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LEGEND OF THE SEAGULLMEN – Legend Of The Seagullmen

~ 2018 (Dine Alone Records) – Stil: Cinematic Independent Nautical Rock ~


Hossa! Es tönet, als ob der selige Peter Steele auf der Black Pearl unter Captain Jack Sparrow angeheuert hat, um die Schiffscombo anzuführen…und Nick Cave ist auch an Bord. Doch keine Angst, statt tumben Saufgesängen vertaut man ein ungewöhnliches Seekonzept und segelt in ungewöhnlich independeten Gewässern.

Zur Abfahrt wird die unheilvolle Glocke geschlagen, der Bass swingt zu treibenden Drums los und Petes stimmlicher Alter Ego erklärt, wer die Seagullmen sind. Fast ein kleines Indierocknümmerchen mit „hey-hey“-Mannschaftsgesängen, gefolgt von ‚The Fogger‘, der gar ein bisschen NEW MODEL ARMY versprüht. Ich bin sofort an Bord, zumal auch schön heavy und ungewöhnlich packend dargeboten. ‚Shipwrecked‘ wird von Drums und Keyboards eingeleitet, bevor ein PRIEST´sches Riff den Song in Fahrt bringt. Akustisch startet die Gitarren- und Klavierballade ‚Curse Of The Red Tide‘ mit ausdrucksstarkem Gesang und erwächst zunehmend epischer bis die Welle umschlägt, in eine herrlich-räudige Abgehnummer mit etlichen Höhepunkten.

Wer macht so was? Tja, dahinter stehen Musiker von TOOL, MASTODON, JONAH HEX oder DETHKLOK um Sänger David ‚The Doctor‘ Dreyer, Keyboarder Chris DiGiovanni und Gitarrist Tim Dawson. Ich bin normalerweise sehr skeptisch bei sogenannten ‚Supergroups‘, aber hier haben sich die Herren äußerste Kreativität auf die Flagge geschrieben. Der namensgebende Titeltrack entpuppt sich als reinrassige Rockqualle, bevor ‚The Orca‘, der never sleept, in den Siebzigern driftet und abermals eine gehörige Portion Independent umschwimmt. So ganz ernst gemeint ist die textliche Thematik wohl nicht, mindert aber den Hörspass in keinster Weise. Die ständige Abwechslung von ruhigen Passagen, fettem Rock und intelligent integrierten Keyboards packt haiartig zu und lässt mich einfach nicht los.

Mit „Hu!-Ha!“ steuert die ‚Ballad Of The Deep Sea Diver‘ dem Konzept musikalisch widerstrebend in fast westernmäßige Epik und Rhythmik – der perfekte Soundtrack für staubige Dünen, verschwitzte Hackfressen mit zusammengekniffenen Augen und der Hand nur Millimeter über’m Schießeisen statt einem Säbel. Mein Track des Jahres 2018 bisher. Die Tatsache, dass ich nun seit unzähligen Ebbe- und Flutzyklen dieses Album höre plus der absolute Ideenreichtum dieses Outputs machen ihn für mich als Musikfan einfach essentiell.

(9 legendäre Punkte)

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