Livehaftig

HEADBANGERS OPEN AIR 2013

25.07. – 27.07.2013 Brande-Hörnerkirchen


Eigentlich ist das alljährliche Headbangers Open Air ein absolutes Muss für die Fans von kultigem Underground Metal, die ihre Lieblingsacts mal hautnah live erleben wollen und auch 2013 hat Veranstalter Thomas Tegelhütter wieder einige fast vergessene Perlen in seinen Garten nach Brande-Hörnerkirchen eingeladen: Neben dem US Metal von VICIOUS RUMORS, METAL CHURCH, FORTE oder HERETIC, waren auch die Briten u.a. mit DEMON, PRAYING MANTIS oder SWEET SAVAGE vertreten. Die Thrasher kamen bei OVERKILL, BLOOD FEAST oder MPIRE OF EVIL auf ihre Kosten, während die gemäßigteren Klänge bei KISSIN’ DYNAMITE oder PERSIAN RISK vorherrschten. Exoten wie MIDNIGHT PRIEST, MURO oder BLASPHEME sangen in ihrer jeweiligen Landessprache und neben coolen Newcomern wie MIDNIGHT MESSIAH oder AXXION, durfte auch deutscher Stahl von SACRED STEEL und IRON SAVIOR nicht fehlen.

Und obwohl Thomas’ Garten mit gut 2.000 Fans prall gefüllt war, kam es mir doch so vor, als ob Einige fehlten. Ein paar Gesichter, die man sonst immer beim HOA getroffen hat, glänzten durch Abwesenheit und dafür schienen sich viele Neulinge unter den Besuchern zu tummeln, die die Woche vor Wacken nutzten, sich schon mal metallisch im hohen Norden einzugrooven.

Ich hoffe, die Veranstalter des HOA schaffen es auch zukünftig, den einzigartigen Charakter ihres Open Airs beizubehalten. 2013 jedenfalls war es – trotz sich abzeichnender Tendenzen – noch das HOA, das mir seid über einer Dekade sehr am Herzen liegt. (MB)

 

Donnerstag:

77

Den Spaniern gehörte die Ehre, das HOA 2013 zu eröffnen und das taten sie mit einem echten Kick in die Eier. Es ist kein Geheimnis, dass 77 die spanischen AC/DC sind. Stilecht mit Schlaghosen zockte man sehr souverän und mit Biss einen Set herunter, der einen in positive Schwingungen versetzte. Und man konnte feststellen, dass verdammt viele Leute die Spanier mochten, denn für die erste Band des Donnerstags war es richtig voll im Garten von Herrn Tegelhütter. Soundlich wie optisch ließen 77 keine Zweifel, dass sie zu den besten AC/DC Soundalikes aus Europa gehören. Der Schwerpunkt des Sets bestand aus Songs vom 2011er Album ‚High Decibels’ und rockte wie schon erwähnt das Haus. Viel Bewegung war der Band schon immer wichtig und dass zwischendurch Herr Valeta auch mal kurz durchs Publikum düste, ist eher selbstverständlich als wenn er es nicht getan hätte. Die wenigen Stücke die vom Debüt ‚21st Century Rock’, die den Weg ins Set fanden, wie z.B. ‚Big Smoker Pig’ (immerhin ist das Album schon von 2008!) schlugen fett in der Magengrube ein. Wer schnell war, konnte noch eines der wenigen Vinyl Exemplare dieses inzwischen raren Albums am Merch-Stand für 18 Euro abgreifen. Die letzten ihrer Art, wie man von der Band erfuhr. Zweifelten einige Leute an dieser Band als Opener des HOA im Vorfeld, weil ja nicht Metal genug, mussten diese sich fremdschämen, denn der volle Garten sprach für sich. 77 nutzen ihre Zeit bestens und hinterließen einen sehr überzeugenden Eindruck, trotz eines mäßigen Soundes, der viel zu leise war. Ein Mangel der sich in den nächsten Tagen fast bei allen Bands auftat! (JT)

KISSIN‘ DYNAMITE

Immer mal wieder verirren sich Bands zum HOA. die dort irgendwie nicht hinzugehören scheinen, die schwäbischen Youngsters von KISSIN‘ DYNAMITE sind genau so eine Band. Allerdings schienen Johannes Braun (v) und Co. sich dem bewusst zu sein, denn ihr Set wirkte deutlich metallischer als das letzte Mal als ich die Band beim BYH gesehen haben. Auch die Haarstylingsexzesse wurden auf ein Minimum reduziert. Trotz aller Bemühungen der Band, sich dem HOA Publikum anzupassen und eines solide vorgetragenen Sets, schien außer ein nett gemeinter Applaus nicht mehr drin zu sein. Auch wenn die Jungs behaupten ‚Addicted To Metal’ zu sein, schienen ihnen das die meisten HOA Besucher nicht so ganz abzunehmen. (MB)

FORTE

Es hat tatsächlich geklappt. Nachdem FORTE schon mal beim KIT hätten auftreten sollen, aber dann kurzfristig absagten, waren die Zweifel groß ob sie denn wirklich beim HOA antreten würden  Aber die Herren aus Oklahoma traten tatsächlich im Original Line up auf, in dem sie ihre legendären Demos und den Debütklassiker ‚Stranger Than Fiction’ eingetütet hatten. James Randel am Gesang, die Scott Brüder Greg (D) und Jeff (G) sowie Basshure Rev lieferten dann auch genau das was angekündigt war: Überwiegend Stücke des legendären Debüts uns zwei neue Tracks vom letzten Album ‚Unholy War’. Die Performance war eine der geilsten des Festivals, allerdings vermieste ein schrammeliger Sound über weite Strecken dieses Metalfeuerwerk der Amis. Absolute Augenweite Basser Rev. Wie dieses kleine unscheinbare Männlein auf der Bühne tobte, sich verrenkte und dabei mörderische Bass-Einlagen zupfte war beeindruckend!

