Livehaftig

KEEP IT TRUE XX

28. und 29.04.2017, Tauberfrankenhalle, Lauda-Königshofen


Während die Kommerzialisierung des ‚Wacken Open Air‘ ihren Höhepunkt gefunden hat, feiert seit Jahren die selbst ernannte Basis der Szene beim ‚Keep It True‘ in der Gegenwart den ewiggestählten Blick in die Vergangenheit. Um in diesem nicht allzu starr zu verweilen, dürfen ebenfalls einige Frischlinge die heiligen Bretter der Tauberfrankenhalle betreten. Davon gibt es daher gleich am eher durchwachsenen, mit einigen Höhepunkten gesäten Freitag welche zu begutachten, wohingegen der Samstag als ein geschichtsträchtiger Tag in die ‚Keep It True‘-Historie eingehen wird, und dies nicht allein aufgrund der erstmaligen Show des Headliners auf europäischem Boden, der wiederauferstandenen CIRITH UNGOL.

 

 

Als äußerst unschön müssen hingegen einige äußere Umstände angesprochen werden. Sei es die unbefriedigende Situation der sanitären Anlagen (ungeputzte Toiletten, ungeleerte Dixi-Toiletten), Randalierer auf dem Zeltplatz oder ein katastrophaler Ticketverkauf (endlose Schlangen nach Hallenöffnung am Freitag; ausharrende Leute wurden wartend stehen gelassen, ohne sie zu bedienen; obwohl die Leute, mit Flatterband in Schlangenreihe aufgestellt, ruhig verweilten, gab es den Ticketverkauf auch am Merchandise daneben; frustrierte Fans, die nach gefühlten Stunden in der Warteschlange am Ende ohne das 2018´er-Ticket dastanden), scheint für die meisten alteingesessenen Besucher das Flair des Festivals, seit sich mit der Verbannung der Börse in ein Zelt vor der Halle die Zuschauerzahlen erhöht haben, dahin zu sein. Um in Zukunft die Schönheit des Festivals im lieblichen Taubertal nicht zu gefährden, sollten sich die Veranstalter einiges einfallen lassen. (MH)

 

Freitag

SATAN’S HALLOW

Mit einem sehr ordentlichen Gig eröffnen SATAN’S HALLOW am Freitagmittag die Jubiläums-Ausgabe des ‚Keep It True‘. Auch wenn der Sound nicht wirklich gut abgemischt ist und die Schlange beim Ticketverkauf kaum vorwärts kommt, sorgen Songs wie ‚Reaching For The Night‘ oder ‚Beyond The Bells‘ für beachtliche Reaktionen.

Neben dem tänzelden Gitarrengespann und einem beherzt aufspielenden Vierzentner-Bassisten steht ganz klar Sängerin Mandy Martillo im Blickpunkt des Geschehens. Mit einem weit ausgeschnittenen POSSESSED-Shirt bekleidet, singt sie in der vom jüngst veröffentlichten Debütalbum bekannten Güte. Daumen hoch für diesen vielversprechenden Newcomer! (MH)

 

WYTCH HAZEL

Erste „Ausverkauft“-Nachrichten beim chaotischen Ticketverkauf machen die Runde, als die Mantel- und Degen-Freunde von WYTCH HAZEL mit ‘Freedom Battle‘ loslegen. Auch ohne Bassist Cornelius Corkery liefern die Nordengländer eine starke Show ab, den Mangel an Bewegung gleichen die kraftvoll und äußerst tight dargeboteten Hymnen locker aus. Das Songwriting ist die große Stärke von Sänger und Chefgitarrist Colin Hendra. Nicht zu Unrecht werden WYTCH HAZEL bereits seit ihrer 2012er-EP mit Legenden wie Jethro Till, Wishbone Ash und Thin Lizzy verglichen.

Dass der vordere Teil des Publikums bereits zu früher Freitagsstunde erstaunlich gut mitgeht und ‘More Than Conquerors‘ lautstark mitgesungen wird, sollte dieser außergewöhnlichen und mutigen Band weitere Schubkraft verleihen. (LK)

 

 

MAJESTY

In den Anfangstagen des KIT trat die Band von Co-Veranstalter Tarek „Metal Son“ Maghary bei jedem zweiten Festival selbst auf. Diese Zeiten sind zwar lange vorbei, doch zur diesjährigen Jubiläumsausgabe lässt man es sich nicht nehmen, die Atmosphäre mal wieder selbst von vorne einzuatmen.

