~ 2015 (Eigenproduktion) – Stil: Epic Rock ~
Ob die Augsburger AENEAS eine neue Renaissance mit ihren Kompositionen auslösen werden, darf in aller Ruhe abgewartet werden. Zumindest ist ihr Debüt namens ´New Renaissance´ mehr als nur ein interessanter Vorgeschmack auf all die Qualitäten, die womöglich noch in den großartigen Musikern verborgen schlummern. Als epischen Rock bezeichnen sie ihren Stil, der Rockelemente mit etwas Elektronica und orchestraler Verzierung schmückt.
Obwohl AENEAS es teilweise geschafft haben, ihren progressiven Ansatz in den Songs so kompakt zu verschnüren, dass sie zwar eingängig, allerdings zu keiner Zeit so massenkompatibel wie die späten GENESIS erscheinen, handelt die Band keinesfalls so plakativ wie es MUSE in den letzten Jahren getan haben. Allein `Your Blood´ zeigt sogleich zu Beginn diese Vorgehensweise deutlich auf. Ein Lied, das leichte Art-Rock-Parallelen zu SYLVAN aufweist, dennoch durch seine emporwallende Stimmung und die niemals aufdringlichen, orchestralen Elemente ein vollkommenes Eigenleben entwickelt.
Doch die musikalische Wiedergeburt bietet auf ihrer Reise weitere Gourmet-Happen: `Fact Fact´ ist ein möglicher Single-Hit-Kandidat – für all die Radio-Stationen, die keiner kennt. Musik wie sie experimenteller, mithin in eingängiger Art und Weise von DISILLUSION auf ´Gloria´ gespielt wurde – mit einem Schuss PLACEBO obendrauf. Oder die wunderschöne Ballade ´My Favourite Song´, bei der Sänger Stefan Krause all sein Können zeigen kann.
Indessen nimmt der Song ´So What´ die Fragestellung aus seinem Titel ernst und lässt, trotz Streicherstreicheleinheiten, den Rocker heraushängen. ´Hold Me Back´ pendelt zwischen harten Gitarrenklängen und orchestraler Leichtfüßigkeit hin und her, während ´No Remedy´ ordentliche Soundscapes einbaut. Beeindruckend. Am Ende ruft schließlich nicht der Berg, trotz der aufkommenden Klänge, sondern ein echter Longtrack über fast fünfzehn Minuten. Ein kurz schaudernder Sänger, eine ordentlich riffende Gitarre, sanft eingeschobene Klänge, mehrere, wundervoll gefühlvolle Soli von Ben Eifert – dies alles führt innerhalb von ´A Long Way Home´ zu einem großen Höhepunkt („Could it be wrong, could be right?“), dessen große Fragen abschließend nochmals erneut vorgetragen werden („Would it be wrong, would it be right“) – vollkommen episch. Glanzvoll.
AENEAS sind ein schillernder Stern im progressiven Underground, der in Kürze weit darüber hinaus strahlen sollte. ´New Renaissance´ ist ein eigenständiges Werk, das qualitätsmäßig an die Großtaten einiger erwähnter Bands anknüpfen kann.
(8,5 Punkte)
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