James Randel wirkte dagegen wie ein Mix aus STEEL PROPHETs Rick Mythiasin und AGENT STEEL`S John Cyriis. Gesanglich hörte man zwar Defizite heraus, er hat die kraftvollen Höhen nicht mehr so ganz drauf, aber er lieferte eine beachtliche Leistung die gut zu dem passte was die anderen Bandmitglieder ablieferten. Und die lieferten ein echtes Brett. Hart, schnell, ultra tight prügelte Greg Scott sein Drumkit klein während sein Bruder zum klassischen Riffmonster mutierte. Schnell, nein sauschnell hämmerte man Klassiker runter, was vom Publikum euphorisch quittiert wurde. Der Einstieg mit ‚Time And Time Again’ war grandios, steigerte sich mit Tracks wie ‚Coming Of The Storm’ über ‚The Inner Circle’ immer weiter und endete mit dem Doppelschlag ‚Digitator’ und dem obergenialen ‚Mein Madness’! Aber auch neue Stücke wie ‚Dead To Me’ oder ‚Unholy War’ wurden gut angenommen, passten sie doch ziemlich hervorragend zwischen die alten Klassiker. FORTE machten ihrem Ruf, eine brachiale Power-Thrash Maschine zu sein, alle Ehre. Für das, dass die Jungs erst morgens ankamen und trotz Jetlag solch einen Auftritt hinlegten- Respekt. Rev flog sogar schon am nächsten Morgen (Freitag) wieder zurück in die USA, nach Pennsylvania, um dort mit STEELHEART einen Gig zu spielen! Der Rest der Band blieb bis Sonntagmorgen und machte sich dann auf den Rückweg in die Heimat um nicht zuviel Kohle durch arbeitsfreie Tage zu verlieren. FORTE sind auch nach über 20 Jahren noch ein echter Panzer der alles platt macht. (JT)

MPIRE OF EVIL

VENOM waren einmal eine der einflussreichsten und größten Metalbands, aber durch diverse Streitigkeiten hat sich die Band selbst ihr Grab geschaufelt und während Cronos unter dem alten Bandnamen mit neuen Musikern tourt, versuchen Mantas und „Demolition Man“ Tony Dolan unter dem Moniker MPIRE OF EVIL die Fahne hochzuhalten. Beides geschieht allerdings nur mit überschaubarem Erfolg. Bei MPIRE OF EVIL ist es so, dass sich kaum jemand für deren eigene Songs wie dem Opener ‚Metal Messiah‘ interessiert und auch die gemeinsame VENOM Phase, die mit ‚Temples Of Ice‘, ‚Blackened Are The Priests‘, ‚Carnivorous‘ oder ‚Need To Kill‘ gewürdigt wird, gehört ja nun wirklich nicht zu den Hochzeiten der Band. Erst als die wahren Klassiker wie ‚Black Metal‘, ‚Countess Bathory‘ und ‚In League With Satan‘ angestimmt werden, reagiert das HOA Publikum euphorisch, aber wenn man ehrlich ist braucht MPIRE OF EVIL niemand und der durchschnittliche Auftritt konnte meine diesbezügliche Meinung nicht ändern. (MB)

OVERKILL

Okay, es wird wohl keinen beim HOA gegeben haben, der bisher OVERKILL nicht live sah. Dennoch war man gespannt was Blitz und Co. abliefern würden. Allerdings musste man erst einmal eine Verzögerung in Kauf nehmen, technische Probleme wie es so schön hieß (was angeblich sogar so weit eskalierte, dass OVERKILL nahe dran waren nicht aufzutreten!) und dann wurde man mit einem Sound in Zimmerlautstärke beschallt. Das ging eigentlich gar nicht…. was da an Power versiebt wurde….! Action-mäßig wird bei OVERKILL auf der Bühne ja immer Vollgas gefahren, so auch an diesem Abend. Äußerst bewegungsfreudig und kraftvoll lieferte man einen Gig wie schon oft gesehen… allerdings war die Setlist nicht sehr Old-School-freundlich ausgelegt, was verwunderte, stehen doch hier genau diese Fans vor der Bühne die den alten geilen Scheiß hören wollen! Ich persönlich habe Tracks wie ‚Death Rider’ oder ‚Feel the Fire’ mehr als vermisst. Sicher kann die Band bei der Vielzahl von Alben auf viele Songs zurückgreifen, aber echte Klassiker außen vor zu lassen ist schon anmaßend,

Gerade weil man Standardnummer wie ‚In Union We Stand’ oder ‚Hello From The Gutter’ immer und immer wider live vorgesetzt bekommt. Überraschend war einzig der Track ‚Who Tends The Fire’, der selten in den letzten Jahren live gespielt wurde. Setlisten sind diskussionswürdig, aber gerade in diesem Fall hatte ich eigentlich eine absolute Old-School-Setlist erwartet. Nun denn, mehr als einen durchschnittlichen Gig lieferten die Amis schlussendlich nicht ab, auch wenn viele das anders sehen mögen. (JT)

Freitag:

AXXION

Für die kurzfristig abgesprungenen TRESPASS wurden die Kanadier AXXION am Freitag ins Billing genommen. Hatten die doch schon am Mittwoch während der Warm-up Show laut „Zeugenaussagen“ überzeugt. Dass man sie aber vor Kapellen wie KING LEORIC, SKILTRON oder MIDNIGHT PRIEST im Billing platzierte muss man nicht verstehen. Die zur Hälfte aus ex-SKULL FIST Musikern bestehende Truppe lieferte einen knackigen Set und punktete ziemlich hoch als erste Band des Freitags. Trotz der schon herrschenden Backofen-Verhältnisse, so wie man was trank so schwitze man es umgehend wieder raus, war die Publikumspräsenz hoch. Drummerin Alison Thunderland lieferte wie schon auch bei SKULL FIST einen ordentlichen Drumpart ab, während ihr Kollege Sir Shred poste was das Zeug hielt. Blickfang der Band war aber Sänger Dirty D Kerr, der wie aus einem schlechten Siebziger Jahre Porno wirkte und diesen Eindruck mit Spandexhosen untermauerte. Seine Sack-Ab-Screams hatten schon was, während das Material der Kanadier eher wenig Überraschendes bot.

