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FAUST – Fresh Air

2017 (Bureau B) – Stil: Krautrock


Die verbliebenen Gründungsväter der FAUST-Inkarnation faUSt – Jean-Hervé Péron und Werner „Zappi“ Diermaier – sind mit ´fresh air´ ihrer Eingebung gefolgt und haben die neuen Songs während einer 28-tägigen US-Tournee in 2016 eingehämmert. Mit verschiedenen Best-Music-Friends, an diversen Locations, legten sie ohne einen vorher festgelegten Plan los.

„Wir lassen Musik durch uns spielen“, sagt Jean-Hervé Péron, aus der die Zuhörer sich ihren eigenen Film im Kopf prachtvoll drehen mögen. Einen Tipp hat Jean-Hervé Péron für die Stirnrunzler zudem noch parat: „Listen to the fish.“

Noise, Drone, Swing, Blues, Industrial und natürlich Krautrock auf hoher Improvisationsstufe, alles aus dem Füllhorn einer der großen Krautrock-Institutionen, breitet sich in dieser ´fresh air´ aus. Da werden Gedichte wie das eines französischen Schulfreundes von Jean-Hervé Péron ins Polnische übersetzt und vorgetragen, es erklingen Vögel oder quietschende Türen.

Also schnell alle Fenster und Türen auf, die Scharniere nicht ölen, denn hier bekommt die Musik noch Luft zum Atmen. Doch Jean-Hervé Péron fragt: „Kann man ruhig atmen, hier, oder werden wir vergiftet?“ In ´Chlorophyl´ stimmt er die Marseillaise an – „Allons enfants de l’Anarchie, notre jour de jouir est arrivé“ – als Aufruf an alle Künstler, mit ihren Songs die Missstände der Welt aufzuzeigen, ganz im Sinne von Roger Waters. Barbara Manning nimmt dabei zumeist die Vorträge vor, Maxime Manac’h (VI!VI!VI!) und Ysanne Spevack lassen Bass und Viola zirpen, sogar Jürgen Engler (DIE KRUPPS) zeigt sich in wilden Industriellen-Abschnittszeugungen präsent.

faUSt liefern konzeptlos ein konzeptionell interessantes Werk ab, das von ihren Jüngern keineswegs rauchfrei begleitet wird. Macht’s (längst nicht) gut und danke für den Fisch.

(7,5 Punkte)

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