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DOWNRIVER DEAD MAN GO – Tides

~ 2015 (Eigenproduktion) – Stil: Rock ~


Obwohl der Herbst noch längst nicht angebrochen ist, kreieren DOWNRIVER DEAD MAN GO aus Leiden in den Niederlanden die passende melancholische Atmosphäre. Die pure Tristesse schleicht und kriecht entlang der Moll-Töne davon. In der klaren und hellen Nacht des Nordens trauen sich die Noten nur zaghaft hervor. Doch immer wieder zeigt sich der Nordstern und strahlt heller als je zuvor.

Eingerahmt von tieftraurigen Instrumentalstücken sind diese Nordlichter nicht nur für den Skandinavien-Freund geeignet, der mit MADRUGADA oder MIDNIGHT CHOIR aufgewachsen ist oder die Schwere und Leichtigkeit von LANDBERK erlebt hat, sondern ebenso für den Genießer der mittleren PINK FLOYD-Phase oder Trauerweiden wie 40 WATT SUN. ‚Walking Away‘ schießt dabei eine Signalleuchte nach der anderen gen Firmament. Himmelhochjauchzend zu Tode betrübt, gerade deshalb einfach nur wunderschön. So ein- und anschmiegsam wird es nie wieder – die Trübsal hat uns wieder. ‚Wake Up‘ und ‚Never Change‘ kriechen behäbig über die Tonleitern. Jeder Ton ein Schmerz, jede Note pure Emotion – und die Stille dazwischen fast unerträglich, unerträgliche Helligkeit in doch so dunkler Nacht. Die Stimmung bleibt, der Seelenschmerz wird in offener Wunde sichtbar, darf aber obendrein in ‚Tides‘ und dem unendlich langen ‚Stone In My Heart‘ vermehrt mit postrockigen Tönen verziert werden, bis zum Abschluss als Bonus ein Song erklingt, der den Bogen zu ihren Brüdern im Geiste, im Alterna-Country, auf der anderen Seite des Atlantiks spannt, denn ‚River‘ ist Americana pur.

Hören, fühlen, spüren, eintauchen, versinken – die Leichtigkeit der Schwere entdecken – mit DOWNRIVER DEAD MAN GO.

(9 Punkte)

http://www.downriver.nl/