Grundsolider Heavy Metal mit speedigen Anleihen, ein Mix aus SKULL FIST und STRIKER. Nett zu hören, nett zum bangen, einfach gut unterhaltsamer Metal mit hohem achtziger Old School-Flair. Allerdings nicht so hochwertig wie die Konkurrenz. Ihre gleichnamige EP war ja eher unterdurchschnittlich, dieses Manko haben sie auf dem Debüt ‚Wild Racer’ weitgehendst eliminiert. Netter speediger Heavy Metal ohne große Eigenständigkeit- nett, gut, unterhaltsam. Punkt. Machte Spaß. (JT)

GAME OVER

Die italienischen Thrasher von GAME OVER waren für die meisten HOA Besucher sicher noch ein unbeschriebenes Blatt und ihr bisher einziges Fullength-Album ‚For Humanity‘ (2012) stand vor dem Gig wahrscheinlich auch in den wenigsten heimischen CD-Regalen, aber dies könnte sich nach dem überzeugenden Auftritt durchaus geändert haben. Mit einer sehe energiegeladenen Performance zogen Reno Chiccoli (v/b) und Co. die Zuschauer in ihren Bann. Neben dem fast kompletten Album (nur ‚War Of Nations‘ wurde nicht gespielt) kam auch ein brandneues Stück zum Einsatz namens ‚Eyes Of The Mad Gardener‘ zum Einsatz. Ich finde es prima, dass das HOA jungen Newcomern eine Plattform bietet, sich ihrem Kernpublikum live vorzustellen, glücklicherweise nutzen GAME OVER diese Chance und wussten mit ihrem scharfen Thrash in der Schnittmenge zwischen OVERKILL und NUCLEAR ASSAULT so richtig zu überzeugen. (MB)

KING LEORIC

Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass mir die Band überhaupt nichts sagte und ich so gesehen mit diesem Auftritt beim HOA entjungfert wurde. Die Herren aus Wolfenbüttel können schon drei Longplayer vorweisen und dennoch waren sie mehr als 95% der HOA-Besucher fremd. Das sagt wohl viel aus. Soundcheck-mäßig starte die Band mit SABBATHs ‚Paranoid’ und JUDAS PRIESTs ‚Breaking The Law’ bevor die Ansage kam, „dass man jetzt doch bitte endlich mal anfangen könne“! Spaßig…!? Ihr Stil ist deutlich von IRON MAIDEN beeinflusst, allerdings sind ihre Eigenkompositionen eher der Marke 08/15 zu zuordnen. Diese immer wieder auftauchenden IRON MAIDEN Einflüsse langweilten mit der Zeit und der Gesang war zudem grenzwertig. Hier wurde das absolute Metal-Klischee bedient und alles wirkte eher wie eine Bierzelt-Cover Band. Langweilig. Das sah man auch an dem vielen Platz vor der Bühne, dass sich das Interesse der Zuschauer in Grenzen hielt. (JT)

MIDNIGHT PRIEST

Die Portugiesen von MIDNIGHT PRIEST machten dann ihre Sache deutlich besser, mussten aber vor einem massiv ausgedünnten Publikum spielen, leider. Denn so gesehen lieferten die Jungs unverfälschten Heavy Metal mit guten Twin-Gitarren. Anecken könnte Sänger The Priest, der manchmal etwas zu ruppig sang, was auf ihrem einzigen Album jedoch kaum auffällt. Auch ihr Sound ist manchen Stücken unüberhörbar von IRON MAIDEN beeinflusst, so dass man gegen Ende des Sets deren ‚Prowler’ coverte. Musikalisch hat die ganze Kiste einen leichten Kauz-Metal-Faktor. Zudem singt man seine Songs in der Landessprache, was jedoch keinen negativen Effekt mit sich brachte. Ihr einziges Album verkauften die Jungs für einen akzeptablen Zehner als Vinyl- oder CD-Version. Die sympathische Band gab alles und bekam leider nur Höflichkeitsapplaus zurück – eigentlich schade. (JT)

SCREAMER

SCREAMER sind ja durch diverse Touren keine Unbekannten mehr und ihre beiden Alben erfreuen sich großer Beliebtheit. Live lassen die Schweden auch wenig anbrennen. Zwar hatte Drummer Henrik mit der Hitze unglaublich viel Probleme, wie er nach dem Gig erzählte, und wäre beim zweiten Song fast kollabiert, aber der 2-Meter Mann zeigte Härte gegenüber sich selbst und hielt durch. Vor der Bühne wurde es während des SCEAMER Auftritts sehr voll, was für die Band sprach, die mit schnellen Versionen von gutklassigen Nummern wie ‚Adrenaline Distractions’ oder ‚Slavegrinder’ ins Schwarze traf. Auffallend auch hier, der deutlich zu leise Sound, der zudem nicht sehr aggressiv klang. Letztgenanntes ist nicht unbedingt als Schwäche im Falle SCREAMER zu werten, gehören sie doch eher zu den „filigraneren“ neuen Bands des alten Sounds. Mit ‚Rock Bottom’ verabschiedeten sich die Schweden und zeigten erneut, dass man live immer wieder in der Lage ist ein knalliges Rockfeuerwerk abzubrennen, egal wie die äußeren Umstände sind. Sauber. (JT)

SKILTRON

Über die SKILTRON wusste ich nichts, außer dass sie aus Argentinien kommen würden. Dass SKILTRON zeitlich einen der besten Spots für ihren Auftritt hatten, ließ vermuten, dass die Veranstalter wussten was sie machten…. aber im nachhinein wussten sie es eben doch nicht. Da stand also eine argentinische Band in Schottenröcken auf der Bühne, die zwar in ihrer Heimat zu den Pionieren des Folk Metal zählt, aber in Deutschland kein Schwanz kennt. Ihr Sound ist mit Backpipes durchzogen, manchmal deutlich mit zu viel Folk-Rock angereichert und letztendlich absolut banal. Was diese Band auf dem HOA zu suchen hatte ist mir ein Rätsel. Nach einigen Songs wurde es fluchtartig vor der Bühne leer, selbst hartgesottene Alles-Gutfinder, stilistisch offene Fans, suchten das Weite. Wenn da mehr als 100/150 Leute ab Mitte des Sets noch standen ist das viel. Da rettete auch die AC/DC Coverversion von ‘It`s A Long Way To The Top’ die Situation nicht mehr. Absolut unnötige Band zu einer der besten Spielzeiten des Tages. (JT)

BLOODFEAST

2010 waren die Ami-Thrasher von BLOODFEAST schon einmal beim HOA und überzeugten mit ihrem Dritt-Klassen-Liga Thrash sehr wenig. Warum man die Truppe noch einmal mit ins Billing nahm erschließt sich mir nicht. Denn auch 2013 kamen sie über den Status einer Dritt-Liga-Thrash Band nicht hinaus und das obwohl der Auftritt deutlich besser war als drei Jahre zuvor. Die Band klang tighter, eingespielter und vor allem drückte das Material mehr. Aber diese Verbesserungen können mittelmäßige Songs eben nicht besser machen als sie sind. Der Start mit ‚Blood Lust’, ‚The Evil’ und ‚Face Fate’ war okay, aber auch gleichzeitig der Höhepunkt, bei dem nur noch ‚Kill For Pleasure’ mithalten konnte.

