PlattenkritikenPressfrisch

ADRAMELCH – Opus

~ 2015 (Pure Prog Records/Soulfood) – Stil: (Prog) Rock/Metal ~


Das ist das Ende. Das Ende von ADRAMELCH.

`Opus´ soll das abschließende Vermächtnis der italienischen Legende sein. Das vierte Werk einer langen, aber zugleich recht kurzlebigen Karriere, die mit dem Meilenstein ´Irae Melanox´ im Jahre 1988 begann. Doch in dieser Epoche war die Zeit noch nicht reif, nicht bereit für eine Band wie ADRAMELCH. Erst nachdem sich die Gruppe aufgelöst hatte, erlangte sie und das Album im Laufe der Jahrzehnte wahren Kultstatus. Als Gianluca, Franco und Vittorio die Rufe schließlich nicht mehr überhören konnten, schenkten sie ihren treuen Anhängern zwei weitere Alben (´Broken History´, 2005 und ´Lights From Oblivion´, 2012). `Opus´ soll nun das letzte Album der Band unter dem Bandnamen ADRAMELCH sein, da man sich nicht ewig am Klassiker ´Irae Melanox´ messen lassen mag und letztlich zu neuen Sounds und Ufern aufbrechen will. Aus Respekt vor ihren Anhängern, soll jedwedes andersartig klingendes Material nicht unter dem Banner ADRAMELCH erscheinen. Eine weise Entscheidung.

People, the time has come / see what the future brings / a shapeless season

Das Werk, eine Sammlung von zwölf prägnanten Kompositionen, beginnt mit ´Black Mirror´ und endet mit ´Where Do I Belong´ wie man es gitarrentechnisch zuletzt ähnlich nur beim SOUL CAGES Comeback erleben konnte. Träumerische Gitarrenmelodien von Gianluca Corona und Fabio Troiani, die aber trotzdem nicht ihre Grundhärte vergessen, zaubern einen Melodiereigen hervor, der auch im Folgenden bei ´Long Live The Son´ immer wieder zum Mitsingen animiert. Und über diesen Melodien singt Vittorio Ballerio mit einer Stimme – je nach Gemütslage – zum Weinen oder Niederknien. Atemberaubend. Unnachahmlich.

There was a time when we were young / and everything was fine
Curiosity was something / that we always had in mind
To read into somebody’s eyes / and think we were so bright
To look into the mirror / wearing all of our pride

Selbstredend bekommen Freunde epischer Kunst, von SARACEN angefangen, nicht nur im herausragenden ´Forgotten Words´ ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Während ´Pride´ in seinen ruhigeren Momenten sogar seinen ELOY-Einfluss nicht verhehlen kann, ist ´Only By Pain´ das vordergründig eingängige Stück Musik, das auch auf einem ADRAMELCH Album nicht fehlen darf. Wizard-artige Keyboard-Klänge veredeln es obendrein. Das himmlische ´Northern Light´ und ´As The Shadows Fall´ haben einen gewissen keltischen Einschlag – ersterer inklusive Background-Gesängen von Simona Aileen Pala (HOLY SHIRE) und letzterer fast heroisch mit einem sprühenden Battle-Feeling. Doch nicht nur im instrumentalen ´Ostinato´ erhalten sogar LONG DISTANCE CALLING-Nerds eine Lektion, sondern erst recht die Doom-Bastion mit dem großen Epic Song ´Fate´.

Here among the ruins / forgotten from our past / I feel home at last

´Opus´ ist ein weiteres, ein letztes meisterliches Werk von ADRAMELCH. Gianlucas Gitarrenkünste werden wir vermissen, Vittorios Gesang wird uns fehlen, gleichwohl öffnet selbst ein unliebsames Ende immer den Weg für einen berauschenden sowie neuen Anfang.

(9 Punkte)