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FATES WARNING – Darkness In A Different Light

~ 2013 (Inside Out) – Stil: Metal ~


Was tun, wenn Gott nur temporär durch die Himmelspforten schaut? Was tun, wenn die Jünger schon seit Jahren auf ein neues Lebenszeichen von FATES WARNING warten? Was tun, wenn Gott nur für ARCH/MATHEOS und einzelne Liveauftritte zur Verfügung stand? Weiter warten? Weiter grübeln?

Zum Glück schaut Jim Matheos niemals zurück, sondern immer nur in die Zukunft. Daher erwartet auch kein Jünger mehr ein `Awaken The Guardian`-Epos und selbst ein `No Exit` scheint nicht mehr erreichbar. Die Zeit bis zum nächsten Output können sich die Jünger aber in der Zwischenzeit mit gefühlten mehrmaligen Live-Auftritten pro Jahr vertreiben. Oftmaliger Gast bei diesen war auch Frank Aresti an der zweiten Gitarre, der nun endlich wieder bei einem Studio-Album mit von der Partie ist. Zuletzt war er bei `Inside Out` im Jahre 1994 im Bandgefüge vertreten. Ein großes Album wie anno 1989 `Perfect Symmetry` war daher eine nicht ganz so hoffnungslose Erwartung gegenüber `Darkness In A Different Light`, denn noch so ein karges und schales Album wie `FWX` wollte wohl kein Jünger mehr erleben. Und die Erwartungshaltung wurde auch nicht allzu sehr enttäuscht. Es lassen sich folgende Feststellungen als Fazit ziehen:

(1) Das Album beginnt mit dem wunderbaren `One Thousand Fires`, doch schon beim Gesang des nachfolgenden `Firefly` spürt man sofort, wie großartig und erhaben der gefühlvolle Gesang von Ray Alder auf brillanten Melodien sich noch viel besser präsentieren kann.

„Fly, far away,I won’t regret at all, not asking you to stay, I can’t make you understand, as I close my empty hand“

(2) Zu solchen Songs, wie es `Desire` und auch `Kneel And Obey` sind, wurde nicht unberechtigterweise der Ausspruch „sinnloses modernes Riffgeschrubbe“ erfunden.

(3) Jim Matheos Solo-Impressionen aus dem Jahre 1993 namens `First Impressions` sind bis zum heutigen Tag ein Hochgenuss und ein hochgradiger Applaus-Hervorkitzler für Progger und auch Erb-Tanten.

(4) Das kurze und feine `Falling` ist ein Höhepunkt des Albums.

„Take away the part of me, that makes me feel that makes me see, the things that I don’t want to be, at least I know that I can count on you / A step ahead I step behind, the things I fear, I’ve crossed the line, into a world where I feel blind, I always know that I can count on you / Took the time to live a life, to see the world then say goodbye, to my old friends, I don’t know why, I always know that I can count on you / … Oh, and it’s hard to stay this graceful when I’m falling, falling; oh, and I have to say that yesterday is calling … / Now here I am with eyes shut tight, not knowing if I’ll see the light, before it’s too late in this life, I never knew I could not count on you“.

Ursprünglich nur eine Vokaldarbietung von Ray Alder ist das Lied zudem in einer längeren und heavy Version unter dem Songtitel `Falling Further` auf der Bonus-CD enthalten.

(5) Gott hat Europa im Jahre 2012 besucht.

„The dead of night parts the sky, the salem witch, hunting eyes malifica spells, she flies the ocean shore of Kildare, over tombs of the harpy fields, lonely girls ride the great beast, virginal goddess of hunt Diiaaaaana“

(6) Wunderbare Gefühlswelten lassen ferner die Songs `Lighthouse`

„The lighthouse waits, it waits for you, the lighthouse waits, it waits for you“

und `O Chloroform` regelrecht vor den Augen aufziehen und entstehen.

(7) Ein Sound ohne Keyboards, ohne Samplings gab es bei FATES WARNING schon lange nicht mehr.

(8) Als metallischer Appetizer kann `Into The Black` herhalten,

„As I wander into the black, far beyond far, I’m never coming back, forgive me my darkness for living in light, no more shadows to hide behind“

während der lange Rausschmeißer `And Yet It Moves` sich erst langsam erschließt, aber letztlich nicht an die Erhabenheit des letzten Longtracks (`Still Remains`) anknüpfen kann.

(9) Das schönste FATES WARNING Album dieses Jahrhunderts; das Beste seit `A Pleasant Shade Of Gray` … (8 Punkte)

(10) FATES WARNING leben weiter … ohne Gott.