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Intervals – A Voice Within

2014 (Basick Records) – Stil: Djent für Normalsterbliche


Die Kanadier waren bereits im Winter auf deutschen Bühnen im Vorprogramm der Landsleute von PROTEST THE HERO zu sehen, womit die Zielgruppe für diese Scheibe schon ziemlich gut, aber nicht komplett abgesteckt ist. Und man mag es kaum glauben, denn INTERVALS steigen mit ihrem Longplay-Debüt direkt auf dem unermesslichen Niveau der Referenzband ein, wenn nicht sogar noch darüber. Sie könnten gar eine Einstiegsdroge für Hörer sein, die sich bis dato standhaft dem technischen Metal des 21. Jahrhunderts verweigert haben, denn eine Songdienlichkeit und Nachvollziehbarkeit wie auf diesem Album gab es bislang nicht zu bewundern.

Die beiden bisherigen EP’s waren komplett instrumental gehalten. Doch mittlerweile hat der ursprüngliche Bassist Mike Semesky umgesattelt und man ist durchgängig mit cleanem Gesang unterwegs. Als geneigter Hörer fragt man sich, wie es die Band je in Erwägung ziehen konnte, auf die durchweg extrem coolen Gesangslinien zu verzichten. Diese tragen nicht unerheblich zu einer Eingängigkeit, einem Melodienreichtum und tollen Refrains bei, die dazu führen, dass man INTERVALS zwangsläufig auch Fans von kommerziell ausgerichteten Megasellern wie AVENGED SEVENFOLD empfehlen muss.

Natürlich ist man oftmals flott und schon frickelig unterwegs, allerdings haben entspannte, atmosphärische Elemente ihren Platz gleichberechtigt gefunden. Entscheidend ist indes die Güte der Songs, und hier haben wir es mit einer Aneinanderreihung phänomenal reifer Früchte zu tun. Man muss sich nicht mal strecken, um sie abzupflücken, denn schon 5-6 Durchgänge sollten genügen, um den vollsten schmackhaften Genuss erleben zu dürfen.

Eigentlich kann man sich daher den Platz sparen, Highlights herauszuheben. Doch stehen ‚Ephemeral‘ (>“Say Goodbye to the world as we knew it“), ‚Automaton‘ (>“It’s to soon for us to say“), ‚The Self Surrendered‘ (> „Free of self and identity“), ‚Atlas Hour‘ (melodische Hymne mit postrockigem Ende) und ‚Siren Sound‘ (> „Mayday, Mayday“) vielleicht noch einen Tick über dem dann allerdings kaum noch vorhandenen Rest (insgesamt 8 Songs und 1 Intermezzo auf 49 Minuten).

Das imho bislang beste Album des Jahres lässt letztlich nur eine Bewertung im höchsten Intervall zwischen 9 und 10 Punkten zu. Meine Stimme bewegt sich mittendrin. Es ist fast zu bezweifeln, dass die Band dieses Debüt jemals toppen wird.

(9,5 Punkte)