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KANSAS – The Prelude Implicit

~ 2016 (Inside Out Music) – Stil: Prog-/Hard Rock ~


Schon erstaunlich: Da veröffentlicht eine Band, die Musikgeschichte geschrieben hat, nach 16 langen Jahren ein neues Studioalbum und trotzdem in der Musikpresse kaum Notiz davon genommen.

`The Prelude Implicit` ist immerhin das 15. Studioalbum dieser (Hard)rock-Legende. Und auch wenn sich mit Schlagzeuger Phil Ehart nur noch ein wirkliches Originalmitglied in der Band befindet, sind Bassist Billy Greer und Violinist David Ragsdale inzwischen auch schon 25 Jahre dabei, was wiederum Bände spricht.

Für viele Fans war und ist natürlich Sänger Steve Walsh das Aushängeschild der Amis gewesen. Sein Ausscheiden hat sicher zu einem Popularitätsverlust geführt. So war die Spannung groß, wie sich sein Nachfolger Ronnie Platt schlagen würde. Auflösung: Er macht einen tollen Job, kann Walsh aber nicht ganz das Wasser reichen. Dennoch überzeugt er in den meisten Songs und rundet die neuen Stücke positiv ab.

Das Material des neuen Albums enthält dabei alle Markenzeichen, die KANSAS über die Jahrzehnte ausgezeichnet haben. Gerade im zweiten Teil des Albums sind viele Parallelen zu den alten Zeiten hör- und fühlbar: Violinen, Keyboards, das Zusammenfügen von Bombast-Passagen sowie verproggte Elemente und eindringliche Melodien. Mit `With This Heart` beginnt das Album eher eingängig, aber keineswegs banal. Im Gegenteil, das Stück steigert sich. Und wenn im Mittelteil die  Violine dazukommt, weiß man: KANSAS sind zurück. `Refugee` ist in seiner Gesamtheit eine grandiose Halbballade mit eindringlicher Melodie und Gänsehaut erzeugenden Momenten geworden, im letzten Drittel fast schon so geil wie ´Dust In The Wind´. Das über achtminütige ` The Voyage Of Eight Eighteen´ ist KANSAS in all seiner Größe, seiner Pracht. Das flotte `Summer` glänzt dagegen mit einer gigantischen Hookline, einem drückenden Rhythmus und hält obendrein sogar noch komplexe Passagen parat. Und trotz dieser Vielschichtigkeit ist das Stück hart und flüssig. Alles wirkt wohlüberlegt, die Band war darauf bedacht den alten Sound und Stil vorsichtig ins neue Jahrtausend zu transferieren! Was fantastisch gelungen ist.

Fazit: KANSAS überraschen mit einem sehr, sehr starken Album und machen klar, dass sie es nicht verlernt haben. `The Prelude Implicit` klingt wie ein Jungbrunnen und begeistert mit jedem Durchgang mehr. Die Fans werden auf die Knie fallen. Großartig!

(9 Punkte)

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