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JOURNEY – Freedom

~ 2022 (Frontiers Music s.r.l.) – Stil: Melodic Rock ~


Natürlich muss eine Musikgruppe dem Stil treubleiben, mit dem sie in der Vergangenheit Millionen Alben verkauft hat und auch heute noch dafür geliebt wird. Auch JOURNEY blieb nichts anderes übrig, als sie sich vor zweieinhalb Dekaden von ihrem Sänger Steve Perry trennten, ihren musikalischen Stil weiter zu pflegen und sich nach einem adäquaten Gesangstalent umzuschauen.

Die US-Amerikaner angelten sich 2007 den philippinischen Sänger Arnel Pineda und veröffentlichten mit ihm die Studioalben ´Revelation´ (2008) und ´Eclipse´ (2011). Das alte Kräfteverhältnis konnte allerdings niemals wieder hergestellt werden, denn obwohl Arnel Pineda ein überragender Sänger ist, kann allein ein Steve Perry aus einer brillanten Komposition ein göttliches Emotionsfeuerwerk erzeugen.

Mittlerweile sind zehn Jahre vergangen und JOURNEY sind mit Gitarrist/Songschreiber Neal Schon und Keyboarder/Texter Jonathan Cain wieder zurück, haben natürlich immer noch Sänger Arnel Pineda dabei, denn zwischen Neal Schon und Steve Perry scheint es erst in den vergangenen Tagen leichte Annäherungsversuche gegeben zu haben. Das Schlagzeug bearbeitet Narada Michael Walden und den Bass seit langem mal wieder Randy Jackson, der schon einmal kurz in den Reihen von JOURNEY stand.

Natürlich erzeugen JOURNEY auch auf ihrem ersten Studioalbum seit 2011 und seinen üppigen fünfzehn Liedern wieder reichlich Emotionen, Gefühle und Herzschmerz. Die mittelschnelle Eröffnung ´Together We Run´ vereint zum Gesang von Arnel Pineda das unverkennbare Gitarrenspiel von Neal Schon mit den klassischen Jonathan Cain-Keyboards. Noch mehr von den altbekannten Emotionen weckt im Anschluss ´Don’t Give Up On Us´, wahrscheinlich aufgrund seiner Nähe zum Klassiker ´Separate Ways´.

Die erste Ballade ´Still Believe In Love´ gibt Bassist Randy Jackson immerhin mehr Freiraum und entspricht einer souligen Poprock-Komposition aus den Achtzigerjahren. Die erste Mega-Ballade zum Mitfiebern und emotionalen Hineinlegen nennt sich etwas später ´Live To Love Again´ und die atmosphärischste ´After Glow´ mit Deen Castronovo am Gesang und wunderbarem Gitarrenspiel.

Dem gegenüber wollte Neal Schon aus ´You Got The Best Of Me´ eine Punk-Version von ´Any Way You Want It´ machen. Allerdings ist der Song schlicht eine kraftvolle und energische JOURNEY-Nummer mit sachten Klavieranschlägen geworden. Aus ´Let It Rain´ könnte allerdings in der Live-Situation mit Blues und Soul eine richtig große Jam-Session angefacht werden. In ihren Sammy Hagar-Zeiten hätten sogar VAN HALEN auf der Bühne bei ´Holdin On´ miteinsteigen können.

Kraftstrotzend geht es im mittleren Tempo mit ´Don’t Go´ und ´The Way We Used To Be´ samt Gitarrenspielereien und annähernd Fanfaren-Keyboards weiter. Die Saiten von Neal Schon qualmen in ´Come Away With Me´ nochmal weitaus mehr und erhöhen somit den Härtegrad. Der Bass von Randy Jackson pocht dagegen mächtig in ´All Day And All Night´. Mit ´United We Stand´ holen JOURNEY jedoch nicht Jung wie Alt ab und zu sich auf die Showbühne. Die Power-Halbballade ´Life Rolls On´ erreicht ebenfalls nicht jedermann, so dass der starke Mitreißer ´Beautiful As You Are´ das finale Feuerwerk einleiten muss.

(8 Punkte)

 

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