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POWERWOLF – Call Of The Wild

~ 2021 (Napalm Records) – Stil: Power Metal ~


Mit POWERWOLF trotten wir jedes Jahr zu Arena-Festspielen oder auf irgendein Gamsalm-Festival.

POWERWOLF haben für den nächsten Festival-Besuch abermals nur Hymnen im Gepäck, nach Wagnerianer-Art monumental und theatralisch. Nicht viele Musiker haben in den vergangenen Jahren derart die Kraft des Power Metal in solche, oftmals augenzwinkernde Hymnen gekleidet wie die Saarländer. Die Kompositionen sind eingängig und jede für sich betrachtet leicht wiederzuerkennen, sie sind der Ohrwurm für jede sich bietende Gelegenheit.

Dass sich POWERWOLF ihrer Trademarks bewusst sind und sie in Ehren halten, bedarf bei dem von ihnen in den letzten anderthalb Dekaden äußerst erfolgreich beschrittenen Weg nicht weiter ausgeführt werden. Das neueste Werk ´Call Of The Wild´ knüpft somit nahtlos an den Vorgänger ´The Sacrament Of Sin´ an.

 

 

Wer POWERWOLF will, bekommt auch POWERWOLF, erhält ausgefeilte Songs, deren Hooks denen einer Melodic Rock-Band würdig sind, lateinische Verse und englische Reime. Die Songs sind sinfonisch opulent aufgebaut und für die Stadionvorführung bestens gerüstet. Auf der Alm spielen schließlich heutzutage POWERWOLF sowie SABATON und nicht mehr HELLOWEEN, BLIND GUARDIAN und RUNNING WILD.

Opernhaft und in lateinischer Sprache steigen POWERWOLF ein. ´Faster Than The Flame´ entpuppt sich sogleich als erste neue Hymne für die Freiluftsaison. Das ist klassischer Metal schwer aufgepeppt. Immer wenn POWERWOLF in Kraft und Stärke explodieren wollen, teilt einfach der Bombast die gewünschte Power aus, mit Gitarren, Piano, Orgeln, Chören und nochmals Chören. Der Bombast lässt auch ´Dancing With The Dead´ im Meer der Arme und Hände schwimmen.

MANOWAR’scher Pathos bewirkt, die Power-Ballade ´Alive Or Undead´ blühen zu lassen. Mit solch einem Beat und so vielen Chören wie in ´Beast Of Gévaudan´ landen selbst viele Mittelalterbands mit Synthesizern im Metal. Huh-Hah. Noch mehr altertümliche Chöre verhelfen ´Varcolac´, als einer der großen Hits des Werkes in Erinnerung zu bleiben. Der nächste Ohrwurm ist ausnahmsweise in deutscher Sprache gehalten. Ebenfalls nicht fern der einstigen Mittelaltervorzeigebands nimmt ´Glaubenskraft´ den Missbrauch in der katholischen Kirche ins Visier.

Ein Dudelsack und eine feine Dosis Folk gehören in ´Blood For Blood (Faoladh)´ zu den Neuerungen im Bandsound. Doch POWERWOLF marschieren zu ´Call Of The Wild´ unbeirrt weiter, reißen bei ´Sermon Of Swords´ und ´Undress To Confess´ alle mit. Selbst der dreiminütige Rausschmeißer ´Reverent Of Rats´ verliert keinen Millimeter Anschluss zum gesamten Hymnenreigen, ganz im Gegenteil.

Für kommende lykanthropische Erzählungen auf der Alm sollte daher jeder allzeit achteinhalb Silberstücke im Beutel mitsichtragen.


Pic: Matteo Vdiva Fabbiani
(VÖ: 16.07.2021)