Bewegungsfreudig waren BLOODFEAST, allerdings waren die Herren irritiert als ihr Sänger ins Publikum sprang und von dort aus weiter sang. Das war wohl nicht abgesprochen. Anyway, der Gesamteindruck war und ist, der Auftritt war durch die gleichklingenden Songs doch eher langweilig, einzig das Stageacting und die Power konnten leicht punkten. Abharken. (JT)

IRON SAVIOR

Oh je, als Sänger/Gitarrist Piet Sielck im Urlaubsoutfit auf die Bühne kam und verkündetet, dass Keyboards und einige Backing Vocals von Band kommen würde, dachte ich eigentlich, dass es mehr Unmutsäußerungen geben würde, aber anscheinend war die Band vielen langjährigen HOA Gängern so egal, dass das Gesagte ungehört verpuffte. Auch von der Songauswahl her – die deutlich das aktuellste Album ‚The Landing‘ (2011) preferierte, war die Band offensichtlich gar nicht auf’s HOA eingestellt – wenn man im Tegelhütterschen Garten richtig punkten will, dann spielt man altes Zeug! Aber so durften sich die paar wenigen IRON SAVIOR Fans mit ‚Starlight‘, ‚The Savior‘, ‚Hall Of The Heroes‘, ‚RU Ready‘ oder ‚Heavy Metal Never Dies‘ erfreuen und ab und zu wurde noch ein älteres Stück wie ‚Condition Red‘ oder ‚Atlantis Falling‘ eingestreut. Den ziemlich unispirierten Gig beendeten die Hamburger mit einer fürchterlich originellen (Achtung: Ironie!) Coverversion: ‚Breaking The Law‘ von JUDAS PRIEST. Der Orden für den bocklosesten Auftritt beim HOA 2013 geht eindeutig an Piet Sielck und Co. (MB)

VICIOUS RUMORS

Der HOA Auftritt war bereits der dritte VICIOUS RUMORS Gig, dem ich in diesem Jahr beiwohnen durfte. Gegebenenfalls sollten die Mannen um Geoff Thorpe mal darüber nachdenken, ob sie nicht vielleicht ein wenig zu über repräsentativ vertreten sind. Wenigstens erlebte ich beim HOA ihren dritten Frontmann. Nachdem auf der Tour ex-Sänger James Rivera (HELSTAR und jede andere Combo, die einen Sänger braucht) eingesprungen war und beim BYH Kevin Albert seinen leider viel zu früh verstorbenen Vater vertrat, durfte nun auch der etatmäßige Sänger Brian Allen (ex-LAST EMPIRE) sein Können zeigen. Der Einstieg gelang den Jungs aus San Francisco mit ‚Digital Dictator‘, ‚Minute To Kill‘, ‚Town’s On Fire‘ und ‚Lady Took A Chance‘ wirklich formidabel. Wie eigentlich immer waren VICIOUS RUMORS in toller Spiellaune, obwohl mit Gitarrist Bob Capka und den slowenischen Basser Tilen Hudrap zwei neue Mitglieder vor nicht allzu langer Zeit erst dazugestoßen waren. Das Mitgliederkarussell um Bandkopf Geoff Thorpe (g) und Urgestein Larry Howe (d) scheint sich immer schneller zu drehen.

Angekündigt war von Seiten der HOA Veranstalter ein Set mit Songs, die VICIOUS RUMORS noch nie live gespielt hatten, aber welche das sein sollten, erschloss sich mir nicht so ganz, denn auch außergewöhnlichere Tracks wie ‚Worlds And Machines‘, ‚The Crest‘, ‚Out Of The Shadows‘ oder ‚Mastermind‘ dürften irgendwann schon mal in der Setlist gestanden haben. Aber im Endeffekt war es mir auch egal, denn die bösartigen Gerüchte waren spielfreudig und präsentierten einen Gig, der eindeutig oldschool ausgelegt war auch wenn natürlich ‚I Am The Gun‘, ‚Electric Punishment‘ oder ‚Murderball‘ zum Einsatz kamen. Die HOA Hymne ‚Let The Garden Burn‘ durfte natürlich nicht fehlen und auch der Debütklassiker ‚Soldiers Of The Night‘ wurde intoniert und so ging ein wiederum sehr starker Auftritt von VICIOUS RUMORS zu Ende. (MB)

