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KILL RITUAL – All Men Shall Fall

2018 (Dissonance Productions) – Stil: US / Power / Thrash Metal


Nun bohrt sich dieses famose Album schon seit fast zwei Monaten immer wieder in meine Gehörgänge und die gerade gestartete Nordamerika-Tour mit SANCTUARY und ICED EARTH zwingt mich, endlich diesen Strauß an Stahlblumen in Worte zu fassen, bevor die Band durch die Decke geht und es keiner vorher geahnt hat.

Ein stimmiges Akustikgitarrenintro mit beschwörenden Drums gibt den Weg frei für ein feines, thrashig angehauchtes Eröffnungsstück mit klasse Refrain und einem fähigen Sänger namens David Reed Watson, der sogar bei Bands wie KING’S X oder GALACTIC COWBOYS aushelfen könnte. Der folgende Titelsong ist reiner Power Metal mit fetten Riffs, ordentlich Drive und großen Melodien. Starke Gitarrensoli, verschachteltes Drumming und die immer präsenten Gesangslinien offenbaren ein starkes Metalalbum, das sich zwischen Thrash (eher weniger) und US Power Metal (eher mehr) manifestiert.

Das langsamere ‚Save Yourself‘ ist gar als Höhepunkt groovenden Metals zu sehen, schön düster, slow, deep and hard, mit fantastisch leidenschaftlichem Gesang versehen, der teilweise wiederum an oben genannte Gruppen oder NON FICTION erinnert, als auch an gefühlvolle Glanztaten eines Phil Anselmo – wobei wir uns ausschließlich auf den diskussionsfreien künstlerischen Aspekt der Person besinnen wollen. ‚A Re-Imagining‘ zieht ebenfalls alle Register des Ungewöhnlichen; nein, die Schublade Thrash ist definitiv zu eng für die Kalifornier. Sie stehen dafür, dass die Bay Area weitaus mehr hervorgebracht hat, als eine beachtliche Ansammlung unserer Lieblingsprügler. Diese fantastischen Akustikgitarrenparts lockern die Heavyness faszinierend musikalisch auf, auch direkt danach bei dem ‚Dead Man On The Water‘, einer kitschfreien Halbballade, die so normalerweise nur die BLACK LABEL SOCIETY zu bieten hat.

Ist der stampfende Riffer ‚Heart Collector‘ gar eine Reminiszenz an Warrel Dane, dessen alte Kollegen auf der Tour fast eine Tribute-Stellung einnehmen und von WITHERFALL-Barde Joseph Michael unterstützt werden? US-metallisch epischer Art lassen sich die ‚Sins‘ an – ein weiterer Grund, diese Platte zu Hause neben ARMORED SAINT aufzustellen. Das Niveau wird mit dem Ohrwurm ‚Lies‘ als auch der abschließenden Gigantoballade ‚Kage‘ weiter gehalten, sodass ich mich gerade frage, wieso drei Alben dieser Band an mir vorbeischeppern konnten, zumindest auf dem 2015 Output ‚Karma Machine‘ ist David neben dem Ur-Bandchef Steve Rice schon am Mikro.

Da ich mein Kontingent an 9er Wertungen schon brutal überzogen habe, trage ich den letzten in meinem Herzen und übergebe ihn der Band persönlich bei einem kommenden Germanygig und verbleibe mit den Worten: KAUFEN. Over and out.

(8 gezügelte Punkte)

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