PlattenkritikenPressfrisch

AMMOURI – Dare To Be Happy

2017 (Pride & Joy Music/Soul Food) – Stil: Diva Hard Rock Chanson


Wie würde WENDY O. WILLIAMS heutzutage klingen? Was würde TOYAH in Metalgefilden bewerkstelligen? Keine Ahnung, aber Amors Pfeil hat mich voll erwischt, abgeschossen von AMMOURI und zwar gleich vom Liebesgroover ‚Fill Your Heart With Love‘. Das knallt, die Drums donnern und es ist um mich geschehen. Diese stimmgewaltige schwedische Wuchtbrumme ist wahrlich ein ‚Monster Of Your Own Creation‘, die auf herrlich unkonventionelle Weise dirkschneidert, lasziv flüstert und facettenreich betört, während hintendran instrumental auch alles stimmt.

Es entsteht direkt der Eindruck, dass hier nicht um eine Protagonistin retortig herumgeschrieben wurde, sondern die Musik mit der Persönlichkeit eins ist. Dies ist wohl Marina Ammouri selbst zu verdanken, die auch für andere Künstler genreübergreifend als Songschreiberin tätig ist, produziert und dazu noch einen Tontechniker-Abschluss besitzt. Zu heavy Gitarrenriffing wird in ‚Starlight‘ fast chansonartig rezitiert, bis der Refrain leidenschaftlich rausplatzt. Die TOYAH ähnlichen, cleanen Momente werden gleich wieder herrlich räudig zerschmettert, die Leadgitarre darf sich dazu nach Lust und Laune austoben. Da kann die ‚Bad Illusion‘ auch mal dahinplätschern, wenn anschließend Stücke wie ‚Not Anymore‘ oder ‚More Than Anything‘ einfach strange and beautiful anders nach independent und mehr klingen. Zum Abschluss gibt’s von der auch klassisch ausgebildeten Pianistin eine ungewöhnliche Klavier-und Streicherballade, die dich verträumt und doch verstört vor der Anlage zurücklässt.

Schützenhilfe gab’s von einigen bekannten Namen, den Großteil der Songs haben Pontus Egberg am Bass, Staffan Österlind an der Gitarre und Schlagzeuger Johan Kullberg eingespielt. Das Manko ist hier das famose Posing-Cover vor Wolken und Berglandschaft, welches die Andrea gleichen umgebungstechnischen Namens nur mit mehr Beinfreiheit toppen würde, inklusive Pagan- / Black-Schriftzug. Doch musikalisch bin ich nach Schülerbandinnovationen von REXORIA, maßlos-frecher Selbstüberschätzungspreisung von EYNOMIA und der SANTIANO-artigen Kenterfahrt des Saufseglers von LEAVES EYES abermals mit der weiblichen Front versöhnt. Ich traue mich wieder, glücklich zu sein – danke, Marina, ick liebe dir.

(8 amouröse Punkte)