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DRUDKH – They Often See Dreams About The Spring

2018 (SOM – Underground Activists) – Stil: Black Metal


 

Das ist ukrainisch und heißt übersetzt: They Often See Dreams About the Spring. Das so betitelte neue Album der geheimnisvollen Black Metaller DRUDKH lädt auch zum Träumen ein. Es ist eine Idealmischung aus ihren räudigen Wurzeln und den Mitte der 2000er-Jahre intensivierten Atmospheric- und Post Metal-Tendenzen. Dabei liegt die treibende Kraft klar auf dem von Double-Bass und Tremolos getragenen Black Metal-Kern.

Die Ukrainer, die Interviews genauso hassen wie Live-Shows, haben sich hier abermals ihrer Passion fürs kriegsgebeutelte Heimatland und für den hiesigen Schriftsteller Maik Yohansen hingegeben; davon zeugen insbesondere die Texte – gekonnt gekrächzt von Sänger/Chef Thurios. Dazu gibt’s nicht nur sein typisches Black Metal-Strumming auf der Sechssaitigen, sondern auch geschickt eingewobene und neu Spannung aufbauende palm-muted-Parts, manches Mal abgerundet von elegischen Post-Melodiebögen. Ohnehin, bei DRUDKH hat man es mit echten Könnern zu tun, die ihre breite Kompetenz auch zeigen wollen – allen Trends zum Neo-Lo-Fi im Black Metal zum Trotz. Auf ´They Often See Dreams About the Spring‘ ist nichts dem Zufall oder der Skizze überlassen, auch jeder Drum-Roll, jedes vom Bass getragene Break ein durchdachtes Schmankerl für sich. Und spannend umgesetzt. 44 Minuten lang keine Langeweile – im schmalen Genre-Korridor zwischen Innovation und Tradition sind DRUDKH sehr sicher unterwegs.

Ich muss hier auch mal eine Lanze für das französische Extreme-Metal-Label ‚Seasons Of Mist‘ brechen. Die Band-Auswahl – trotz vereinzelt mit Kontroversen versehen – ist in Summe von besonderer Güte. Auch im Black Metal-Segment bestechen viele Kapellen, wie SETH und DRUDKH, durch tatsächliche Eigenständigkeit, sind mit ihrem profunden Kunst-Anspruch fern ab der üblichen Klischees wie Panda-Schminke und stumpfer Satans-Huldigung. Allerdings gibt es, am Rande auch zu DRUDKH, immer wieder vorrangig in den sozialen Medien geführte Diskussionen über Rechts-/Nazi-Tendenzen bei unter Vertrag Stehenden, die das Label nicht ernst (genug) nehme. Ganz ehrlich, ich habe nicht genug unmittelbare Szene-Tiefe und Band-Kenntnis, um dies abschließend beurteilen zu dürfen. Kann aber sagen, dass sich speziell bei DRUDKH nichts Derartiges unmittelbar aufdrängt – außer vielleicht ihrem tiefen Bekenntnis zur ukrainischen Heimat. Und das möchte ich pauschal nicht verurteilen.

(8,5 Punkte)