Livehaftig

STEEL PANTHER, KOBRA AND THE LOTUS

25.10.2012 – Hamburg, Docks


Am 16.03.2012 sind STEEL PANTHER bereits im Docks in Hamburg aufgetreten und schon gute sieben Monate später ist die Band um Sänger Michael Starr wieder da. Man könnte fürchten, dass in Sachen STEEL PANTHER eine leichte Übersättigung in der Hansestadt eintritt, aber anscheinend ist dem ganz und gar nicht so, denn das alterwürdige Docks war wieder gefüllt bis auf den letzten Platz. Natürlich kann man die während des Gigs von der Band geäußerten Plattitüden: „Hamburg ist unsere Lieblingsstadt!“ nicht wirklich ernst nehmen, da sie in ähnlicher Form wahrscheinlich auch bei Konzerten in Köln oder München ins Publikum gerufen werden, aber anscheinend sind zumindest STEEL PANTHER ganz ernsthaft die Lieblinge des Hamburger Publikums. Außerdem kann man sich ein treffenderes Umfeld für eine STEEL PANTHER Show als die Reeperbahn wahrscheinlich nicht vorstellen.

Auf ihren bisherigen Touren in Deutschland wurde der stählerne Panther mal mehr (THE TREATMENT) und mal weniger (PUSSY SISSTER) professionell supported, aber eigentlich ist es ja auch egal, wer den Opener macht, denn die meisten Leute waren eh nur wegen dem Hauptact gekommen. Die Chance sich einem größeren Publikum vorzustellen erhielten diesmal die Kanadier von KOBRA AND THE LOTUS, deren Musik mir bisher nur ganz am Rande untergekommen war und die eigentlich noch gar keinen – weder positiven noch negativen – Eindruck hinterlassen hatten. Angeführt von Frontfrau Brittany „Kobra“ Paige stürmte die Truppe energiegeladen die Bühne und schon nach den ersten Tönen aus der Kehle der ansehnlichen Blondine kam bei mir erste Verwunderung auf. Frau Paige ist sicherlich eine gute Sängerin, aber sie übertrieb es dermaßen mit dem Vibrato, dass mir spontan durch den Kopf zuckte: „Geil, eine neue Stilart: Kanadischer Jodelmetal!“ Mit diesem extremen Gesangsstil nahm sie viel von der Aufmerksamkeit vom wirklich guten Gitarrenduo, bei dem der blonde Jasio Kulakowski herausstach. Neben Songs des aktuellen und selbstbetitelten (zweiten) Albums wie ‚No Rest For The Wicked’ präsentierte die Band dann auch eine Coverversion, von der Kobra Paige überzeugt war: „You all know this song!“ Als sie dann mit ihren Männern ‚The Wicker Man’ von IRON MAIDEN anstimmte, konnte man aber doch sehr viele fragende Gesichter im Publikum beobachten, die absolut keine Ahnung hatten, warum sie ausgerechnet diesen Song hätten kennen müssen. Tja, so ist es halt, STEEL PANTHER füllen zwar zweimal im Jahr das Docks, aber allein mit Metalfans funktioniert das nicht und die mit Perücken verkleideten Kiddies stehen halt mehr auf Party als auf MAIDEN. Trotzdem bewies diese Coverversion nicht nur den musikalischen Geschmack von KOBRA AND THE LOTUS, sondern auch, dass Sängerin Paige eigentlich eine Gute ist, denn hier verzichtete sie vollständig auf das stimmliche Rumgeeiere. Insgesamt hinterließ die Band einen guten Eindruck und unterhielt sich nach dem Gig auch noch sehr fanfreundlich am Merchandise mit den Konzertbesuchern. Wenn Kobra Paige das Vibrato in ihrer Stimme mehr eingeschränkt hätte, hätte mir der Gig noch besser gefallen.

Nach dem insgesamt ganz angenehmen Vorgeplänkel, einer ertragbaren Umbaupause und dem vom (mittlerweile indizierten!) Album ‚Balls Out’ bekannten Intro ‚In The Future’, betraten dann um ca. 21:30 Uhr  endlich die Protagonisten die Bühne auf die ca. 99% des Publikums hier waren: Michael Starr (v), Satchel (g), Lexxi Foxx (b) und Stix Zadinia (d): STEEL PANTHER. Mit dem eröffnenden Tracks ‚Supersonic Sex Machine’ und der Ohrwurm-Hymne ‚Tomorrow Night’ erzeugte die Band eine fanatische Reaktion des Publikums, die alles mitsangen. Vor dem dritten Song folgte dann die fast schon traditionelle Pause, in der vor allem Michael und Satchel das Publikum begrüßten, die Band vorstellen: „The best Singer we could find … on Facebook: Michael Starr!“ and „The Best Leadguitarist … in the Band: Satchel!“ und vornehmlich auf Basser Lexxi herumhakten. Ich habe die Band dieses Jahr zum dritten Mal gesehen und muss einfach attestieren, dass die Jungs wirklich klasse sind und nicht einfach nur bei jedem Konzert ihren Stiefel abreißen, sondern sowohl musikalisch als auch von den Fun-Aspekten her so abwechseln, dass keine Langeweile entsteht, wenn man sich STEEL PANTHER ein paar Mal hintereinander ansieht. Nach der Aufforderung ans Publikum, dass alle Mädels schreien sollen, die Lexxi heiß finden und der Feststellung, dass eindeutig nur die dicken Frauen geschrieen hätten, ging es dann treffend weiter mit dem Debüt-Album-Klassiker: ‚Fat Girl (Thar She Blows)’. Zu ‚Asian Hooker’ wusste Satchel zu berichten, dass die Band es einzig und allein diesem Song verdankte, in Japan „quadruple Platinum“ eingefahren zu haben. Nach dem eingängigen ‚Just Like Tiger Woods’ folgte überraschenderweise ‚Let Me Cum In’ und die Ballade ‚If You Really, Really Love Me’ ehe sich Michael, Lexxi und Stix verabschiedeten, um ihren Gitarristen die Bühne für sein spektakuläres Gitarren-/Drum-Solo zu überlassen.

