PlattenkritikenPressfrisch

MICHAEL SCHENKER – Michael Schenker Fest: Live Tokyo International Forum Hall A

~ 2017 (Inakustik) – Stil: Hard Rock ~


`One Night At Budokan` von der MICHAEL SCHNEKER GROUP aus dem Jahre 1981 ist zweifellos ein Klassiker. Deutschlands Supergitarrist hatte in dieser Formation einen fetten Run.

Doch auch in den letzten Jahren war Schenker nicht untätig, brachte mit seiner Formation TEMPLE OF ROCK Studio- und Livealben heraus. Vergangenes Jahr packte  ihn dann wohl die Wehmut, er trommelte seine alten Mitmusiker und vor allem seine alten Sänger aus den Achtzigern zu einem gemeinsamen Gastspiel in Japan zusammen. Mit Gary Barden, Graham Bonnet sowie Robin McAuley als Sänger wurden in Schenkers goldenen Jahren einige erstklassige Alben aufgenommen, welche ihm über die Jahre hinweg den Rockstar-Status sicherten. Im August 2016 nahm diese einmalige Formation ein Livealbum auf. Die hier besprochene Version ist die schlichte Doppel-CD-Variante, obwohl es das Konzert auch als DVD gibt.

Vorab: Man muss sich immer im Bewusstsein halten, dass die beteiligten Herren in den letzten 35 Jahren nicht jünger geworden sind. Dies hat gerade im gesanglichen Bereich Spuren hinterlassen. Vergleicht man die Versionen von `Armed And Ready`, `Cry For The Nations` oder `Victim Of Illusion` von 1981 mit den hier auf der ‚Live Tokyo‘-Veröffentlichung, sind das Welten. Gerade Gary Bardens Organ hat massiv gelitten, die höheren Töne gehen gar nicht mehr. Auch wirken die Songs zumeist arg lahm. Altherren-Rock, wenn man so will. Auch nicht ganz so toll ist die Tatsache, dass Schenkers Gitarre tiefer klingt als bei den Originalversionen. Zumindest kommt mir das so vor. Bonnets Gesangspart ist deutlich besser, er ist zwar nur bei drei Songs zu hören, hinterlässt da aber einen akzeptablen Eindruck. McAuley liefert auch einen recht guten Gesangspart ab und darf sogar die UFO-Hymnen `Shoot Shoot` sowie `Rock Bottom` singen, während Barden `Doctor, Doctor` misshandelt und der Track erst mit dem Einsatz von Bonnet sowie McAuley genießbar wird. Nicht schlecht ist auch das SCORPIONS-Instrumental `Coast To Coast` vom `Lovedrive`-Album, an dem Schenker beteiligt war.

Die 18 Songs der Doppel-CD überzeugen also nur bedingt, wobei die gesanglichen Qualitäten der Sänger den Grad der Qualität bestimmen. Mir fehlt ganz eindeutig die Spritzigkeit der Stücke, die man von der frühen Phase her kennt. Das macht die ganze Kiste etwas altbacken und wenig erfreulich. Für Komplett-Freaks des Herren Schenker sicher ein Muss, wer aber den wahren Schenker und seine Klassiker kennenlernen möchte, der soll doch bitte auch in Zukunft auf `One Night At Budokan` zurückgreifen.

(ohne Wertung)