Livehaftig

HEADBANGERS OPEN AIR 2015

23.07. – 25.07.2015, Brande-Hörnerkirchen


Natürlich ließ es sich auch 2015 die kleine Streetclip Abordnung nicht nehmen, dem Headbangers Open Air beizuwohnen, denn schließlich handelt es sich nun schon seit Jahrzehnten um das beste Underground Open Air der Welt.

Selbst von einer Sturmwarnung ließen sich Thomas Tegelhütter und seine Crew nicht schrecken, sondern sorgten souverän für eine geregelten Ablauf des Festivals.

 

 

DONNERSTAG:

HÜRLEMENT

Nur die letzten 10 Minuten der Franzosen mitbekommen. Diese klangen allerdings wenig spannend, eher nach belanglosem traditionellen Metal, der zwar technisch sauber rüber kam, aber irgendwie auch schon tausend Mal besser geboten wurde. Die Reaktionen für die erste Band des HOA 2015 waren aber mehr als gut, was wohl aber auch an dem sehr klassischen Metal Stageacting der Franzosen lag. (JT)

DEATH DEALER

Warum die Power Metal Supergroup um Sean Peck (v., Cage), Ross The Boss (g., ex-Manowar) und Stu Marshall (g., Empires Of Eden, ex-Dungeon) ausgerechnet VOR der Veröffentlichung ihres tollen zweiten Albums “Hallowed Ground” für einen Live-Abstecher nach Europa gekommen ist, erschließt sich mir nicht so ganz. Trotzdem nutzte die Band ihren Gig beim Headbangers Open Air 2015, um mit ‘I Am The Revolution’ einen neuen Song vorzustellen.

Die übrigen Stücke stammten natürlich überwiegend vom Debüt “War Master” und vor allem der Titelsong ‘War Master’, der Set-Opener ‘Never To Kneel’ und die Power Hymne ‘Hammer Down’ kamen beim HOA-Publikum sehr gut an. Während die Gitarren- und die Rhythmus-Fraktion tadellos funktionierte, blieb es auch fast unbemerkt, dass Mr. Peck mit einer Bronchitis zu kämpfen hatte und am Vortag sogar einen Gig wegen eines Abstechers ins Krankenhaus ausfallen lassen musste, denn der Mann sang auch im leicht angeschlagenen Zustand echt noch phänomenal. Zum Abschluss gab es mit dem – von Ross geschriebenen – Manowar Hit ‘Hail And Kill’ noch ein besonderes Schmankerl für die euphorischen Fans vor der Bühne. (MB)

 

EXUMER

EXUMER spalten ja schon ein bisschen die Szene. Während die einen mit der Reunion nicht viel anfangen können, trotz gutem Comeback Album, finden gerade die Jüngeren EXUMER in der aktuellen Besetzung geil. Seit dem Comeback hatte ich die Band erst einmal live gesehen und war nicht sonderlich beeindruckt. So standen jetzt Vorurteile im Raum, die die Band allerdings an diesem Nachmittag schmerzfrei ausräumte. Allen voran Shouter Mem von Stein, der wohl richtig Bock auf den Auftritt hatte und dementsprechend auf der Bühne abging. Die Setlist lieferte Old School Klassiker sowie Tracks vom 2012er Comeback Album “Fire And Damnation”. Die Jungs klangen sehr tight und prügelten überraschend gut ihre Tracks runter. Allem Anschein nach hat der alte Spirit wieder die Oberhand in der Band, bei der immerhin zwei Originalmitglieder mitspielen. EXUMER darf man getrost, wie auch die Reaktionen zeigten, zu den Gewinnern des Donnerstags zählen. (JT)

THRESHOLD

Dass THRESHOLD eine überragend Band sind, dürfte jedem qualitätsbewussten Metaller schon seit geraumer Zeit klar sein. So war für viele THRESHOLD der heimliche Headliner am ersten Tag des HOA. Ohne Damian Wilson wäre die Band wohl nur eine unter vielen verproggten Bands, die mit zwar guten Songs punkten, deren Langzeitwirkung sich aber in Grenzen halten würde. Die Briten legten eine enorme Spielfreude an den Tag und wirkten sehr selbstsicher. Mit einer erfreulichen Leichtigkeit zockte man sich durch die nicht gerade kleine Diskografie, wobei die letzten drei Alben jedoch Priorität besaßen, und hinterließ staunende Gesichter.

