PlattenkritikenPressfrisch

ATTIC – Sanctimonious

2017 (Ván Records/Soulfood) – Stil: King Metal


THE KING IS DEAD. LONG LIVE THE KING. LE ROI EST MORT, VIVE LE ROI. EL REY HA MUERTO. ¡VIVA EL REY! DER KÖNIG IST TOT. LANG LEBE DER KÖNIG! Oder lieber: KILL THE KING. THE KING IS DEAD. I AM THE KING, LONG LIVE THE KING – dieses Szenario hatten wir bereits schon einmal. Aber die Musik natürlich ebenfalls. Nur der KING ist nicht mehr im Spiel, denn KING Kim Bendix Petersen überlässt tatsächlich seit Jahren kampflos seinen jungen Nachkommen das von ihm bestellte Feld. So übernahmen PORTRAIT und IN SOLITUDE das Zepter, führten es jedoch nie in derselben Glorie fort. Vor fünf Jahren erschienen ATTIC und wurden zum Teil gar belächelt, konnten gleichwohl mit ihrem Demo und hernach mit ihrem Debüt ´The Invocation´ restlos überzeugen. In der Zwischenzeit gründeten ursprüngliche Lästerzungen sogar gleichgeartete Bands und der KING gönnte seinen Untertanen einige Live-Auftritte. Allein diese verleihen ihm im Ruhestand auf seinem Alterssitz keine herausragende Stellung mehr. Der Ruhm schöpft sich nunmehr aus der Vergangenheit und setzt langsam Patina an.

Derweil bündelten ATTIC ihre Kräfte und legen diesjährig ein Konzeptalbum namens ´Sanctimonious´ vor, das ganz klassisch in zwei Akten mit 13 Songs aufgeführt wird und einige kleine Zwischenspiele beinhaltet. Auf dem Opferaltar der Dramaturgie geht es, wie sollte es auch anders sein, äußerst blutig zu. Hinter den Klostertüren spielt sich eine schreckliche Tragödie ab. Die blutjungen Schwestern Alice und Joan müssen für ihre Sünden büßen und kämpfen mit den vermeintlich überirdischen Kräften sowie Priorin Clare und der alten Äbtissin Margaret.

Dazu packen die Gitarristen Katte und Rob einige stilvolle Gitarrenläufe aus, preisen Satan mit IRON MAIDEN-Reichtum, HELSTAR-Spielwitz, einmal gar in echter Shredding-Manier sowie mehr als einmal mit rabenschwarzen Saitenklängen. Da dürfen alle Pandagesichtsanstreicher vergnügt um den Tisch des Herren tanzen; mutmaßlich mit Gary Moore und Nocturno Culto, Hand in Hand. Doch so sehr sie sich auf der Streckbank recken und verlängern lassen, J.P. auf die Drums einböllert, die Musik bleibt aufgrund des Gesangs von Meister Cagliostro beharrlich im schwarz-weißgetünchten Kosmos des Diamantenkönigs hängen, weit dichter als THEM, hautnah die Brusthaare des KING zwirbelnd.

Bevor allerdings abschließend dem einen Gott abgeschworen wird, dem KING selbstverständlich niemals, und die Frage im Raum steht, wer oder was wir sind und ob Gott letztlich existiert – welcher Gott? die Menschheit kennt so viele – springen aus dem Blutbad einige Songs wie die epischen ´Dark Hosanna´ und ´Die Engelmacherin´ sowie die schlammigen Gassenhauer ´A Serpent In The Pulpit´ und ´Sinless´ praller ins trübe Tageslicht. Überleben ist alles, standhaft und beharrlich sein, ob in der Geschichte, im Kampf um das Zepter des KING oder schlicht im echten Leben.

(Big 8 Points)