Nach so vielen Jahren ist es dann auch durchaus unterhaltsam, die alten einfachen Mitgröhlhymnen wie ´Hail To Majesty´, ´Metal To The Metalheads´ oder natürlich das namensgebende ´Keep It True´ zu hören (´Son Of Metal´ wird gar schmerzlich vermisst). Es kommen auch drei Stücke neueren Datums zum Zug. Natürlich ist das Songmaterial nichts für die überwiegend „elitäre“ Festival-Kundschaft, die ihren Metal nicht in die Stadien gebracht haben möchte. Die Band macht ihre Sache spielerisch aber zumindest gut.

Als besonderes Schmankerl wird zusammen mit dem anderen Co-Veranstalter Oli Weinsheimer ´Fight for Honour“ von seiner früheren Band SHADOWS OF IGA in die Halle geschmettert.

Auch eine zu einem solchen Jubiläum passende Sache, wobei wir ja alle froh sind, dass es mit der eigenen Gesangsweltkarriere nicht geklappt hat, da wir in unserem Leben sonst vermutlich auf bislang gefühlte 200 Europapremieren bzw. Reunions essentieller US Metal Bands hätten verzichten müssen. (GPS)

 

Q5

Von meiner Warte aus steigt trotz der vielerorts heiß diskutierten Missstände auf unserem einzig wahren Schwertträgertreffen wieder mal ein grandioser Battle, an dessen Frontline auch die alten Überlebenden der Grungemetropole Seattle ihren Mann stehen. Von der ersten Minute an lässt die Band um den ACCEPT-Tornillo-Lookalike Jonathan Scott K. und seine NIGHTSHADEr keinen Zweifel daran, dass auch alte Keyboardhardrocker auf SAXON und AC/DC Spuren in diesem Billing sehr wohl mitstreiten können und erheben musikalisch sogleich den Kelch in Richtung unserer griechischen True-Warriorbrüder mit der Nummer ‚One Night In Hellas‘. Die internationale Verbrüderung als auch eine neue Generation an Musikinteressierten ist wohl ebenfalls Grund dafür, dass unser ‚Underground‘ nicht mehr so exklusiv ist, wie ihn mancher gerne hätte.

Mit vielen dieser echten, netten Metallern um mich herum ist jedoch die folgende ‚Lonely Lady‘ noch schöner, ‚Pull The Trigger‘ auch für Pazifisten ein akzeptabler Befehl und bei ‚Missing In Action‘ fehlt hinterher ebenfalls niemand, auch wenn man besonders bei dem auf die drei grandiosen NIGHTSHIDE-Nummern (‚Situation Critical‘ ist ein fucking Heavy Stampfer!) folgenden ‚Ain’t No Way To Treat A Lady‘ ein gewisses ‚Back In Black‘ feeling bekommt. Nun passiert es: ‚New World Order‘ zeigt uns wieder, wer Q5 eigentlich wirklich sind, die Energie brennt auch in dem von mir damals verschmähten ‚Teenage Runaway‘, welches heute jedoch der Mitsinghit wird.

Den Höhepunkt aber, liebe Brüder und Schwestern setzen die Herren um den sensationell kopfbeschmückten Bassisten (Metal-Aufclip-Iro-Helm!?) mit dem Klassiker ‚Steel The Light‘, den ich noch niemals so mächtig vor den Latz geknallt bekam. ‚When The Mirror Cracks‘ wäre dazu die Königsdisziplin gewesen, aber man kann nicht alles haben. Fazit: Wer nicht begeistert war, hasst ACCEPT, AC/DC und auch Q5 … oder war nicht anwesend. (LL)

 

ATROPHY

Die Freude über die Auferstehung der Arizona Thrasher und erste Clips auf Youtube wollten nicht wirklich zusammenpassen. Man durfte also mehr als gespannt sein, was die Herren beim KIT liefern würden. Mit drei von fünf Originalmitgliedern liegt die Echtheitsqoute ja relativ hoch. 45 Minuten lag ballern ATROPHY ihre Songs in Publikum, wovon zwei Drittel vom 1988er Debut `Socialized Hate` stammen.

Die Gitarren sind fett, ganz im Gegenteil zum lahmarschigen Stageacting. Lustlosigkeit? Oder sind die Musiker durch die beindruckende Kulisse verunsichert? Die Fans brüllen bei Thrash-Granaten wie `Preacher, Preacher` oder dem grandiosen `Beer Bong` gewaltig mit. Auch Brian Zimmerman ist stimmlich noch gut dabei, seine Ansagen sind allerdings wenig originell.