DEMON

Die britische Legende DEMON war eine der Bands, auf die ich mich im Vorfeld am meisten gefreut hatte, was unter anderem daran lag, das deren letztes Album ‚Unbroken‘ so stark ausgefallen war. Leider haben es die Headliner beim HOA nicht immer sehr leicht, denn meistens wird der eh schon arg späte Spielbeginn durch Verzögerungen noch nach hinten verlagert, aber auch dadurch ließ ich mir den Spaß an DEMON nicht vermiesen. Mit dem Doppelschlag ‚Night Of The Demon‘ und ‚The Plague‘ eröffneten der unverwüstliche Dave Hill und seine Mannen den Reigen unsterblicher Melodien. Nach ‚The Grand Illusion‘ und ‚Heart Of Our Time‘ war mit ‚Sign Of The Madman‘ schon recht früh der erste Höhepunkt des Auftritts erreicht. Danach wurde erst mal neueres Material wie ‚Unbroken‘, ‚Standing On The Edge‘ und ‚Fill Your Head With Rock‘ mit klassichen Songs wie ‚Life On The Wire‘ oder ‚Nowhere To Run‘ abgewechselt, ehe es mit ‚Wonderland‘ und dem extrem emotionalen ‚Remembrance Day‘ in die Endphase ging. DEMON waren sicher nicht die härteste Band beim HOA, aber mit Abstand die emotionalsten. Dave Hill scheint guten Wein in seinen Adern fließen zu haben, denn mit den Jahren wird er immer besser. Der neben mir stehende Rock Hard Chefredakteur Götz Kühnemund wollte gar eine neue und Ian Gillan-mäßige Kopfstimme beim Briten entdeckt haben, aber da sind mit dem guten Götz in der Euphorie wohl die Pferde ein bisschen durchgegangen. Nach ‚The Spell‘ folgte dann der wohl populärste DEMON Track, der vom gesamten Publikum frenetisch mitgesungen wurde: ‚Don’t Break The Circle‘ und obwohl man dies eigentlich nicht mehr toppen konnte, spendierte die Band ihren begeisterten Fans noch ‚Blackheath‘ zum Abschluss. Ein wirklich grandioser Auftritt, der einen besseren (früheren) Timeslot verdient gehabt hätte. (MB)

Samstag:

MIDNIGHT MESSIAH

MIDNIGHT MESSIAH sind – wie der Name, der einem Songtitel vom ‚All Hallows Eve’ Album entnommen ist, schon andeutet – eine Weiterführung von ELIXIR. Mit Sänger Paul Taylor (UNIVERSITY OF LIFE) und Gitarrist Phil Denton stehen die beiden wichtigsten ELIXIR Musiker auch bei MIDNIGHT MESSIAH im Line Up und so wundert es auch nicht, dass gleich der Opener ‚Thirty Pieces Of Silver’ extrem kompetent klingt. Mr. Taylor tut mir bei der extremen Hitze in seinem Ganzkörperlederanzug zwar leid, aber stimmlich ist der Mann voll auf der Höhe, was er auch bei folgenden ‚Damned For All Time’ beweist. Natürlich können MIDNIGHT MESSIAH nicht beim HOA spielen ohne ihre ELIXIR Vergangenheit Paroli laufen zu lassen und so finden sich mit ‚The Star Of Beshaan’, ‚Treachery (Ride Like The Wind)’ und dem Titelstück gleich drei Klassiker des 1986er Debüts ‚The Son Of Odin’ in der Setliste. Die übrigen Tracks ‚The Wise Man Of Roklar’, ‘You’re No Friend Of Mine’, ‘The Rock’ und ‘King Of The Night’ stamen dann wieder vom MIDNIGHT MESSIAH Debüt ‘The Root Of All Evil’ und fallen erstaunlicherweise gar nicht groß ab. Mit der Bandhymne ‚Midnight Messiah’ beschließen die Briten einen hervorragenden Auftritt. (MB)

MEGAHERA

Ihren letztjährig gecancelten HOA-Gig holten die Italiener von MEGAHERA nun nach und hatten auch gleich ein neues Album im Gepäck, ‚Condemned To Insanity’. Dennoch hielt sich die Zuschauerdichte vor der Bühne in Grenzen. Die Jungs hatten einen der besseren Sounds des Festivals- sehr kurios. Ihre thrash-lastige Mucke rüttelte gut wach, auch wenn Sänger Mario Marras einen sehr eintönigen, wenig reizvollen Gesangsstil hat. Die an METALLICA erinnernden Riff- und Songstrukturen kamen gut, Abwechselung war jedoch ein Fremdwort während des Sets. Die über weite Strecken gleichklingenden Stücke hätten hier und da schon etwas Einfallsreichtum benötigt.

Aber generell haute die Mucke gut rein. Was aber die Junge geritten hatte, ihre letzten fünf Minuten des Sets mit einer unsäglichen Coverversion von SAVAGEs ‚Let It Loose’ zu fühlen, muss man nicht verstehen. Da spielte es auch keine Rolle, dass die beiden Hauptakteure von SAVAGE mit auf die Bühne kamen. Das war unnötig. (JT)

SACRED STEEL

Man mag zu SACRED STEEL stehen wie man will, aber die schwäbische Stahlschmiede weiß genau, worauf es beim HOA ankommt: Gekleidet in Old-School-Bandshirts u.a. von MANILLA ROAD, sowie Nieten und Leder begann die Band ihren Set mit einem DARK ANGEL Intro, um dann gepflegt einen alten Klassiker nach dem anderen rauszuholzen. Mit ‚Wargods Of Metal‘, ‚Tonight The Witches Ride‘, ‚Metal Reigns Supreme‘ und ‚Battle Angel‘ wurden erst mal die ersten beiden Alben (die ja auch schon 15 Jahre und mehr auf dem buckel haben) bedient. Auch wenn man musikalisch richtig ernst machte, konnte sich Sänger Gerrit Mutz bei seinen Ansagen das eine oder Spässchen nicht verkneifen.

‚No God / No Religion‘ vom großartigen neuen Album ‚The Bloodshed Summoning‘ war der einzige brandneue Song in der Setlist (vom Vorgänger ‚Carnage Victory‘ gab’s gar nix). Stattdessen wurde der Streifzug durch die eigene Vergangenheit mit ‚Maniacs Of Speed‘, ‚Blood On My Steel‘, ‚Open Wide The Gate‘ und der OMEN Coverversion ‚Battle Cry‘ fortgeführt. Nach ‚Sacred Bloody Steel‘ und ‚Heavy Metal To The End‘ sollte eigentlich Schluss sein, aber da noch ein wenig Zeit auf der Uhr war, nutze die Band dies für eine furiose Version von ‚Metal Is War‘. Wer SACRED STEEL an diesem Nachmittag erlebt hat (viel zu früh im Übrigen), der wird das anstandslos unterschreiben. (MB)

HERETIC

Mein HERETIC Highlight war schon immer die coole ‚Breaking Point‘ (1988) Scheibe, weder mit der gutklassigen ‚Torture Knows No Boundary‘ EP (1986) noch mit der lauwarmen Comebackscheibe ‚A Time Of Crisis‘ konnten mich die Kalifornier so begeistern wie mit ihrem Fullength Debüt.

