: Epic Doom ~


Fünf, bzw. vier Jahre nach ihren umjubelten Reunion-Gigs beim „Hammer Of Doom“ (Würzburg) und „Up The Hammers“ (Athen) sind die schwedischen Epic-Doom-Altmeister SORCERER nun also endlich mit neuem Material am Start. Bislang waren von den Stockholmern lediglich zwei vorzügliche Demos (‚Sorcerer‘ von 1989 sowie ‚Inquisition‘ von 1992) im Umlauf, die SOLITUDE-AETURNUS-Mastermind John Perez 2011 remastert auf CD herausbrachte.

Jetzt also: Tätärätää und Vorhang auf für das opulente Acht-Gänge-Menü namens ‚In The Shadow Of The Inverted Cross‘. Für ein Album, das in seiner geballten Grandiosität auch die kühnsten Optimisten überraschen wird. Basisch, aber transparent produziert von Schlagzeuger Robert Iversen, gemastert von Szenepromi Jens Bogren und mit Songs gespickt, die fast ausnahmslos Klassikerpotenzial besitzen. Im Ernst, liebe Leser, packenderen Epic-Doom hat diese Welt seit den Großtaten von CANDLEMASS und den erwähnten SOLITUDE AETURNUS nicht vernommen. Wenn überhaupt können in diesen Qualitätshöhen derzeit nur die Engländer SOLSTICE mithalten.

Details gewünscht?

Bitte gerne!

‚The Dark Tower Of The Sorcerer‘ ist ein Eröffnungsstück aus dem vielzitierten Lehrbuch. Schwerer Galeerenbeat, ein Grundriff wie aus Granit gehauen, dazu der niemals überkandidelte, in seiner kraftvollen Erhabenheit an Tony Martin erinnernde Gesang von Anders Engberg (ex-LION’S SHARE) – Epic-Doom in Vollendung.

‚Sumerian Script‘ hält das Niveau mit Leichtigkeit. Hier spannen sich DIO/SABBATH-Melodiebögen über Gitarrenwände dick wie Festungsmauern, das Ganze umrankt von Twin-Soli und ausklingend in seelenwärmendem Chorgesang. Ohohoh, da tut Abkühlung Not.

Die gibt’s in Form von ‚Lake Of The Lost Souls‘, dem langsamsten und intensivsten Stück der Scheibe. Eine Weltklasse-Hymne, wie sie auch WHILE HEAVEN WEPT nicht berührender hinbekommen hätten.

‚Exorcise The Demon‘ ist der perfekte Kontrast zu diesem Epos. Kurz aufs Gaspedal, GHOST-Gitarren ausgepackt, dazu ein Hammond-unterstützter Classic-Rock-Refrain mit anschließender Hörspiel-Höllenfahrt in der KING-DIAMOND-Kutsche. Oscarverdächtig!

Seltsamerweise ist der Titeltrack des Albums das einzige nicht-überragende Stück geworden. Allzu nah bewegen sich SORCERER hier am eröffnenden ‚The Dark Tower Of The Sorcerer‘. Oder ist die Grundriff-Reprise gewollt? Sei’s drum.

Mit ‚Prayers For A King‘ gelingt der Band ein melancholischer Monolith, der auch auf ‚Headless Cross‘ oder ‚Nightfall‘ zu den Höhepunkten gezählt hätte. Mäjestätisch schreitende Gitarren, eine Melodie für die Ewigkeit – besser kann man diese Art von Musik nicht spielen.

So, noch einmal durchschnaufen, Luftgitarren raus und im 4/4-Takt mitgebangt zu ‚The Gates Of Hell‘, einer stilsicheren Melodic-Granate mit Fistraiser-Refrain. Einfach und gut – neuere GRAND MAGUS lassen grüßen. Alles ist bereitet für den letzten Gang, den…

…Pagan’s Dance!

Jahaaa, nochmal alle Kräfte gesammelt, Kerzen angezündet, “Moonlight is guiding their way… Can you break the sacred oath?” (Augen zu, Andacht) Und jetzt: Gi-TARREEEN! “They soon will fall in trance, screaming an yearning” (tänzeltänzel) Huiuiui, was für eine Pracht, was für ein Dessert! Aaach, was sag ich, ein von Akustikgitarren durchzogener Schwellkörper ist das, ein Auf und Ab und wieder Auf und…

hoppla!

(9 Punkte)