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MIKE + THE MECHANICS – Let Me Fly

2017 (BMG Rights Management/Warner) – Stil: Melodic Pop / Rock


Obwohl MIKE & THE MECHANICS in 1985 vom britischen Gitarristen Mike Rutherford gegründet wurden, um sich insbesondere der stilistischen Vielfalt zu öffnen, schaffte es die Band abseits der zeitgleich ebenfalls im poppigen Sound kommerziell aufblühenden GENESIS zu gehörigem Ruhm und Erfolg. 32 Jahre später muss Mike Rutherford sich und niemanden mehr etwas beweisen. Auch seine seit sechs Jahren wieder aktive Band – mit u. a. Andrew Roachford (Gesang), Tim Howar (Gesang), Luke Juby (Keyboards), Gary Wallis (Schlagzeug) und Anthony Drennan (Gitarre) – zeigt dies auf ihrem insgesamt achten Bandalbum ´Let Me Fly´.

Obwohl natürlich weiterhin vielerorts der 2000 verstorbene Sänger Paul Young, der einst die Hits ´All I Need Is A Miracle´ und ´Taken In´ einsang, sowie der von den Hits ´Silent Running´ oder ´The Living Years´ bekannte Paul Carrack, der 2004 im Streit mit Rutherford der Band den Rücken kehrte, schmerzlich vermisst werden, sind der britische Soulsänger Andrew Roachford und der kanadische Sänger/Schauspieler Tim Howar, der jedem AOR-/Melodic Rock-Anhänger wunderbar ins Ohr geht, die beide natürlich bereits auf dem 2011er Release ´The Road´ vertreten waren, ein phantastischer Ersatz.

Obgleich viele Songs erwartungsgemäß mit einer äußersten Laid-Back-Stimmung wuchern, schaffen es Lieder wie ´Let Me Fly´ ihren Abschluss mit einem All-Star-würdigen Chorgesang zu krönen oder ´Save The World´ einfach ihre soulige Laune offenzulegen. Beide Sänger wissen zudem, wie sie einem ´Not Out Of Love´ zu einer ansehnlichen Stärke verhelfen. ´Don’t Know What Came Over Me´ muss dann schlicht als hymnenhaft betitelt werden und sollte MIKE & THE MECHANICS auch in 2017 Gehör verschaffen. Ein Hochgenuss mit leicht melancholischem Blick in die erste Dekade der Band.

Dagegen stehen knackige Up-tempo-Nummern wie ´Are You Ready´ als Paradebeispiel für Rocksongs, die seit den 80s gerne im Radio gespielt werden. ´Love Left Over´ ist obendrein dienlich, in Zukunft der wahrhaft gefühlsechte, passend ausgewählte Song zu Auditions, zum Vorsingen zu sein, oder schlicht der tanzbare Popsong ´The Best Is Yet To Come´. Interessanterweise war am Großteil des Songwritings der als Sänger/Songschreiber der Band JOHNNY HATES JAZZ bekanntgewordene Clark Datchler beteiligt. Obwohl in der Gesamtbetrachtung vor allem ´High Life´ Gefahr läuft, dem Jungvolk gefallen zu müssen, kann der Alt-Verehrer eine Mischung aus dem ´85er Debüt und allen Werken bis ´Word Of Mouth´ aus 1991 erwarten, bei ´The Letter´ sogar mit unvermeidlichen Verbindungen zu ´Silent Running´.

(8 Punkte)

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