Dafür demolieren `Socialized Hate` und `Product Of The Past` die Gehörgänge so wie es sich gehört. Die 45 Minuten sind gefühlt schneller vorbei, mehr hätte es allerdings auch nicht wirklich gebraucht. Nett aber nicht spektakulär trotz toller Songs. (JT)

 

MEDIEVAL STEEL

Vier Jahre nach der Premiere 2013 darf die komplette Halle wieder einen der größten Metalsongs abfeiern und inbrünstig mitsingen. Eine Atmosphäre wie man sie erneut nicht in Worte fassen kann. Zuvor zeigen MEDIEVAL STEEL aber bereits, dass sie eben nicht nur diese abschließende Bandhymne in petto haben. Denn natürlich sind auch ´To Kill A King´, `Lost In The City´ oder ´Warlords´ überragende Werke, gegossen aus feinstem US Stahl. Die Songs vom durchschnittlichen 2014er Album können es dagegen nicht mit dem alten Stoff aufnehmen.

So darf auch abgewartet werden, ob das für diesen Sommer angekündigte neue Album Relevanz besitzen wird. Der, wenn ich es richtig vernommen habe, Titeltrack ´The Dark Of Steel´ reißt mich zumindest im ersten Anlauf wiederum nicht vom Hocker. Trotzdem natürlich durch die alten Klassiker ein Feiermoment des Freitags, in der Masse der ultratight aufspielenden Bands des Samstags wären MEDIEVAL STEEL allerdings sogar etwas untergegangen. (GPS)

 

OMEN

OMEN und ich. Eine alte Liebe. Liebe kann auch mal dunkle Zeiten erleben. Man versöhnt sich manchmal wieder, aber muss sich doch eingestehen, dass die Liebste schon mal besser ausgesehen hat. Nein, ich will nicht, dass Kenny sich demnächst ein Shirt anzieht.

Aber wieso er seinen echten langjährigen Axeman Andy Haas, der die Show richtig aufgewertet hat, durch einen Bassisten ersetzt, der einfach nur so wie in einer kleinen southern Bluesbar in der Ecke steht (irgendwie hat der Gute seinen eigenen Aufritt gespielt…), bleibt mir – wie auch der Einsatz des unglaublich teuren Drummers auf Platte – für immer ein Rätsel. Aber schauen wir mal, was wir auf der Habenseite verbuchen können: ‚Eyes Of The Serpent‘ (!), ‚Warning Of Danger'(!!), ‚Hell’s Gates‘ (!!!) und ‚Teeth Of The Hydra'(!!!!) schrauben jedem Ur-Fan regelrecht die Rübe ab (auch ohne aktive Bewegung am Bass – komm‘ zurück, Andy!) und ich kann nur hoffen, dass Kenny nicht immer wieder auf die Leute hört, die meinen, dass die Hälfte des Gigs mit ‚Battle Cry‘-Material gefüllt werden muss, ein John Arch spielt ja auch nicht vorwiegend ‚Night On Bröcken‘ (obwohl es in diesem Fall geil wäre…).

Nein, was deinen alten Lover Less betrifft, will der mehr ‚Warnings‘, ‚Curses‘ und vielleicht sogar eine ‚Flucht nach Nirgendwo‘ (bin ich echt der einzige, der ‚Escape…‘, ‚Cry For The Morning‘ oder ‚No Way Out‘ liebt?), da Kevin sich mittlerweile als Sänger extrem gut gemacht hat und die Show fast alleine schmeißen muss! Dafür ein dickes Lob! Da darf auch mal das Töchterlein Background bei ‚Battle Cry‘ machen … äh – nein! (LL)

 

DEMOLITION HAMMER

Die wiedervereinigten DEMOLITION HAMMER als Co-Headliner zu setzen braucht Mut. Es war ja nicht vorauszusehen, dass die US-Thrasher solch ein fulminantes Comeback hinlegen würden. Im Falle DEMOLITION HAMMER werden von der ersten Sekunde an alle Bedenken zerstreut. Mit einer unfassbaren Wucht erschlagen einen die Riffs. Hölle, ist das aggressiv und in einem Tempo, dass einem fast den Atem raubt.

