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LEGION – Darkness

~ 1991/2017 (Arkeyn Steel Records) – Stil: US Metal ~


Anfang der 90er überrollte der Seattle-Grunge die Musikwelt und aufgrund der fortgeschrittenen Technik wurden im gleichen Atemzug die Demo-Produktionen im Kassettenformat immer rarer. Die mächtigen POSSESSED brachten beispielshalber noch eines in 1991 heraus, die legendären OLIVER MAGNUM ebenso kurze Zeit später.

Das US-Wunderwerk von EN FORCE wurde erst vor zwei Jahren aus seinem Dasein als Tape erlöst und endlich auf einen Silberling gebannt. Heuer erfahren ebenso LEGION aus Augusta, Georgia, USA, ihre Geburtsstunde auf einem zeitgemäßen Tonträger.

‚Arkeyn Steel Records‘ veröffentlichen nämlich deren 1991er-Tape ´Darkness´ inklusive einem bisher unveröffentlichten Album namens ´For We Are Many´ aus dem Jahre 1994. In Kürze wird zudem das bislang nicht publizierte Album ´Bible Of Stone´ aus 1989 mit dem 1985er Zwei-Song-Demo zur Veröffentlichung gelangen.

Hier stehen jedoch allein ´Darkness´ und das qualitätsmäßig hintenanstehende ´For We Are Many´ im Focus der Betrachtung. Wenngleich alle Lieder direkt von den 24track-Tapes re-mastered wurden, bleibt die Tonqualität etwas dumpf und stumpf. Für die Zeitperiode dennoch nicht unüblich. Die Gitarre zerschneidet hingegen mit einem Anschlag jedes ihr sich entgegen huschende Staubkörnchen. Bei LEGION ist aber nicht nur die Gitarrenarbeit von Multi-Instrumentalist Doug Calloway in elektrischer als auch akustischer Spielweise äußerst beachtlich, sondern ihr Ausnahmesänger Loy Mitcham. Dieser darf unbedingt jedem gefühlsechten Lungenextremsportler ans Herz gelegt werden. In balladesker Stimmung sogar an Geddy Lee gemahnend, ist er ansonsten eher für Draufgänger der Marke Ski (DEADLY BLESSING) oder zuweilen Scott Oliva (INNER STRENGTH) geeignet. Und wenn zum Abschluss des LP-Tapes ´Darkness´ ein Instrumental-Stück erklingt, das gleichwohl von Loy Mitcham gesanglich etwas aufgepeppt wurde, dann hört es sich an, als befände sich John Arch zu Aufwärmübungen im Studio. Das Songmaterial ist sowieso durchgehend sehr variabel gestaltet, kein Song gleicht dem anderen.

Überwiegend auf dem unveröffentlichten ´For We Are Many´-Album breitet sich ferner eine METAL CHURCH- und OMEN-Schlagseite aus, wobei sich die Rhythmus-Abteilung, bestehend aus Marvin Mitcham an den Drums und Chuck Goodwin am Bass, ganz unschuldig fühlen darf. Denn gerade im Gesangsbereich schlägt dann jeweils entsprechend das Pendel vermehrt in die rauere Variante unserer Lieblingskirche. Verantwortlich könnten Mitcham und Goodwin dagegen für die erhöhte Geschwindigkeit sein, obwohl bereits das Jahr 1994 angebrochen war.

Erschreckend sind auf beiden Alben nur zwei Dinge. Im Lied ´All Become One´ baut Doug Calloway ganz unverschämt LED ZEPPELINs ´Whole Lotta Love´-Riff ein und ist demzufolge von Anhängern später CRIMSON GLORY zu goutieren. Überhaupt reiben sich einige treibende Riffs an solchen hardrockiger Herkunft ab, während auf dem Nachfolgewerk schon der 90s-Spirit im Groove des einen oder anderen Songs auszumachen ist. Vollkommen dreist ist es zweifelsohne, drei Jahre nach der Eruption durch ´Smells Like Teen Spirit´, mit dem Lied ´Memories´ eine NIRVANA-Kopie in einem zum Vorgängerwerk ansonsten soundtechnisch nahezu fortgeführten Klangerlebnis vorzulegen.

Gegründet anno 1985, kann 2017 zum entscheidenden Jahr für LEGION werden. Das Jahr, in dem schlussendlich ihre Alben erhältlich sein werden, endlich gehört werden können.

(9 Punkte)

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