Während er mit dem Fuß die Kickdraum betätigte, spielte Satchel bekannte Riffs von u.a. METALLICA, JUDAS PRIEST, GUNS N’ ROSES oder BLACK SABBATH und zeigte so alles Gitarrengriffbrettwichsern, wie man einen Solopart auch mal interessant gestalten konnte. Michael hatte die Pause genutzt, um sich in ein neues Outfit zu werfen und ein Stück vom Geburtstagskuchen eines Roadies abzugreifen und kam dementsprechend mampfend zurück, um sich gleich von Satchel ein: „You’ve been eating a lot of cake lately, haven’t you?“ einzufangen. Es mag vielleicht sein, dass die Spandex und die zerrissenen Shirts bei ihm etwas enger sitzen als noch vor ein paar Jahren, aber stimmlich war der Mann wieder mal sehr gut zuwege. Nach ‚Turn Out The Lights’ hatten STEEL PANTHER dann auch wieder ‚The Shocker’ in die Setlist aufgenommen, welches prima zu dem brettharten ‚It Won’t Suck Itself’ passte. Bei ‚Girl From Oklahom’ wurden dann noch mal die Akustikgitarren herausgeholt, ehe der offizielle Gig mit den Klassikern ‚Party All Day (Fuck All Night)’ und ‚Death To All But Metal’ ausklang. Zu diesem Anlass hatte die Band einige Mädels auf die Bühne geholt, die – mal mehr, mal weniger elegant – zu den Songs tanzten.

Natürlich ließ sich das Hamburger Publikum damit nicht abspeisen und forderte vehement nach einer Zugabe und bekam diese natürlich prompt. Ein STEEL PANTHER Gig wäre wohl kaum komplett ohne den Hit ‚Community Property’, dem die Jungs noch mal ‚Eyes Of A Panther’ hinterher feuerten, ehe nach einem aus tausend Kehlen mitgesungenem ‚17 Girls In A Row’ dann doch endgültig Schluss war.

STEEL PANTHER sind live einfach ein Macht. Mit ihrem spaßigen Image und den eingängigen Songs bieten sie perfekte Unterhaltung. Und auch musikalisch kann man der Band nichts vorwerfen, trotz aller Sprünge und Mätzchen auf der Bühne singt Michael Starr wie ein junger Gott und unter Satchels Perücke verbirgt sich ein herausragender Gitarrist. Wie man bei einer Band wie STEEL PANTHER, die alles mit einem dicken Grinsen und mehr als eindeutigem Augenzwinkern macht, auf die Idee kommen kann, ein Album wie ‚Balls Out’ als jugendgefährdend einzustufen (so dass es nur noch ab 18 verkauft werden darf), erschließt sich mir absolut nicht. Die Stimmung im Docks war jedenfalls wieder toll und die einzige Gefährdung, der sich Besucher eines STEEL PANTHER Konzerts aussetzen ist gut unterhalten zu werden (vielleicht riskiert man auch noch einen Zwerchfellmuskelkater vom Lachen). Ich kann nur Jedem empfehlen, sich einer der momentan besten Livebands anzusehen (und wer’s doch nicht schafft, kann sich über die heute erscheinende Live-DVD ‚British Invasion’ ein Bild machen).

STEEL PANTHER – Setlist:

Intro: ‘In The Future’
‘Supersonic Sex Machine’
‘Tomorrow Night’
‘Fat Girl (Thar She Blows)’
‘Asian Hooker’
‘Just Like Tiger Woods’
‘Let Me Cum In’
‘If You Really, Really Love Me’
Solo (Satchel)
‘Turn Out The Lights’
‘The Shocker’
‘It Won’t Suck Itself’
‘Girl From Oklahoma’
‘Party All Day (Fuck All Night)’
‘Death To All But Metal’

Zugabe:

‘Community Property’
‘Eyes Of A Panther’
‘17 Girls In A Row’


Von: Martin Brandt