Vom schwächeren dritten Album `Time Bomb` wird nichts gespielt, man prügelt sich durch die ersten beiden Scheiben. Die Band selbst ist überrascht von den euphorischen Reaktionen. Nach dem vielen „True Metal“ der vorigen drei Bands sind DEMOLITION HAMMER der Mittelfinger gen Valhalla. Man ist geneigt sich in die aufkommenden Moshpits zu stürzen um mit blutigen Ellenbogen wieder herauszukriechen. Das Stageacting ist recht übersichtlich, kein Wunder bei der enormen Konzentration, die nötig ist, um die pfeilschnellen Riffs zielsicher rauszufeuern. Durch das ständige mitbrüllen bei Thrash-Bomben wie `Epidemic Of Violence`, `Cataclysm` oder dem kranken `44 Caliber Brain Surgery`(Hit!) läuft das Bier runter wie Öl. Neben dem unschlagbaren RIGOR MORTIS Auftritt beim 2009er KIT zählt dieses Thrash-Gemetzel zum denkwürdigsten dieses Festivals. 60 Minuten lang wird die Band ihrem Namen gerecht und hinterlässt nicht wenige absolut geschaffte Fans. (JT)

 

MANILLA ROAD

Nach dieser Thrash-Keule haben es Mark Shelton und Co. nicht leicht, die Stimmung hochzuhalten. Der Sound in der Halle bleibt leider wenig differenziert, Ausfallerscheinungen im Publikum sind unübersehbar. Zum Glück ist die Spiellaune der Epic-Pioniere davon ungetrübt.

Der erste Set mit Randy „Thrasher“ Fox an den Kesseln erreicht seinen Höhepunkt mit brillanten Versionen von ‘The Ninth Wave‘ und ‘Into The Courts Of Chaos‘, nach dem fliegenden Wechsel zu Andreas „Neudi“ Neuderth konzentrieren sich MANILLA ROAD auf die Klassiker von ‘Crystal Logic‘ und überraschen mit den beiden Uralt-Preziosen ‘Queen Of The Black Coast‘ und ‘The Empire‘.

Bryan Patrick ist hervorragend bei Stimme und trägt seinen Hut mit Würde, ‘Mask Of The Red Death‘ beschließt einen Freitag, der in seiner Gesamtheit eher zwiespältig in Erinnerung bleiben wird. (LK)

 

 

Samstag

ETERNAL CHAMPION

High Noon – auf ins Gefecht! Die hochgelobten Texaner von ETERNAL CHAMPION sind der perfekte Wachmacher für den Samstag. Sänger Jason Tarpey präsentiert stolz sein geliehenes Fan-Schwert, leider gerät der Auftakt ‘Retaliator‘ wegen Mikrofonproblemen eher so mittelgut.

Mit ‘The Armor of Ire‘ hat das Quintett rasch Reiseflüghöhe erreicht, Highlight und Schlusspunkt des leider nur 35-minütigen Sets ist die Rifframme ‘I Am The Hammer‘, vom inzwischen shirtlosen Tarpey mit einem Stoß ins Horn eingeleitet. Die Fans feiern ihre Helden gebührlich, die Latte fürs zweite Album liegt verdammt hoch. (LK)

 

VISIGOTH

Eine der größten Überraschungen des Festivals sind VISIGOTH aus Salt Lake City. Auf Platte „nur“ stark kommt die Mischung aus US-Metal, Doom und Hardrock live dermaßen geil aus den Boxen, dass kein ernstzunehmender Kopf ungebangt bleibt.

Ein Donnerschlag jagt den nächsten, Sänger Jake Rogers macht seinem Halford-Outfit stimmlich alle Ehre, intoniert so kraftvoll wie treffsicher und feuert im Duett mit Jason Tarpey eine Killerversion von ‘The Revenant King‘ durch die noch fast reine Hallenluft. Ein weiteres Highlight ist die RANDY-Coverversion ‘The Beast‘. Geile Wahl, hervorragende Interpretation. Diese Band verdient jede Unterstützung! (LK)

 

DEVIL IN DISGUISE (A Tribute to GLACIER)

Es sind die eigentlichen Momente warum man das KIT so liebt. Eine Band hat in den 80ern gerade einmal eine offizielle EP eingespielt, die abseits von diesem Kosmos hier keiner kennt. Und wir dürfen das ganze nun 32 Jahre später live erleben! In diesem Fall ist es allerdings keine echte Reunion, denn es ist nur Sänger Mike Podrybau dabei. Daher tritt man auch nicht unter dem Originalnamen auf und zollt so insbesondere dem in 2016 verstorbenen GLACIER Mainman Sam Easley Tribut. Nichtsdestotrotz stellt sich mit den ersten drei Songs von der legendären EP direkt echtes KIT Feeling ein. Auch das folgende unveröffentlichte ´Live For The Whip´, weiß genauso zu überzeugen. Und dann ist es soweit, mit ´Vendetta´ (wahrer Titel: ´Restless We Wait´) feuert man das größte Meisterwerk ins nicht komplett anwesende Publikum.

