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ALISON MOYET – Other

2017 (Cooking Vinyl/Sony) – Stil: Dark Elektro Pop


In den letzten zwei Dekaden stand öfters die Frage im Raum, was heutzutage ALISON MOYET macht, die erst als Sängerin von YAZOO, gemeinsam mit DEPECHE MODE-Keyboarder Vince Clark, anschließend als Solo-Künstlerin weltberühmt wurde. Schon damals zog sie sich immer wieder ins Privatleben zurück, sei es aufgrund der Geburt ihrer Kinder oder der generellen Abneigung ihrerseits gegenüber dem Pop-Business.

Ihr Ruhm schien in der Öffentlichkeit zu verblassen. Anfang des Jahrhunderts lebte sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern im Norden Londons, spielte im Musical ‚Chiacgo‘ die Mama Morton und führt seither einen erfolgreichen Familienbetrieb, dessen Finanzierung sie sich von den Millionen verkaufter Schallplatten aus den 80ern leisten kann. Dennoch veröffentlicht Alison Moyet vereinzelt immer wieder neue Alben, vier Jahre nach ´The Minutes´ aktuell ´Other´, zwei Tage vor ihrem 56. Geburtstag, eines ihrer besten Werke.

Erneut gemeinsam mit Guy Sigsworth geschrieben und aufgenommen, kümmert sie sich weiterhin nicht um die trendige Popwelt, spricht Locked-In-Syndrom, Legasthenie, Persephone sowie das Internet an und schenkt der Welt außergewöhnlich vielfältige Kompositionen. Am bedeutsamsten ist der dramatisch orchestrierte Seelenkitzler ´The Rarest Birds´, von seiner Größe ein wahrer Andenkondor, ein Anwärter auf den Song des Jahres, oder der brillant dunkle Opener ´I Germinate´. In ´Beautiful Gun´ werden sodann die Gitarrenriffs sirenenartig in den Orbit geschossen, in ´Happy Giddy´ der 80s Disco-Electro-Pop für alle YAZOO-Jünger glückselig reanimiert. Umgeben von Ambient-Sounds sind die persönlichen Lyrics zu ´April 10th´ von Alison Moyet nur gesprochen und ihre Stimme in ´Reassuring Pinches´ von Synthesizern eingekesselt. Das geschmackvolle ´The English U´ bietet sogar Raum für Alisons Tochter am Gesang.

(8 Punkte)

alisonmoyet.com