Deswegen war ich auch eher skeptisch, was mich wohl live erwarten würde, aber ich will das Fazit gleich mal vorweg nehmen: Zusammen mit MURO waren HERETIC die positive Überraschung des Festivals – und das lag vor allem auch an Sänger Julian Mendez, der auf allen HERETIC Veröffentlichungen – außer eben ‚Breaking Point‘ – zu hören ist. Mit den beiden ‚Breaking Point‘ Klassikern ‚Heretic‘ und ‚And Kingdoms Fall‘ fand die Band einen optimalen Einstieg, den erst der EP Track ‚Blood Will Tell‘ und dann der neue Song ‚Betrayed‘ folgte, aber selbst die ‚A Time Of Crisis‘ Tracks gewannen sehr in ihren Liveversionen.

Die Band um Mainman Brian Korban (g, ex-REVEREND) wechselte zwischen altem Songmaterial wie ‚Whitechapel‘, Portrait Of Faith‘ oder ‚The Circle‘ und neuen Songs wie ‚Police State‘ und ‚Child Of War‘. Zum Abschluss wurde dann noch das Russ Ballard Cover ‚Riding With The Angels‘ intoniert, dass bereits auf der 1986 Debüt-EP von HERETIC zu finden war und das den meisten Metal Fans durch die SAMSON Version bekannt sein dürfte. Ich hoffe, dass HERETIC mit dem nächsten Album an die tolle Liveperformance anknüpfen können. (MB)

PERSIAN RISK

Mit „Once A King“ lieferte das britische NWOBHM Urgestein PERSIAN RISK eines des besten NWOBHM Alben der letzten Jahre ab. Obwohl, kann man noch von einer echten Band sprechen, wenn nur noch Sänger Carl Sentence von der ursprünglichen Band dabei ist, bzw. das Zepter für PERSIAN RISK in der Hand hält? Überrascht musste man feststellen, dass Sentence verdammt jung aussieht im Vergleich zur gleichaltrigen Konkurrenz in den anderen Bands. Der jugendlich wirkende Sentence bewegte sich allerdings gewöhnungsbedürftig auf der Bühne und seine Gesangsperformance war nicht ganz so überragend wie auf dem erwähnten Album. Die Songs wollten irgendwie nicht so richtig zünden, auch wenn Sentence sich alle Mühe gab. Während des Auftritts fing es dann auch noch an wie aus Eimern zu schütten, was dazu führte dass keine 100 Leute mehr vor der Bühne standen. Sentence nahm es gelassen und ließ in seinen Anstrengungen einen guten Aufritt abzuliefern nicht nach. Neben einem kurzen Bass- und Drum Solo in ‚Don`t Turn Around’ in der Hälfte des Sets, ging es weiter mit ‚Fist Of Fury’, ‚Battle Cry’ und ‚Women In Rock’, bevor man seinen Auftritt mit der DIO Nummer ‚Stand Up And Shout’ beendete. Ehrlicherweise muss man sagen, dass PERSIAN RISK eine weitere untergegangene NWOBHM Combo gewesen wäre, wäre Phil Campbell später nicht bei MOTÖRHEAD eingestiegen und somit PR immer wieder mal ein Gesprächsthema über all die Jahre war. Die Engländer hatten aber mit Sicherheit das diskussionswürdigste Merch am Start. Neben diversen Bandfotos aus frühen Tagen mit Phil Campbell die man für 20 Euro verticken wollte, gab es noch drei verschiedene Singles, wovon die ‚Calling For You’ für satte 150 Euro angeboten wurde! Ansonsten ein harmloser, netter Auftritt von PERSIAN RISK, von dem ich ehrlicherweise mehr erwartet hatte. (JT)

BLASPHEME

Von dem Line Up das 1983 bzw. 1985 die Klassiker des Franzosenmetals ‚Blaspheme’ und ‚Desir De Vampyr’ veröffentlichte, sind heuer leider nur noch Pierre Holzhaeuser (g) und Philippe Guadagnino (b) an Bord, während letzterer seinen Sohn Aldrick Guadagnino hinter das Schlagzeug setzte, wurde besonders Original-Sänger Marc Fery schmerzlich vermisst, der ja sogar noch auf der Comeback-Scheibe ‚Briser Le Silence’ (2010) gesungen hatte. Als Ersatz boten BLASPHEME beim HOA 2013 gleich zwei Vokalisten auf: Olivier Del Valle (SHANNON) und Alexis Roy-Petit (HÜRLEMENT, EVIL ONE), die sich bei den Tracks abwechselten. Den Opener machte der Titelsong des zweiten Albums ‚Desir De Vampyr’ ehe mit dem Debütsong ‚Enfer Paradis’ nachgelegt wurde. Zwar war es schön mal Songs wie ‚Erreur De Moeurs’, ‚Territoire Des Hommes’ oder ‚Excalibur’ live zu hören, aber so wirklich überspringen wollte der Funke nicht. Als sich die durchaus engagierten Franzosen mit ‚Vivre Libre’, ‚Seul’, ‚Jehova’ und ‚Vengeance Barbare’ verabschiedet hatten, klang lediglich ein Höflichkeitsapplaus durch den Garten. Vielleicht ist französischer Metal doch zu obskur für deutsche Hörgewohnheiten und eine Energieleistung, wie sie später MURO ablieferten, hatten BLASPHEME nicht abgebrannt. (MB)

SAVAGE

SAVAGEs legendärer Status in der NWOBHM Szene komprimiert sich auf 35 Minuten und nennt sich ‚Loose`n`Lethal’. Der Track ‚Let It Loose’ ist ihr Vermächtnis an den NWOBHM und seitdem ging nicht mehr viel. Auf dem HOA sind die Briten angetreten um ihren Klassiker am Stück, nach über 30 Jahren, komplett runter zukloppen. Allerdings gab es zuvor zwei Stücke vom letzten Studioalbum ‚Sons Of Malice’, ‚The Rage Within’ und ‚Black`n`Blue’. Danach spielte man ‚Loose`n`Lethal’ komplett, allerdings in umgekehrter Reihenfolge als auf dem Album. Man arbeitete sich vom letzten Song des Albums bis zu DEM erwähnten Klassiker vor! Gitarrist Andy Dawson war der Blickfang mit seinen Guitarhero-Moves, und wirkte manchmal wie ein gewisser Michael Schenker. Sänger Chris Bradley stand relativ stur an seinem Mikro, keiner Wunder auch, lag doch ein Textbuch hinter den Monitoren und zwischen seinem Mikrostand. Stimmlich fehlte da sehr viel zu seinen alten Glanztaten, wie generell bei der ganzen Band.