Obwohl Sänger Mike mit Piepsstimme bei den Ansagen kaum zu verstehen ist, macht er während der Songs eine gute Figur. Die Begleitband klingt zwar nicht ganz so fett wie manche der Mitstreiter heute, das Gitarrendoppel ist aber mal richtig toll. So wird auch ein progressiveres Stück wie der Demoklassiker ´Eastern Guns´ erfolgreich über die Ziellinie gebracht. Very well done! (GPS)

 

TRAITOR’S GATE

Mit Drummer Paul House haben die Waliser NWoBHM-Recken TRAITOR’S GATE nur ein Originalmitglied an Bord, von einer echten Wiedervereinigung kann bei diesem ersten Deutschland-Gig also nicht die Rede sein. Trotzdem ist die Stimmung in den deutlich gelichteten Reihen nicht wirklich übel, Sänger Sy Davies gibt sein Bestes, um den vielgehörten Pausenband-Status ad absurdum zu führen.

Gelingt nicht ganz. So gut die EP-Klassiker funktionieren, so belanglos kommt das neue Material dahergehoppelt. Mit ‘Devil Takes The High Road‘ gibt‘s zum Abschluss den größten Hit, diesem Refrain können sich nur Tote entziehen. Clevererweise sind zahlreiche Pausenpinkler/trinker rechtzeitig zurück. Timing is everything. (LK)

 

NIGHT DEMON

Es ist der zweite Auftritt des L.A-Trios NIGHT DEMON beim KIT. Gerade haben die Überzeugungstäter um Rampensau Jarvis Leatherby ihr zweites Album `Darkness Remains` veröffentlicht, das überall abgefeiert wird.

Die Nacht zuvor hat sich die Band dem Alkohol hingegeben, speziell Jarvis sieht am Auftrittstag komplett zerstört aus. Aber er wäre nicht Mr. Leatherby, wenn er die Show nicht trotzdem an sich reißen würde hätte. Die ersten vier Songs (´Welcome To The Night´, ´Full Speed Ahead´, ´Maiden Hell´, ´Heavy Metal Heat´) sind ein Prügelhagel, kein Luftholen, keine Pause. Bum, Bum, Bum – als Fan hat man keine Chance diesem Metalgewitter zu entkommen.

Jarvis rennt, post, bangt wie ein Irrer, während Gitarrist Armand John Anthony verdammt harte Riffs abliefert. Die Band wird in einer unfassbaren Lautstärke angefeuert, was sich umgehend überträgt und dazu führt, dass die drei noch schneller durch ihre Setlist hetzen und acht Minuten zu früh durch sind. Verwirrung, was nun? Der Boss entscheidet und man spielt den Titelsong der neuen Scheibe. Die Ballade zum Abschluss? Ich persönlich empfinde das als Fehler. Doch der Boss weiß, wie man das Letzte aus den Fans rausholt und galoppiert durch Iron Maidens `Wasted Years`.

Die Halle steht Kopf, ausrasten ist kein Ausdruck für das, was da gerade passiert. Tausend Fäuste in der Luft. NIGHT DEMON haben mit diesem Gig den Spirit der frühen Metallica und Tank vereint und sich ein Denkmal gesetzt! Pure Magie von einem der besten Newcomer der Szene. (JT)

 

 

ATLANTEAN KODEX

Zum dritten Mal nach 2009 und 2014 muss Königshofen fallen und ATLANTEAN KODEX schaffen erneut einen Triumphzug, bei dem sie ob der nur 50 Minuten Spielzeit auf ihre größten Hits setzen. Symphatikus Markus Becker genießt die Ovationen, auch die Kollegen Trummer, Kreuzer, Koch und Weiss haben ein stetes Lächeln auf den Lippen – kein Wunder, wenn wirklich jedes Wort mitgesungen wird.