Wilson ist aber auch ein sympathischer, wie exzellenter Sänger, der mit seinem hervorragenden Gesang die Songs geradezu perfekt abrundete. Seine noch sympathischeren Ansagen gipfelten darin, als man die HOA Besucher zu einer Wall of Death aufforderte und die meisten etwas verwirrt dreinschauten… aber der einzige Zweck dieser Aufforderung war, Herr Wilson wollte sich somit nur eine Gasse frei machen, in der er durch Publikum laufen konnte. Starker Auftritt trotz hohen Konzentrationsfaktors. (JT)

D.A.D.

So manch einer dürfte die dänischen Spaßrocker von D.A.D. als nicht „Metal“ genug eingestuft haben, um überhaupt die HOA-Bühne betreten zu dürfen, aber Veranstalter Thomas Tegelhütter, wischte entsprechende Bedenken, mit breiten Grinsen und einem ehrlichen: „Ich hatte einfach extrem Bock auf die Band!“ vom Tisch. Nach dem – wie immer – überzeugenden Gig kann man durchaus attestieren, dass die metallischen Nörgler zahlenmäßig der Fraktion, die extrem Bock auf die Band hatten, deutlich unterlegen waren. Ich muss gestehen, dass ich mit den mittlerweile letzten sieben Studioalben, die die Band – beginnend mit dem 1995er Werk “Helpyourselfish” – veröffentlicht hat, gar nicht so viel anfangen kann. Aber glücklicherweise stammte der Großteil des dargebotenen Songmaterials aus der Hochphase mit “No Sleep Left For The Pilgrims”, “Riskin‘ It All” und den beiden Alben davor. Von “Simpatico”, “Soft Dogs” oder “Scare Yourself” wurde kein einziges Stück gespielt, anscheinend mag die Band diese Werke genausowenig wie ich. Nach dem Opener ‘Evil Twin’ (von “Everything Glows”) ging mit ‘Rock ’n‘ Roll Radar’ (von “Riskin‘ It All”) die Stimmung deutlich nach oben und während Bassist Stig Pedersen seine Kollektion an seltsam geformten zweiseitigen Instrumenten vorführte, versuchte der übersympathische Frontmann Jesper Binzer, das HOA Publikum in der Landessprache zu unterhalten (“Verstehen sie mich?”).

Richtig Zug kam in den Gig, nachdem einige “Helpyourselfish”-Tracks abgefrühstückt waren und mit ‘Grow Or Pay’, ‘Girl Nation’, ‘Riding With Sue’, ‘Monster Philosophy’ und ‘I Want What She’s Got’ ( vom noch aktuellen Album: “DIC·NII·LAN·DAFT·ERD·ARK”) Hit an Hit gezockt wurden. Natürlich durfte die ultimative Zeckenhymne ‘I Won’t Cut My Hair’ auch nicht fehlen – ist ja schließlich auch der Titel von Jesper Binzers Biografie. Mit ‘Jihad’, ‘Bad Craziness’ und ihrem größten Hit ‘Sleeping My Day Away’ machten D.A.D. dann den Deckel drauf auf einen ebenso coolen wie spaßigen Headliner Auftritt mit ‘It’s After Dark’ wurde das HOA Publikum ins Bett verabschiedet. (MB)

 

FREITAG:

NERVOSA

Für mich eine der Must-See-Bands des Festivals: Die drei Damen aus Brasilien mit dem Namen NERVOSA. Und für die Uhrzeit hatten sich überdurchschnittliche viele Herren eingefunden, die sich den Auftritt nicht entgehen lassen wollten. Klar, würden hier Kerle mit diesem simplen Thrash Metal die erste Band darstellen, hätten sicher keine 30 Leute vor der Bühne gestanden, aber in diesem Fall… Gerade Bassistin/Sängerin Fernanda Lira ist der Blickfang der Trios. Exzellentes Gepose, sexy Ausstrahlung und die entsprechend räudigen Vocals ergaben ein beeindruckendes Bild. Dagegen wirkte Gitarristin Prika Amaral unspektakulär. Sie lieferte zwar eine schöne Gitarrenwand, aber Stageacting-mäßig ging da nicht viel. Musikalisch leicht stumpfer, unspektakulärer Thrash Metal mit teils gefauchten Gesangspassagen, ohne hohen Wiedererkennungswert…und trotzdem war der Auftritt unterhaltsam. (JT)

