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JEN GLOECKNER – Vine

2017 (Spinning Head Records) – Stil: Dream Pop


Seit Jahren räkeln wir uns zwischen den Kissen, genießen in vertrauter Zweisamkeit das fluffige Wohlbehagen. Vereint mit Jen Gloeckner in den Laken, knistert der Luftdruck bei fortlaufender Überhitzung unentwegt. In Endlosschleife lief bis vorgestern ´Mouth Of Mars´. Indessen sind sieben Jahre vergangen. Sieben langgezogene Jahre, in denen allein ein seltener Lichtstrahl zwischen den Jalousien etwas Leuchtkraft spendete.

Doch jetzt ziehen bessere Zeiten herauf, Jen Gloeckner hat ihre dritte Zeitlupen-Schönheit ´Vine´ vollendet. Eine verschlafene, Augen halb verschlossene Dosis Flauschklang. Wir hören, wenn es ihr kommt (´Breathe´), wenn die Trip-Hop-Beats britischer Prägung über uns hinwegziehen. Halb ausgeflippt verfolgen wir die Melodien zwischen Ambient und Elektronik sowie der schlicht blind machenden Liebe (´Vine´). Selten lebt Jen dabei den echten Vintage-Pop á la Lizzy Grant aus, oder war es Carol Decker (´Ginger Ale´). Dann lieber hart rangenommen und die 60s mit Rufus W. in einer dunklen Ecke voll ausgelebt (´Blowing Through´). Beschwingt und am anmutigsten fließen Emotionen immer in der Nacht, immer wenn sich der Dream Pop seinem Höhepunkt entgegenstreckt (´The Last Thought´). Folgerichtig poppt ebenso melancholischer Gitarrenpop auf. Haut an Haut, unendlich lange herumliegend, halb wach, halb munter an das Schaf denkend (´Counting Sheep´) oder schlichtweg aneinander reibend, John Ashton (PSYCHEDELIC FURS) dazu Gitarre spielen und Henry Padovani (THE POLICE) von hinten schnaufen lassen (´Row With The Flow´). Reibt sich hingegen die Gitarre von John Gloeckner an der Elektronik, frohlockt sogar Chris M. in sanften Wolkenträubchen (´Prayers´).

 

Ob sämtliche Klangwelten länger als 1.000 Nächte in Jen Gloeckners Schlafzimmer in Dubuque, Iowa, benötigten, um sich selbst auf die Festplatte zu ziehen, ist nicht überliefert. Wir harren jedenfalls noch immer zwischen den Leinentüchern aus. Keine Leiche darunter in Sichtweite. Mit Rücksicht auf die Abgeschiedenheit alle Kissen sanft aufgeschüttelt und samt ´Vine´ die Traumstätten mit frischem Wind beliefert.

(Big 8 Points)

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https://jengloeckner.bandcamp.com/album/vine