Klar hätte die Setlist auch eine oder zwei Überraschungen vertragen können, doch auch mit diesem kompakten Best-Of-Programm wecken KODEX tiefe Emotionen, wie es nur ganz wenige Metalbands auf diesem Planeten vermögen. Geschickt: Der Bandsong ATLANTEAN KODEX wird in zwei Teilem dargeboten, der hymnische Refrain ist als Konzertausklang die perfekte Wahl. Wir warten auf neuen Stoff! (LK)

 

LEATHER

2011 waren Leather Leone unter dem Banner SLEDGE LEATHER beim KIT angetreten um ordentlich Arsch zu treten. 2017 steht die kleine, hagere, schwarzhaarige Furie wieder auf der Königshofener Bühne und überrascht. Ihre Begleitband ist arschtight und mörderheavy.

Eine unglaubliche Wucht trifft da einen. Absolut tight, enorm druckvoll und vor allem klingt das alles sehr frisch. Mit `Ruler Of The Wasteland` steigt die Truppe ein, wobei der Sound noch etwas unsauber ist. Das folgende `Paradise` sowie `Chain Of Love` zeigen eine stimmlich souveräne LEATHER die auf der Bühne rumwuselt als hätte sie Hummeln im Hintern. Sie agiert irgendwo zwischen Adrenalinschub und professionellem Stage Acting. Die Ansagen sind kurz, die Musik umso knalliger.

Dass sie nur zwei Songs (´All Your Neon´, ´Shock Waves´) vom `Shock Waves`-Album spielt war nicht unbedingt zu erwarten. Der Rest des Sets besteht aus CHASTAIN-Songs. Wobei hier ganz klar `Angel Of Mercy` hervorzuheben ist sowie `The 7th Of Never`, mit dem man den Gig beendet. (JT)

 

ASHBURY

Meine Lieblingshippies bieten ihren Klassiker ‚Endless Skies‘ in voller Länge dar und auch mit ihrem neuen Material hätten sie ewig weiterspielen können: Die Publikumsresonanz ist um diese Uhrzeit so laut und leidenschaftlich wie einst allein bei dem unübertroffenen Auftritt von SARACEN. Die DIRE STRAITS des Metal überzeugen nämlich auf ganzer Linie mit Perfektion, Gefühl, Spielfreude und dem coolsten Bassisten seit Mittelerde oder LORD VIGOs Zuul.

 

Mein negatives Erlebnis des Festivals bezieht sich dagegen auf eine Handvoll degenerierter Ignoranten, die sich laut in meiner Nähe über den Yamaha-Klaviersound mokierten, anstatt draußen schön weiter zu saufen. Altes Gesetz: Ist es zu soft – hau einfach ab. Glücklicherweise direkt gefolgt von dem sinngemäßen Ausspruch eines irischen Fans, den ich kurz vorher kennengelernt hatte: ‚Ich bin den ganzen verdammten Weg hier heruntergekommen, um mit Fans solch einzigartigen Dinge zu erleben: Bei DEMOLITION HAMMER haben wir uns die Köpfe eingerannt und weggebangt und jetzt liegen wir uns mit Tränen in den Augen in den Armen!‘ Amen. Thank you for the music, ASHBURY – es war Honig für die Ohren! Sprachlos. (LL)

 

FIFTH ANGEL

Nach sieben Jahren fragten FIFTH ANGEL selbst an, ob sie nicht mal wieder am KIT spielen können. Tolle Sache, zählt doch der 2010er Auftritt zu den besten ever und war sogar soundtechnisch in der weitläufigen Sporthalle durch den Mix von Achim Köhler eine Sternstunde. Nun, auch wenn der Sound eher zu den besseren des diesjährigen Festivals zählt, kann er gegen das erlebte nicht anstinken.

Die Band hingegen ist in gleicher Besetzung genauso geil drauf wie damals, also mit Peter Orullian als formidablen Ersatz für Ted Pilot und mit Jeffrey McCormack anstatt des kurzfristig ausgefallenen Ken Mary. Trotzdem spielen sie wieder exakt auf den Punkt zusammen als hätten sie gerade eine lange Tour hinter sich. Ohne doofes Gelaber werden ununterbrochen die Hits mit den besten 2-3 Wort Refrains der Musikgeschichte aneinander gereiht. Welche andere Band kann mit gerade mal zwei Alben einen 75 Minuten Gig ohne den Hauch einer Schwäche füllen?