Der typische, schräge Gitarrensound, für den man auf dem Debüt so gelobt wurde, fehlte ebenso wie die aggressive Power der Stücke. Das plätscherte relativ belanglos dahin. Dementsprechend waren die Reaktionen. Alles wartete auf DEN Song, für den die Band stand: ‚Let It Loose’. Und den spielte man zum Schluss gleich zwei Mal hintereinander weil es die Zeit zuließ! Auch hier blieb ein Geschmäckle, denn wirklich toll war das nicht. Es fehlte einfach die Magie und vor allem, dieser schräge, sägende Gitarrensound. So auch hier nur ein Mittelmäßig als Gesamteindruck.(JT)

MURO

Nachdem MURO Frontmann Silverio „Silver“ Solórzano 2007 bereits mit seiner anderen Band SILVER FIST beim HOA aufgespielt hatte, kehrte er nun mit seiner frischreformierten Stammformation und einem neuen Album (‚El Quarto Jinete’) im Gepack zurück nach Brande-Hörnerkirchen. Vom selbiger CD stammte neben dem Opener und Titelstück auch noch ‚Otra Batalla’, ‚Honorable’ und ‚La Voz’. Für das übrige Programm griffen die Spanier ganz tief in die Songkiste und zogen fünf Stücke ihres live eingespielten Debüts ‚Acero Y Sangre’ (1987; ‚Traidor’, ‚Mata’, ‚Ciclon’, ‚Acero Y Sangre’ und ‚Mirada Asesina’) heraus. Abgerundet wurde der ausgezeichnete Gig durch drei Stücke des ersten Studioalbums ‚Telon De Acero’ (1988; ‚Juicio Final’, ‚Telon De Acero’ und ‚Solo En La Oscuridad’). Trotz der Tatsache, dass die Iberer in ihrer Heimatsprache sangen, ließen sich die Fans schnell von der Power und der Energie der Band anstecken, bei welcher neben Sänger Silver vor allem Bassist Julio „Julito“ Rico durch seine kraftvolle Performance ins Auge stach. Einige Bekannte hatten mir bereits im Vorfeld berichtet, dass MURO eine richtige Livemaschine sind, aber trotzdem waren die Spanier eine tolle Überraschung und die einzige Band beim HOA, bei welcher ich nach dem überzeugenden Gig zum Merchstand maschiert bin, um mir deren neue CD zu kaufen. (MB)

PRAYING MANTIS

Die Pechvögel des diesjährigen HOA waren die britischen Melodic Metal Ikonen von PRAYING MANTIS, denn kurz vor dem Auftritt musste die Herren Troy sowohl Sänger als auch Drummer ersetzen und so kamen John „Jaycee“ Cuijpers (v; AYREON, COOPER INC.) und Hans In ‚T Zandt (d, CHINAWHITE, VENGEANCE) in Brande-Hörnerkirchen zu ihrem ersten Livegig mit der Gottesanbeterin. Was sich vor allem darin manifestierte, dass Jaycee einige Texte noch ablesen musste. Vor Beginn des Auftritts gab es dann einige Probleme mit der Technik, so dass sich der Beginn ziemlich nach hintenverschob und selbst das war noch lange nicht alles. Nach den ersten vier Stücken ‚Children Of The Earth‘, ‚Panic In The Streets‘, ‚Praying Mantis‘ und ‚Highway‘ fiel das als Keyboard-Ersatz dienende MacBook aus, so dass die eigentlich eingeplanten ‚Borderline‘, ‚Dream On‘, ‚Eyes Of A Child‘ und ‚Don’t Be Afraid Of The Dark‘ kurzerhand gestrichen werden mussten (was allerdings dazu führte, dass die Band trotz verspäteten Beginns sehr pünktlich fertig war). Die abschließenden Tracks ‚Turn The Tables‘ und ‚Captured City‘ mochten die Fans wieder versöhnlich stimmen, aber leider blieb 2013 der erwartete Triumphzug von PRAYING MANTIS aus. Ich bin mir aber sicher, dass dieses Line Up (in eingespielter Form und ohne technische Probleme) den etablierten Bandnamen sehr gut vertreten wird. (MB)

METAL CHURCH

Nörgelfritzen werden sicher an diesem Auftritt auch wieder etwas zu meckern haben und die Tatsache, dass mit Curdt Vanderhoof nur ein Originalmitglied dabei ist, dazu nutzen von einer Coverband zu sprechen, aber das ist mir völlig egal. Ich weiß nur, dass ich nach drei Tagen HOA mehr oder weniger erledigt war und mir dir Füße schmerzten wie die Hölle und dass es METAL CHURCH mit einem grandiosen Headliner Auftritt schafften, dass ich das alles vergessen konnte und mich nur noch an diesen tollen Songs erfreute. Es war angekündigt, dass METAL CHURCH ihren Debütklassiker ich voller Länge vortragen würden, aber zuerst erklangen die ‚The Dark’ Hämmer ‚Ton Of Bricks’ und ‚Start the Fire’. Damit der sehr gut aufgelegte Ronny Munroe nicht nur Stücke seiner Vorgänger David Wayne und Mike Howe intonieren musste, wurde der Titeltrack des 2006er Albums ‚A Light In The Dark’ eingestreut, ehe es mit ‚Fake Healer’ und ‚Badlands’ (vom Howe-Debüt ‚Blessing In Disguise’, 1989) weiterging. ‚Watch The Children Pray’ wurde danach vom gesamten HOA Publikum mitgesungen, ehe es dann tatsächlich an das vollständige Debütalbum ging: ‚Beyond The Black’, ‚Metal Church’, das Instrumental ‚Merciless Onslaught’, ‚Gods Of Wrath’, ‚Hitman’, ‚In The Blood’, ‚(My Favorite) Nightmare’ und der Oberhammer ‚Battalions’ erklangen nicht nur in der richtigen Reihenfolge, sondern auch in fulminanten Versionen. Auch wenn Steve Unger (b), Jeff Plate (d, ex-SAVATAGE), Ronny Munroe (v) und die neueste Addition zum Line Up Rick Van Zandt (ex-ROTTWEILER) nicht auf der Platte gespielt hatten, so brachten sie die Songs doch zur Zufriedenheit aller sehr authentisch rüber.

