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PRISTINE – Ninja

~ 2017 (Nuclear Blast/Warner) – Stil: Retro Rock/Hard Rock ~


Mit dem 2015er Album `Reboot` konnte die norwegische Band um die stimmgewaltige Sängerin Heidi Solheim international Aufmerksamkeit erregen. Während sie in der Heimat schon ein gutes Standing hatten, mussten sie außerhalb der Landesgrenzen schon deutlich mehr Leistung zeigen. `Reboot` beschwor den Vergleich zu den BLUES PILLS geradezu hervor. Sicher ein Grund für Nuclear Blast, PRISTINE unter ihre Fittiche zu nehmen.

Nun liegt mit `Ninja` das vierte Album der Band vor und will nicht wirklich mehr mit BLUES PILLS verglichen werden. Während die ersten zwei/drei Durchgänge etwas zäh sind, wird man erst mit weiteren Durchgängen mit dem neuen Material warm. Die Norweger klingen experimenteller, extrem bluesiger und weniger direkt straight Retro Rock! Die Klasse des Albums zeigt sich bei den Details und die wirklichen Highlights offenbaren sich erst spät. Und genau das ist das Problem des Albums – Leute nehmen sich kaum noch Zeit. Zündet das Material nicht beim zweiten oder dritten Durchgang, hat es meist verloren. Und das wird diesem Album zum Verhängnis werden. Die Truppe will sich vom Rest der Retro Rock-Szenen abgrenzen, was auch über weite Strecken gelingt, aber der Preis ist hoch. Die sehr bluesigen Stücke mit großen Stimmungsschwankungen offenbaren den Willen, sich abzugrenzen, ebenso wie der intensivere Einsatz der Hammondorgel, der die experimentelleren Passagen voluminöser klingen lässt. Madame Solheim singt erstklassig und variabler als auf den Vorgängern, und erwartungsgemäß dominiert sie auch die Stücke mit diesem markanten Gesang.

Mit `The Rebel Song` halten sie einen Easy Rocker parat, wogegen der Titeltrack der Hit des Albums ist. Die feinen Rohdiamanten sind allerdings die Songs, die höhere Aufmerksamkeit benötigen wie `The Perfect Crime`, `Ghost Chase` oder `Jekyll & Hyde`, die enorm abwechslungsreich, detailreich und stimmungsintensiv das Niveau des Albums deutlich anheben. `Ninja` macht es einem nicht leicht, aber Zeit zu investieren, lohnt sich.

Als Fazit kann es so zusammengefasst werden: Auf ihrem vierten Album liefern die Norweger um Sängerin Heidi Solheim Musik, die kaum noch Vergleiche zu BLUES PILLS mehr zulässt. Experimenteller, vielschichtiger sowie anspruchsvoller agieren sie auf diesem hörintensiven Album, das Musikliebhaber geradezu in sich aufsaugen werden.

(8 Punkte)