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PERVY PERKIN – ToTeM

2016 (Rockest Records) – Stil: All Inklusive


PERVY PERKIN drehen am Rad, ohne umzufallen, ohne Schwäche zu zeigen, ohne an Mangelerscheinungen zu erkranken. PERVY PERKIN spielen den Clown im Progressiv-Universum ohne sich lächerlich zu machen. Eine nicht zu verachtende Kunst, die die Band mit ihrem zweiten Album ‚ToTeM‘ abliefert.

Wohl von Beginn an kämpften die Spanier aus Murcia mit Besetzungswechseln. Doch gut drei Jahre nach Gründung konnten sie immerhin ihr Debütalbum als Doppel-LP herausbringen, auf das nun ein einfaches Werk, allerdings eines in Überlänge folgt. Dem Vorgänger nacheifernd liefern PERVY PERKIN abermals einen irrsinnigen Ritt über den Parcours der Stilarten ab. Der 15-minütige Opener ‚I Believe‘ geizt nicht mit einem Textzeilenwiederholungs-Geflecht und liefert ihn in bester ‚The Wall‘-Weise ab. Diesem gesellen sich auf dem weiteren Pfad nicht wenige Abzweigungen hinzu. Zwischen den restlichen fünfminütigen bis mehrfach an der Grenze zu und über zwanzig Minuten reichenden Liedern platzieren sich kurze Zwischenstücke zur Erholung, Aufmunterung, zum Erschrecken oder zum Aufrütteln. Der ‚KountryKuntKlub‘ soll dann wohl an den Ku-Klux-Klan gemahnen, ist der Song doch eine musikalische Untermalung des Dialogs von „Cracker“ und seinem „Nigger“. Stets mit Sinn und Verstand springt die Band im abgefahrenen ‚Mr Gutmann‘ von Idee zu Idee, von Stil zu Stil. Alles äußerst geschmeidig vorgetragen als wollten PERVY PERKIN die DEVIL DOLL Spaniens werden. Zwischen Metal, Prog Rock oder sekundenweise sogar Disco-Funk ist alles möglich, alles erlaubt, nichts unerwünscht. Es darf sogar vereinzelt böse geschrien werden. Der erneut überlange Abschluss-Frickler ‚T.I.M.E. (Part 1 The Experiment)‘ beginnt sanft und im Soundtrack-Format, endet schließlich mit eingeflochtenen Nachrichten-Meldungen in allerlei Sprachen. Sogar mit der Erwähnung von der Schließung eines Labors in Berlin durch Ursula von der Leyen. Fiktion oder Wahrheit? Chapeau, PERVY PERKIN!

Demnach wird ‚ToTeM‘ das Prädikat zur unbedenklichen Empfehlung ausgesprochen – für den Suchenden, den Freak und natürlich den musikalisch spartenfrei denkenden Konsumenten. Für all diese ist es das ausgeflippteste Album des laufenden Jahres.

(8 Punkte)