WARPATH

Als WARPATH die Bühne betraten, meinte man sich in einem falschen Film…..alles in schwarz und Gang-mäßigen Gepose, selbst die Aura der Hamburger Band wirkte verstörend aggressiv. Hier lieferte die Band – bis auf Einen alles Original Mitglieder – ihren offiziellen Reunion Liveeinstand ab (eigentlich hatten WARPATH in 2015 vor dem HOA schon 3 Gigs gespielt u.a. beim Metal Bash – Martin). WARPATH waren in den Neunzigern eine nicht zu unterschätzende Stärke in der Szene. Mit ihrem Stil aus TYPE-O-NEGATIVE, CARNIVORE und Thrash Metal mischten sie die Szene gewaltig auf und hinterließen live zerstörte Bühnen. Anno 2015 klingt man zwar auch noch düster böse und brachial, hatte aber eher die Aura einer TYPE-O trifft BIOHAZARD Combo. Die Band ackerte und wütete, überraschte viele der Anwesenden positiv, da viele gar nicht wussten was da auf sie zukommen sollte. Es gab nicht wenige, die die Hamburger als eins der Highlights des HOA 2015 sahen. Mein Resümee ist eher zwiespältig. Zwar klang das alles sehr brutal und authentisch, anderseits muss man sich fragen, ob eine WARPATH Reunion was wirklich längerfristiges darstellt und heutzutage, bei dem überfüllten Markt, noch ein gewisses Potential besitzt. (JT)

HIRAX

Katon und Co. lieferten wie immer. Was will man auch von einem Überzeugungstäter erwarten, der den Metal in jeder Pore seines Körpers lebt!? Die Band war konstant in Bewegung und lieferte einen repräsentativen Querschnitt über ihre über 30-jährige Bandgeschichte. Mein Highlight: `Bombs Of Death`! Anderseits. Die Amis haben ja einige „Hits“, die dann auch alle sehr schnell runtergeholzt wurden.

Die Fans wussten den charismatischen Fronter zu schätzen und lieben und Katon gab ihnen was sie wollen: Metal! Solider Auftritt von HIRAX, auf die man immer setzen kann. (JT)

BLITZKRIEG

Doppelbelastung für Frontmann Brian Ross am 2015er HOA, denn einen Tag vor seinem Auftritt mit SATAN durfte der NWOBHM Recke bereits mit seiner anderen Band BLITZKRIEG auf die Bühne. Mir persönlich gefällt sein kriegerisches Betätigungsfeld musikalisch mindest genauso gut, wie sein satanisches, aber anscheinend werden die beiden Bands dann doch unterschiedlich gewertet, denn während SATAN einen Co-Headliner Slot zugesprochen bekamen (der dann sogar zu einem Headliner Gig wurde, aber das ist eine andere Geschichte), waren BLITZKRIEG überraschend früh am Nachmittag gebucht worden.  Aber beim HOA ist es ja eigentlich auch fast egal, wer wann spielt, denn Fans finden sich eigentlich immer vor der Bühne. Ich habe BLITZKRIEG in den letzten Jahren diverse Male live gesehen und war immer schwer beeindruckt von der Band, aber der Auftritt beim HOA war vielleicht der schwächste in der letzten Zeit.

Trotz großartiger Songs wie ‘Dark City’, ‘Armageddon’, ‘Pull The Trigger’ oder ‘V’ wirkte es, als ob die Band irgendwie mit angezogener Handbremse spielte. Natürlich war das Gebotene insgesamt nicht schlecht, aber leider auch nicht so grandios, wie ich es mir erhofft hatte, daran konnten auch die beiden Abschlusstracks ‘Buried Alive’ und ‘Blitzkrieg’ nichts mehr dran ändern. Schade, denn ich hätte der sehr sympathischen Combo einen wahren Triumphzug wirklich sehr gegönnt. (MB)

WRATH

Kurz vor dem Auftritt der Chicago Power Thrasher von WRATH beim HOA machte ein Nachricht die Runde, die jeden Fan der Band begeisterte: Original Sänger Gary Golwitzer (Stygian) war wieder zu WRATH zurück gekehrt und ersetzte Scott Matrise, der auf dem aktuellen Album “Stark Raving Mad” zu hören ist. Zwar handelt es sich hierbei um einen soliden Longplayer, aber man konnte nun wirklich nicht an alte Großtaten anknüpfen. Dem guten Gary hingegen flogen sogleich die Sympathien des HOA Publikums zu, denn er sieht nicht nur aus wie den Achtzigern entsprungen, er singt auch noch so. Schon Anfangstriumvirat vom “Fit Of Anger”-Album ‘Children Of The Wicked’, ‘What’s Your Game’ und ‘Fallen Angel’ beglückte alle oldschool Fans, was durch die “Nothing To Fear” Songs ‘R.I.P.’, ‘When Worlds Collide’ oder ‘Painless’ noch verstärkt wurde. Von den beiden Alben, die WRATH ohne Gary Golwitzer eingespielt hatten, kamen zumindest ‘Face To Face’, sowie ‘Test Of Faith’ und ‘Insane Society’ zum Einsatz.

