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RAM – Svbversvm

~ 2015 (Metal Blade) – Stil: Heavy Metal ~


Mit ihrem dritten Album ‚Death‘ hatten sich RAM vor dreieinhalb Jahren erstmals eine nennenswerte Anzahl von Negativkritiken eingehandelt. Zu zahm, zu inkonsistent, zu wenig einprägsam, lauteten die Hauptvorwürfe an die Göteborger. Sogar von einer künstlerischen Rückentwicklung war die Rede. Was für ein Schmarrn! Einige der Songs auf der ersten Albumhäfte benötigten lediglich ein bisschen mehr Entfaltungszeit als üblich, dafür folgten hintenraus mit ‚Under The Skythe‘, ‚Hypnos‘ und speziell ‚Flame Of The Tyrants‘ absolute Reißer, wie sie die Inspiratoren von JUDAS PRIEST seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr hinbekommen haben.

Nun haben RAM mit ‚Svbversvm‘ ein neues Geschütz in Stellung gebracht. Und es braucht keine hellseherischen Fähigkeiten, um sich die Jubelarien auszumalen, die in den nächsten Wochen über das Quintett hereinbrechen werden. Keine Frage, ‚Svbversvm‘ ist ein starkes Metal-Album geworden. Ein sehr starkes sogar. Und doch sollte man sich vom Wiedergeburts- und Weiterentwicklungs-Gedöns der PR-Abteilung kein V für ein U vormachen lassen. Wirklich weiterentwickelt haben sich RAM auf ihrem Viertling höchstens produktionstechnisch. Stilistisch bewegt sich das Quintett weitestgehend auf den Pfaden erwähnter Oberpriester. Exkursionen in KISS-Untiefen (‚Holy Death’) und TESTAMENT/ANNIHILATOR-Thrash (‚Temples Of Void‘) werden der Band kaum neue Türen öffnen.

Und damit genug gemosert. Denn ‚Svbversvm‘ ist – wie gesagt – ein sehr schickes Stück Edelmetall, mit dem sich RAM souverän in der Spitzengruppe der New Wave Of Traditional Metal behaupten werden. Gleich mit dem nadelspitzen Eröffnungs-Donnerkeil ‚Return Of The Iron Tyrant‘ liefern die Schweden genau den Song, der dem letztjährigen SANCTUARY-Comeback gefehlt hat. Warrel Dane und Rob Halford müssen sich ob Oscar Carlquists Gesangsleistung keine Sorgen um ihr Erbe machen. Nicht minder großartig ist das bereits vorab veröffentlichte ‚Eyes Of The Night‘ geraten, eine Abgeh-Hymne mit unwiderstehlichem Mitgrölrefrain. Der Rezensent hat unklugerweise versucht, zu diesen motivierenden Klängen den heimischen Rasen zu vertikutieren, der nun eher an mittelalterlichen Ackerbau erinnert. Die Rezensentenehefrau prüft nach erfolgloser Einweisung inzwischen Klagen gegen die Plattenfirma.

Apropos Madhouse: Was sich RAM dabei gedacht haben, dem ohnehin nicht sonderlich inspirierten Simpelrocker ‚Holy Death‘ einen unsäglichen Discobeat zu verpassen, wird noch zu klären sein. Zum Glück ist dieser Totalausfall nur ein Schönheitsfehler, der inmitten der stolzen Stampfer ‚The Usurper‘ und ‚The Omega Device‘ nicht allzuschwer ins Gewicht fällt. Und mit ‚Forbidden Zone‘ haben RAM sogar einen der besten Songs ihrer Bandgeschichte geschrieben, der ‚Suomussalmi’ die hauseigene Epic-Wurst streitig machen könnte. 7:42 Minuten verschärfter Blick-zum-Himmel-Metal mit Breitwand-Refrain und Gitarrenmelodien, die einen bebenden Herzens zu Brustpanzer und Schlachtross greifen lassen.

Auf in den Kampf, Kameraden, man sieht sich beim nächsten „Metal Assault“. Vertikvtierer zu Schwertern!

(8,5 Punkte)