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EMPEROR – Anthems To The Welkin At Dusk

~ 1997 / 2017 (Candlelight Records / Spinefarm) – Stil: Black Metal ~


In der Zeit als Samoth seine Haftstrafe verbüßte, stand er weiterhin mit Ihsahn in Kontakt. Gemeinsam bereiteten sie bereits neue Songs vor, denen sie später im Studio ihren letzten Schliff verpassten. Die EP ´Reverence´ und ´Anthems To The Welkin At Dusk´ nahmen die beiden zwischen Oktober und Dezember 1996 mit Jonas „Alver“ am Bass und Kai „Trym“ Johnny Solheim Mosaker an den Drums ebenso wie den Vorgänger in den Grieghallen auf.

EMPERORs zweites Album ´Anthems To The Welkin At Dusk´ sollte ihnen den Durchbruch auf breiter Ebene bescheren. Mit Sophisticated Black Metal. Anders ist der Stil von ´Anthems To The Welkin At Dusk ´ nicht zu umschreiben. Aufgrund einer besseren Produktion war der Sound einfach klarer und der vermehrte Einsatz sinfonischer Elemente, die letztlich Hauptbestandteil der Musik EMPERORs wurden, förderte eine neue Definition des Bandsounds zutage. Medieval Black Metal nannten andere die Musik.

May this night carry my will
And may these old mountains forever remember this night
May the forest whisper my name
And may the storm bring these words to the end of all worlds

Trotz Hymnenhaftigkeit durchbrachen jedoch die Riffs von Ihsahn und Samoth alle Songs wie ein Blitz. Technische Brillanz durfte daher nicht nur in Großartigkeiten wie ´Thus Spake The Nightspirit´ begutachtet werden. Denn erstmals konnten in den Songs Gitarren-Soli entdeckt und in ´Ye Entrancemperium´, ´Thus Spake The Nightspirit´ sowie ´With Strength I Burn´ Klargesang genossen werden. Zumindest mit dem Song ´The Acclamation Of Bonds´ freundeten sich Anhänger des Vorgängers an, wohingegen in ´With Strength I Burn´ die Keyboards bis zuletzt die Überhand behielten. Und der spukvolle Opener ´Alsvartr (The Oath)´ trug selbstredend, passend zum Aufnahmeort, Melodie-Partikel des berühmten Orchesterstücks ´In der Halle des Bergkönigs´ von Edvard Grieg in sich. Obwohl sich EMPEROR anfangs wie viele andere Bands der Szene in Interviews zu gewaltverherrlichenden Parolen hinreißen ließen, schien sich zumindest in den Texten hier bereits purer Nihilismus auszubreiten, so dass Ihsahn und Kumpanen geradewegs neben Satanas Spuren auf denen Immanuel Kants wanderten.

So trennten sich 1997 abermals mit einem frischen Werk alte und neue Fanscharen, viele Altfans blieben enttäuscht zurück. Doch selbst wenn ´Anthems To The Welkin At Dusk ´ allzeit im Schatten von ´In The Nightside Eclipse´ verharren sollte, steht es diesem, je nach Betrachtungsweise, nur leicht nach oder überragt es sogar in seiner vollends aufblühenden Pracht. Die Nein-Sager werden weiterhin heimlich das Debüt im Kinderzimmer oder Finsterwalde hören, während die Ja-Sager im Mondschein zu ´Anthems To The Welkin At Dusk ´ freudig tanzen oder es unter Kopfhörer genießen.

Aktuell wird ´Anthems To The Welkin At Dusk ´ – wie das Debüt ´In The Nightside Eclipse´ – als farbiges „Original replica Edition“-Vinyl und in Mintpack-CDs wiederveröffentlicht. Das Booklet des Silberlings enthält im Gegensatz zu den Werken davor schlicht alle Lyrics.

Ein ganzes Genre definierendes Werk.

[Klassiker]