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SECRET SPHERE – The Nature Of Time

~ 2017 (Frontiers Records) – Stil: Progressive / Power Metal ~


Der Sommer ist nun endlich da und mit ihm auch meine zweite positive Sonnenempfehlung neben WALPYRGUS: Das nunmehr zehnte Album (2016er Live-Zeugnis eingeschlossen) der Italiener SECRET SPHERE, die auf höchstem Niveau sehr abwechslungsreich aufspielen und in den ruhigeren Momenten in meinem Kleinhirn das Wörtchen EVERON entstehen lassen. Und das Ganze zum Leidwesen leidensfähiger Zeitgenossen vorwiegend schön in DUR statt MOLL. Doch keine Angst, hier werden regelmäßig ein paar Briketts mehr aufgelegt und Michele Luppis Organ erinnert in den zartbesaiteten als auch kräftigen, kehliger gesungenen Ausbrüchen mehr an unseren ’süßen‘ Michael von den oft zu unrecht belächelten STRYPER – übrigens auch auf Frontiers … göttliche Fügung? Zurück zum Thema.

Nach dem Intro geht’s erst mal fett los mit ‚The Calling‘, welches gleich zu Beginn die Marschrichtung vorgibt und die heißt: große Unterhaltung mit einer immensen Dynamik von leiseren Tönen, Höhepunkten, Musikalität, Bombast, Chören und intelligenten Arrangements. Auch hier Entwarnung: Der zu erwartende Kitschfaktor bei dem eben Gelesenen bleibt glücklicherweise aus. Die Songs werden im Folgenden alle stimmig miteinander instrumental verknüpft und behandeln nun erstrebenswerte Charaktereigenschaft und Lebensinhalte, beginnend mit dem kuschligen ‚Love‘, direkt gefolgt vom Uptempokracher ‚Courage‘.

‚Kindness‘ würden die Herren Coverdale und Lande möglicherweise auch mal intonieren wollen, dann müssten sie sich aber an einer gewaltigen Leidenschaft messen lassen. Hier habt ihr auch gleich ein Beispiel für die eingestreuten AOR-Elemente, die das Album von vielen anderen Genrescheiben abhebt. ‚Honesty‘ nehme ich SECRET SPHERE bei diesem herrlichen Riffmonster, welches die Brücke zu TOTO schlägt, ohne Wimpernzucken ab. ‚Faith‘ setze ich in euch Progmetalliebhaber, die ihr euch dieses Teil zulegen solltet, da ihr euch darauf verlassen könnt, auch von der folgenden Nummer belohnt zu werden. ‚Reliance‘ zeigt etwas vom Bombast der Labelkollegen VANDEN PLAS, das kurzweilige Instrumental ‚Commitment‘ ist die Hingabe an die musikalische Virtuosität. Der Schläfer muss erwachen. Sollte auch spätestens mit ‚The Awakening‘, seinem Tempo und den mannigfaltigen Rhythmuswechseln gelungen sein.

Das Ende – gegenläufig ‚The New Beginning‘ genannt – lädt zum langsamen Auschillen ein mit dem sich steigernden Powerballädchen, welches mit der albumtitelgebenden Textzeile „The Nature Of Time“ schließt. So, nun sitze ich hier; die Rasenmäher brummen, die Sonne scheint und auch wenn es mit meiner Punktevergabe langsam langweilig wird – ich kann nicht anders:

(9 Punkte)

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