PlattenkritikenPressfrisch

AC/DC – Rock Or Bust

~ 2014 (Sony Music) ~


Ein neues AC/DC-Werk unterlag zuletzt, bis zu einer etwaigen Release-Ankündigung, immer strengster Geheimhaltung. Auch diesmal war es im Lager der Band wieder sehr lange still. Doch als dann tatsächlich erste Details zum Album durchsickerten, waren plötzlich ganz andere Themen, als die der neuen Songs, in der Medienlandschaft präsent. Da Mastermind und Gründungsmitglied Malcolm Young seinen Lebensabend nun mit Demenz im Altersheim verbringen wird, musste dieses Album das allererste ohne seine Beteiligung werden. Eine Rückkehr scheint mittlerweile endgültig ausgeschlossen, nachdem sich die vollständige Diagnose langsam bis in die Öffentlichkeit herumgesprochen hatte. Für ihn sitzt jetzt mit Stevie Young ein Neffe der Youngs im Boot, der schon in den 80ern unter dem Banner der STARFIGHTERS ähnliche Musik produzierte. Die Band bleibt also weiterhin eine Familienangelegenheit. Außerdem wurde die Abwesenheit von Drummer Phil Rudd für Foto-Shoots und Video-Drehs mit einem familiären Notfall entschuldigt, in Wahrheit war er wegen des versuchten Mordes festgenommen genommen worden. Die Anklage wurde allerdings zurückgenommen, doch die Publicityträchtigkeit war selbstredend enorm. Die Aufnahmen fanden hingegen schon im Frühjahr unter Produzent Brendan O’Brien in Vancouver statt, wobei Mike Fraser den Mix besorgte, und Phil Rudd all seine Parts noch eingespielt hatte.

Die erste Single ´Play Ball´ kann sogleich als Höhepunkt des neuen Albums angesehen werden und sie hätte mit etwas mehr Mühe vielleicht sogar zu einem neuen `Thunderstruck´ werden können. Denn obwohl Stevie Young offenbar etwas öfter seine Riffs wiederholt, hätte gerade hier nur noch die Dauerschleife zu einem veritablen neuen Hit gefehlt, den es leider insgesamt gesehen nicht zu finden gibt. Die „Na na na“-Gesänge werden aber dann doch noch in `Miss Adventure´ eingesetzt, wobei der Engländer für dieses Lied scheinbar das Wort boring geradezu erfunden hat. Während `Dogs Of War´ richtig heavy und fett rüberkommt, sind `Rock The Blues Away´, das anfangs gar an die GEORGIA SATELLITES denken lässt, und auch das cool groovige ´Got Some Rock & Roll Thunder´ eher Leichtgewichte. Mit ´Rock The House´ wird letztlich sogar der dritte Titel mit dem Wörtchen ´Rock´ darin präsentiert und soll wohl möglicherweise im Herbst der Band zeigen, wer noch immer der Chef im harten Musikbereich ist. Und in diesem Song haut Rudd fast wie weiland John Bonham auf die Felle, doch leider entgleitet die mögliche LED ZEPPELIN-Hommage im Laufe des Songs. Der Rausschmeißer `Emission Control´ des nur knapp über einer halben Stunde langen – also eher recht kurzen – Werkes lässt den Supporter nochmal freudig hüpfen und auch ´Baptism By Fire´ zeigt, das AC/DC noch immer als Einstiegsdroge für den zukünftigen Rock-/Metal-Hörer gut sind, auch wenn heutzutage die Meisterwerke meist in tieferen Etagen des Business erschaffen werden.

(Knappe 7 Punkte)