Da fast alles gespielt werden kann, ist die Setlist nahezu identisch zu 2010 und man braucht sich auch erst gar nicht weiter über fehlende Songs grämen. (GPS)

 

CIRITH UNGOL

Der lange erwartete Auftritt der Kultband aus Ventura/Kalifornien begeistert umgehend die gesamte Fanschar. Erste Freudentränen fließen, als Tim Baker ‘I’m Alive‘ anstimmt und die Meute dazu auffordert, sich den Legions anzuschließen.

Die Band, unterstützt von Jarvis Leatherby am Bass, präsentiert sich durchgehend spielfreudig, Baker tanzt mit weit ausgebreiteten Armen in allerbester Laune über die Bühne. Es bereitet den Herren sichtlich Freude, vor all den mitsingenden Fans zu spielen. Die Probleme mit der Lichtshow sind schnell gelöst, leider ist der Sound direkt vor der Bühne nicht optimal – ein Manko, mit dem vor einem Jahr auch FATES WARNING zu kämpfen hatten. Die großartige Setlist lässt kaum Wünsche offen, lediglich ´One Foot In Hell´ wird schmerzlich vermisst.

Gegen Ende des Auftritts sorgt der Dreiteiler aus ´Chaos Rising´, ´Fallen Idols´ und ´Paradise Lost´ für eine nicht von dieser Welt stammende Begeisterung, ehe ´King Of The Dead´ und ‚Cirith Ungol‘ diese historische erste Show auf europäischem Boden beenden. Die Vorfreude auf ein Wiedersehen im November könnte größer nicht sein! (MJ)

 

Resümee des Wochenendes:

Die Ticketsituation war ein absolutes Chaos, der Ablauf dieses Jahr desaströs. Da muss unbedingt eine bessere Lösung gefunden werden. Ob die bereits angekündigten Änderungen reichen werden, darf bezweifelt werden. Die Qualität des Essens hat sich hingegen zwar verbessert, aber in Anbetracht der hohen Nachfrage reicht eine Theke nicht, auch nicht der Grillwagen vor der Halle. Die Geschehnisse auf dem Campingplatz widersprechen jeder KIT-Ethik. Dass Dixies umgeworfen wurden, konnte auch schon das eine oder andere Jahr zuvor erlebt werden, aber solch massiver Vandalismus ist asozial und verachtenswert. Sitzbänke abfackeln, Leute bedrohen, anpöbeln! Das gab es noch nie. Wenn dies die neue Generation von Fans sein soll, dann darf sie sich verpissen! Sauft sonst wo, randaliert sonst wo, haut euch gerne und oft aufs Maul, aber nicht HIER! In die Halle kotzen, Leute anpissen, DAS ist nicht cool. Nein, Erziehungsversagen. Resultierend daraus würde ich als Veranstalter extrem Besoffene gar nicht mehr in die Halle lassen, auf dem Zeltplatz nachts Security einsetzen und bei Bedarf Platzverweise aussprechen. Mittlerweile wurden einige Täter dingfest gemacht und mit Hausverbot belegt. Nur so wird man diesen Pöbel wieder los. (JT)

 

 

 

Top-Bands Ludwig Krammer (LK):

CIRITH UNGOL
FIFTH ANGEL
ASHBURY
DEVIL IN DISGUISE
VISIGOTH, ATLANTEAN KODEX, WYTCH HAZEL

Top-Bands Less Leßmeister (LL):

FIFTH ANGEL
ASHBURY
LEATHER
CIRITH UNGOL
Q5

Top-Bands Markus gps (GBS):

CIRITH UNGOL
FIFTH ANGEL
ATLANTEAN KODEX
DEVIL IN DISGUISE
VISIGOTH

Top-Bands Mario Lang:

DEMOLITION HAMMER
MANILLA ROAD
OMEN
NIGHT DEMON
ATLANTEAN KODEX, LEATHER, ASHBURY

Top-Bands Jürgen Tschamler (JT):

NIGHT DEMON
CIRITH UNGOL
VISIGOTH
FIFTH ANGEL
LEATHER, DEMOLITION HAMMER, SATAN`S HOLLOW

 

Ludwig Krammer (LK), Markus gps (GPS), Less Leßmeister (LL), Michael `One Foot In Hell`Jany (MJ), Michael Haifl (MH), Jürgen Tschamler (JT)


Pics: Mario Lang