Der Kenner wird aber wissen, dass die Platte damit noch nicht abgearbeitet war und so folgten auch noch das DEEP PURPLE Cover ‚Highway Star’ und sogar der Bonustrack ‚Big Guns’ – mehr geht wirklich nicht. Aber mehr ging doch, als letzt Zugabe hauten METAL CHURCH noch einen Track heraus, der nie zu den großen Klassikern gezählt wird, mir persönlich aber immer sehr gut gefallen hat: ‚The Human Factor’. Eine große Performance einer großartigen Band und ein toller Abschluss für ein tolles Festival. METAL CHURCH setztem dem HOA 2013 die Krone auf. (MB)

Resümee von Jürgen Tschamler:

Das HOA 2013 war vom Line Up her für mich eines der deutlich schwächeren HOA-Festivals in all den Jahren. Es gab wirklich wenig hochwertiges, viel zu viel unteres Mittelmaß, was dahingehend resultierte, dass der Spannungsbogen schnell erschöpft war. Zudem ist schwer nachzuvollziehen wie es zu manchen Bandplazierungen in der Running Order kommen konnte. Der Sound dieses Jahr war grundsätzlich zu leise und bei den meisten Bands nur suboptimal. Gefühlt sage ich mal, die auf der Bühne stehende Anlage ist unterdimensioniert für dieses Spektakel. Was mich schon Jahre aufregt und dieses Jahr das Fass zum überlaufen brachte ist, warum muss man den Headliner des gesamten Festivals Samstag nachts um 24 Uhr auf die Bühne stellen? In dem Bewusstsein, dass die meisten Besucher/Fans am nächsten Tag einen lange Heimreisetag vor sich haben (und drei harte Tage hinter sich haben), wäre es sicher nicht zu viel verlangt, den Headliner um 22 Uhr auf die Bühne zu stellen und um 24 Uhr das Festival gemütlich ausklingen zu lassen. Dadurch erspart man sich den Tag über zwei Bands, was sicher kein Nachteil darstellen sollte, zumal, wie dieses Jahr, die Sonne einem das Gehirn weg gebrannt hat. Manchmal ist weniger mehr!

Auffällig war über die drei Tage hinweg, dass mal abgesehen von einigen wenigen Bands und den Headlinern, sich in der Regel selten mehr als 400 Leute vor der Bühne aufhielten um sich die Bands anzuschauen… Warum? Hitze, unattraktive Bands, die Aussicht 12 – 14 Stunden Bands zu schauen?

Absolut bizarr dagegen die Sicherheitskontrollen beim betreten des „Gartens“. Was soll das? Die ganzen Jahre lief das akzeptabel und gut. Pro Tag muss man sich jetzt 15 – 25 mal durch die pubertären Sicherheitsmenschen befummeln lassen! Was denken die will man da mit rein nehmen? Handgranaten, Hundekacke in Plastiktütchen….?

Zudem fiel diese Jahr auf, dass wirklich sehr viele Fans nur zum saufen hierhin kamen. So viele Betrunkene wie dieses Jahr sind mir noch nicht aufgefallen, die so früh total durch den Wind waren. Sind wir hier beim Wacken des Untergrunds oder was?

Logistisch hat man einiges zum positiven verändert, was nicht unerwähnt bleiben soll. Aber zu verbessern gibt es dennoch einiges. Metal.

Meine persönlichen Highlights: MURO, AXXION, HERETIC, FORTE, MIDNIGHT PRIEST.

Resümee von Martin Brandt:

Ich kann Jürgen nur beipflichten, es wäre wirklich schön, wenn Headliner zu vertretbaren Zeiten auf die Bühne dürften. Es sind schließlich Acts wie OVERKILL, DEMON und METAL CHURCH, die ein Gros der Besucher wirklich sehen möchte. Warum müssen diese Klasse-Bands so spät spielen? Auch innerhalb des Line Ups sind die Positionen für mich nicht immer nachvollziehbar (Beispiele 2013: SACRED STEEL zu früh und SKILTRON zu spät), aber da mag es ja organisatorische Gründe geben, die ich nicht durchschaue.

Mit der Aussage meines Vorredners, dass das HOA 2013 eine eher schwächere Bandauswahl zu bieten hatte, kann ich hingegen nicht konform gehen. Mit OVERKILL, DEMON und METAL CHURCH hatte man sich drei tolle Headliner geangelt und auch VICIOUS RUMORS, PRAYING MANTIS, 77, SCREAMER und SACRED STEEL boten – wie nicht anders zu erwarten – gute Auftritte und mit HERETIC und MURO gab ein tolle Überraschungen. AXXION, MIDNIGHT PRIEST, MIDNIGHT MESSIAH, GAME OVER waren die interessantesten Newcomer, die es zu entdecken gab. Für mich war das HOA eine gelungene Zusammenstellung an Bands (nur über die Reihenfolge würde ich mich streiten wollen).

Insgesamt bin ich mit dem HOA 2013 wieder sehr zufrieden. Es ist trotz einigem Zulauf von frühanreisendem Wacken-Publikum immer noch mein Lieblings-Underground-Open-Air und auf jeden Fall zu empfehlen! Ich hoffe, es bleibt so.

Für 2014 wünsche ich mir Headliner wie ARMORED SAINT oder DEATH ANGEL und vielleicht sollte man mal darüber nachdenken, einen richtigen „Metal Market“ zu etablieren – in diesem Bereich sind Festivals wie das Keep It True oder gar das kleinere Swordbrothers mehr als eine Nase voraus.

Meine Highlights vom HOA 2013: FORTE, AXXION, VICIOUS RUMORS, DEMON, MIDNIGHT MESSIAH, SACRED STEEL, HERETIC, MURO und METAL CHURCH

Von: Jürgen Tschamler (JT) und Martin Brandt (MB); Fotos: Martin Brandt