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MEGA COLOSSUS – HyperGlaive

~ 2016 (Killer Metal Records) – Stil: Traditional Metal ~


Drei aktive Bands namens COLOSSUS listen die Metal Archives aktuell auf. Das hier behandelte Nerd-Quintett aus Raleigh/North Carolina zählt seit einigen Monaten nicht mehr dazu. Um Verwechslungen mit den Stockholmer Stonerrockern und den beiden Grunzkombos aus Frankreich und Kansas City vorzubeugen, haben Sänger Sean „The Train“ Buchanan und seine vier Mitstreiter an den Äxten und Trommeln ihr Banner kurzerhand um ein MEGA erweitert. Das Motto auf ‚HyperGlaive‘, der insgesamt vierten Veröffentlichung seit dem 2006er-Debüt bleibt unverändert: „Melt every face out there and drink all your booze.“

„Aber gerne doch, unser Bier ist Eures!“, will man den Kameraden nach dem Genuss der acht neuen Songs zurufen. Wer es schafft, seinen Metal unter Einhaltung des Reinheitsgebots so aromenreich und süffig zu brauen, der hat sich seinen Sprung in die eigentlich schon fertiggestellte Jahresbestenliste mehr als verdient. Im Vergleich zur bärenstarken 2012er-EP ‚…and the Sepulcher of the Mirror Warlocks‘ sind die Songstrukturen dieses Mal noch feiner ausgearbeitet, die Melodien noch subtiler, die Refrains noch lebensbejahender ohne dabei auch nur eine Sekunde in irgendwelche Kitschpfützen zu tappen. Die IRON-MAIDEN-Vergleiche greifen längst zu kurz; wenn man MEGA COLOSSUS unbedingt irgendwo einordnen will, bleibt eigentlich nur der Platz im Spezialitätenregal neben Gesinnungsgenossen wie SLOUGH FEG, VISIGOTH, DAWNBRINGER oder HAMMERS OF MISFORTUNE. Die abschließende Hymne ‚Star Wranglers‘ wird auch bei Fans der gefeierten ETERNAL CHAMPION offene Epic-Hosenstalltüren einrennen.

Also: Wer sich Fan des Traditionsstahls schimpft und MEGA COLOSSUS immer noch nicht kennt, der sollte sich den Ami-Käuzen JETZT hingeben. No excuses, guys!

(8,5 Punkte)

Ludwig Krammer

 

Kraftvoller, charakteristischer Metal wurde zwar in anderen Ortschaften geboren, doch in Raleigh ist eine neue Saat ganz prächtig aufgegangen. Hier werden die schönsten Gräser geraucht und mit einem Büffel auf den allergrünsten geritten. North Carolinas COLOSSUS brennen derweil ihr neues Abzeichen MEGA COLOSSUS unwiderruflich bis in die tiefsten Hautschichten ein und glänzen mit ihrer neuesten Veröffentlichung. Unter dem neuen Brandzeichen haben sie nun ihr erstes, in der Gesamtrechnung aber bereits zweites abendfüllendes Werk eingespielt, das auf Jahre gesehen viele Nächte lang in den Wäldern, Hütten und Höhlen gehört werden dürfte. Denn ihre Musik ist hintergründig einfach viel zu vielschichtig und schlicht zu schön, um nur in Kauz-Metal-Kreisen zu zirkulieren.

Vor allem dürfen sie sich, ohne den Umweg über Wiesen und Felder zu nehmen, direkt auf die Ehrenloge neben SLOUGH FEG begeben, denn gerade deren Hörerkreise dürften MEGA COLOSSUS spätestens jetzt mit offenen Armen empfangen und in eben diese umgehend schließen. Nicht unbedingt mit purer Melancholie, aber mit diesem leichten THIN LIZZY-Flair und kurzen MAIDEN-Galoppierereien garniert, schaffen es MEGA COLOSSUS einen kräftigen Stamm aus vielen, kleinen Verästelungen gedeihen zu lassen. Gerade weil sie in ihren Songs immerfort kleine Abschnitte einbauen, die es abzufeiern gilt, ohne den zielgerichteten Gesamtsong aus den Augen zu verlieren.

Daher grasen MEGA COLOSSUS fortan auf den Wiesen mit SLOUGH FEG und den mächtigen BROCAS HELM, besetzen zudem von vielen unbemerkt die brach liegenden Felder von HEART OF CYGNUS. Und wenn der Bussard von weit oben sogar kurz einen Ausläufer aus den Sphären von RUSH erspäht hat, dann schließt sich der Kreis und die von MEGA COLOSSUS erschaffene Welt erstrahlt in ihrer vollen Pracht.

(8 Punkte)

Michael Haifl

music.meltedfaces.com/album/hyperglaive