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MAJESTIC RYTE – Majestic Ryte

1988 / 2018 (Cult Metal Classics) – Stil: US Metal


Und wieder hat Chef-Archäologe Manos Koufakis vom griechischen Gourmetlabel ‚Cult Metal Classics‘ einem Kleinod des US Metal zu würdiger Form verholfen. MAJESTIC RYTEs erstes und einziges Lebenszeichen, das gleichnamige 1988er-Demo, gab’s über die Jahre nur als Tape oder Bootleg-Vinyl zu kaufen. Dank der musikalischen Qualität der New Yorker hat das Teil über die Jahre quasi Heiligenstatus im Underground erlangt. Völlig zu Recht. Was die Band in ihren fünf Songs abzieht, erzeugt ohne Umschweife dieses bebende Gefühl in der Brust, das sonst nur bei Kalibern wie SAGE MERIDIEN, HEATHEN’S RAGE oder SMOKESCREEN zu spüren ist. Wir reden von angeproggtem Amistahl der obersten Güteklasse, von Songs mit echtem Wiedererkennungswert, die niemals als profane Bühne für instrumentale Angeberei herhalten müssen.

Der Einfluss der alten, mystischen FATES WARNING ist allgegenwärtig, manche Gesangslinien im formidablen ´Eternal Paradise´ und dem kaum minder anbetungswürdigen ´Promise Of Power´ könnten auch von John Arch stammen. Eine Kopie der Progmetal-Götter sind MAJESTIC RYTE um Sechssaiter/Mastermind Nick Trotti deshalb noch lange nicht, die Gitarrenarbeit und rhythmischen Verschiebungen haben genug Eigenständigkeit, um die kurze Lebensdauer der Band noch betrauernswerter erscheinen zu lassen. Ja, aus denen hätte echt was werden können.

Die remasterte CD ist bereits seit Februar beim Label und den einschlägigen Spezialdealern erhältlich, eine Box mit dem Original-Demo auf Tape sowie eine Vinylversion sind angekündigt. Wer sich als US-Metal-Aficionado hier nicht bedient, dem ist nicht mehr zu helfen. Und laut Koufakis soll die Band durch seine Ausgrabungsarbeiten wieder zusammengefunden haben und an neuem Material werkeln. Wir hoffen aufs Beste.

(9 bebende Punkte)

Ludwig Krammer

 

 

Im Original 1988 auf Kassette veröffentlicht, erlangte das Demo ´Majestic Ryte´ über die Jahrzehnte hinweg eine kleine Kult-Anhängerschaft. MAJESTIC RYTE wurden 1987 geboren, als Bassist John Funk und Drummer Tom Sauer in Nick Trotti einen Leadgitarristen fanden. Sänger Greg Tsaknakis stieß schließlich auch hinzu, so dass sich die Klänge entfalten und Musik entstehen konnte. Nach langer Suche nisteten sie sich im 24-Track-Studio ‚Mirror Image‘ ein, um die fünf besten Songs aufzunehmen. Diese werden uns 2018 erstmals von ‚Cult Metal Classics‘ im remasterten Soundbild zugänglich gemacht. Und ich habe mich bedient.

Die Musik von ´Majestic Ryte´ ist gleichwohl allein für den skurrilen Prog als auch Epic Metaller von Bedeutung. Die innige Liebe steht und fällt hierbei – wie immer – mit der Zuneigung zum Sänger sowie den kompositorischen Fähigkeiten an sich. Sänger Greg Tsaknakis könnte sich in diesen Aufnahme-Sessions tatsächlich ebenso noch bei seinen Aufwärmübungen befinden. Obwohl solch High-Pitched-jodelnde Gesangskünstler oftmals zu den Besten ihres Fachs gezählt werden müssen, und von meinereiner verehrt werden, wirken Greg Tsaknakis‘ „Ohooos“ oftmals übertrieben und deplatziert. Der Opener ´Dark Stalker´ legt hiervon bereits ein erstes Zeugnis, über break-freudigen und überraschend hektischen Rhythmen in der heiligen Arena von OMEN, ab. `Survivor´ liefert die schönste, episch aufbauende Bridge, die als Refrain zu verstehen ist. Viele „Yeaaahs“ schmücken diese Komposition ebenfalls. „Ohoooo“ leitet ´Eternal Paradise´ ein, eine erschöpfende Komposition über Conan den Barbaren. Dennoch sollten MANILLA ROAD-Supporter hier nur reinschnuppern, wenn sie synchron INNER STRENGTH hören wollen. Ein abschwenkendes Break schenkt immerhin kurzerhand eine mystische Stimmung. Zum Ziel gelangt der Song aber nie.

Bei ´Promise Of Power´ verfeinert Greg Tsaknakis seine stimmlichen Ausbrüche im Break-Gewitter dahingehend, indem er ein „Naa-na-na-na“ mit einer offensichtlich stibitzten FATES WARNING-Melodie singt. Ein Vergleich mit den Großmeistern wird gleichwohl zu einem ungleichen Duell mit dem eindeutigen Verlierer auf dieser Seite. ´Majestic Ryte´ kann lediglich als Demonstration dienen. Wer folglich zu diesem Zeitpunkt noch keine zuckenden oder eingeschlafenen Gliedmaßen hat, übersteht natürlich problemlos das Ende mit ´A Breed Apart´. Es könnte in seiner Schrägheit geradewegs mit frühen WATCHTOWER liebkosen.

Infolgedessen klingt doch die Musik von ´Majestic Ryte´ völlig phänomenal, weil alle angeführten Bandverweise den metallverplombten Mund wässrig machen? Mitnichten. Selbst bei reichlichem, sehr ausgiebigem Genuss, versagt der Wunsch, das kleine Werk unbedingt wiederzuhören. Das gewisse Etwas hatten MAJESTIC RYTE, die entsprechenden Songs nicht.

(6,5 Punkte)

Michael Haifl