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ASTRAKHAN – Retrospective

~ 2013 (PowerProg) – Stil: Hard-Rock ~


Nach den hochgeschätzten VON HERTZEN BROTHERS erscheint eine weitere skandinavische Band auf der Bildfläche, die sich zwar den Hard-Rock alter Schule als Vorbild genommen hat, diesen aber weder retro-gerichtet, noch gewollt modern umgesetzt hat. ASTRAKHAN, nicht mit der Doom-Band aus Kanada zu verwechseln, sind eine schwedische Kapelle, die allein aus ihrer Liebe zum Hard-Rock musiziert und alle musikalischen Standardisierungen kategorisch ablehnt. Erst Anfang 2013 von den Brüdern Per (Bass) und Jörgen Schelander (Keyboards) gegründet, sind diese beiden auch für das Songwriting zuständig. Dummer Martin Larsson und Jörgen Schelander (u.a. ex-OZ) spielen ferner in der Melodic-Prog-Formation MISTH zusammen, während sich Sänger Alex Lycke seinen Lebensunterhalt durch Musical-Auftritte quer durch Europa (u.a. Hauptrolle in JESUS CHRIST SUPERSTAR, Finnland) verdient. Per Schelander ist zeitweise auch bei ROYAL HUNT und HOUSE OF SHAKIRA tätig. Als Gitarristen konnten ASTRAKHAN den aktuellen AVATARIUM-Gitarristen Marcus Jidell (ex-EVERGREY, ROYAL HUNT) gewinnen, der nicht nur für den Mix und die Produktion zuständig war, sondern auch auf Tour dabei sein soll. Und alle zusammen haben ein Werk geschaffen, das mit `Retrospective` betitelt ist.

Umrahmt von dem geteilten Lied `Under The Sun`, das den Songreigen eröffnet und mit seinem zweiten Teil und „Under The Sun“-Chören den Abschluss des Albums bildet, zelebrieren ASTRAKHAN nicht gerade allzu unbekannte Zutaten aus der musikalischen Vergangenheit, die sie jedoch vortrefflich auf ihre eigene Art und Weise erfolgreich zusammen gesetzt haben. Man stelle sich bei ASTRAKHAN die schwelgerische Ader der nicht unbekannten Prog-Bands TRANSATLANTIC / FLOWER KINGS vor, ohne in deren musikalisches Feld einzudringen, denke dabei an BLACK BONZO und VON HERTZEN BROTHERS, nehme dazu des öfteren einen sehr großen Schuss RAINBOW sowie DEEP PURPLE und schon ist das Soundgebräu á la ASTRAKHAN fast fertig. Da dies natürlich noch nicht zu einer umfänglichen Beschreibung ausreicht, müssen weiterhin KANSAS, JETHRO TULL, PAIN OF SALVATION und auch der orientalische Schuss von LED ZEPPELIN erwähnt werden. Noch lebende Hörer von MOAHNI MOAHNA dürfen und sollen bei ASTRAKHAN auch wieder ganz langsam aus dem Dornröschenschlaf erwachen.

Trotz des hier vollführten name-droppings, kupfern ASTRAKHAN keineswegs ab, sondern erschaffen im angesichts ihrer Vorväter ihren eigenen Sound, der sich durchgehend auf einem hohen Niveau halten kann. `Shadow Of Light`, das hittige `Propaganda`, das ausdrucksvolle `No Name Lane`, das gesanglich und instrumental schwelgerische `Higher Ground`, und und und … belegen dies mehr als eindrucksvoll. Hier wächst ein roher Diamant heran … und wächst und wächst.

(8 Points)

www.astrakhan.se

https://www.facebook.com/Astrakhan.band