Mit dem obligatorischen ‘Ace Of Spades’ (Motörhead-Cover) war der Auftritt eigentlich beendet, aber da das Publikum lautstark nach einer Zugabe forderte und noch etwas Zeit auf der Uhr war, legten WRATH mit ‘Restless And Wild’ (Accept) eine weitere Coverversion nach. Für den Rerelease von “Insane Society” hatte die Band das Stück gerade als Bonus eingespielt und dementsprechend geprobt. Insgesamt ein sehr überzeugender Gig von WRATH, die auch noch das kreativste Merchandise angeboten haben – u.a. Flachmänner und Taschenuhren mit Bandlogo. (MB)

IRON ANGEL

Noch so eine Reunion über die man gepflegt diskutieren und streiten darf. Zwischenzeitlich gab es schon einmal einen Reunion-Versuch, der in die Hose ging, nun ein neuer Anlauf. Aktuell scheint Dirk Schröder das einzige Original Mitglied in den reanimierten IRON ANGEL zu sein. Sein Gesang klingt ansatzweise wie in alten Tagen, aber ansonsten finde ich das Ganze einfach nur nett. Das Gros des Auftritts bestand aus Songs des Debüts. Alles in allem ein harmloser Auftritt. Hatte mich nicht im geringsten berührt. Ob sich die Reunion als nachhaltig erweisen wird, bleibt abzuwarten. Ein Auftritt mit akzeptabler Resonanz ist sicher kein Faktor, der über die Zukunft der Band entscheiden sollte…angekündigt hat man es aber mal vorsorglich….tztztztz (JT)

STRIKER

Deutlich besser im Saft standen dagegen die kanadischen STRIKER, die zum zweiten Mal beim HOA spielten. Seit ihrem ersten Auftritt im Jahr 2011 gab es einige Umbesetzungen im Line Up der Band, die sie aber nicht davon abhielten, auch 2015 wieder Speed Metal mit voller Pulle zu präsentieren. Da mit “Armed To The Teeth” und “City Of Gold” seit 2011 außerdem zwei neue STRIKER Alben hinzugekommen sind, ist natürlich auch die Setliste nicht mit der von 2011 vergleichbar, obwohl bandinterne Klassiker wie ‘Full Speed Or No Speed’, ‘The Keg That Crushed New York’ und ‘Terrorizer’ tatsächlich erneut präsentiert wurden.

Ansonsten gab es nur noch Tracks der letzten beiden Studioalben wie Underground, ‘City Of Gold’, ‘Crossroads’, ‘Lethal Force’, ‘Fight For Your Life’ oder ‘All For One’. Der schieren Power der Jungs um Sänger Dan Cleary konnte sich kaum einer entziehen und so wurden STRIKER zu Recht vom Publikum abgefeiert. (MB)

MASTERPLAN

Ich kann bis jetzt nicht verstehen, warum man MASTERPLAN fürs HOA gebucht hat. Das mäßige Publikumsinteresse untermauerte diese Feststellung selbstredend! Suboptimaler Sound, holprige Spielweise, verstrahlte Ansagen und einen total unmotiviert wirkender Rick Altzi ließen den Auftritt der Band zu einem Desaster werden. Selbst Roland Grapow konnte mit einem einigermaßen ambionierten Gitarrenspiel das Ruder nicht rumreißen. MASTERPLANs Auftritt war ein totaler Flop und es ist eh fraglich ob es Sinn macht, mit einem solchen belanglosen Songmaterial weiterzumachen. (JT)

FLOTSAM & JETSAM

Ich bin Die-Hard-FLOTSAM-Fan, aber so oft wie ich die Band in den letzten 15 Monaten gesehen habe, habe ich sie über Jahre zuvor nicht gesehen. Dass sie auch beim HOA mit einem Old-School Set antreten würden, war schon aus der Vorankündigung zu entnehmen. Dementsprechend fackelten die Amis auch nicht lange und lieferten die erwartete fette Breitseite mit Klassiker auf Klassiker.

Dass sich zwei/drei Songs jüngeren Datums ins Set geschlichen hatten, verzieh man da gerne, wenn man sich den Schädel zu `Hammerhead` oder `Iron Tears` blutig bangen konnte. Souveräner Freitags-Headliner, der mit Spielfreude, der richtigen Songauswahl und einer agilen Bühnenshow zu den Gewinnern des Festivals gehörte. (JT)

 

SAMSTAG:

AFTERMATH

Bands mit dem Namen AFTERMATH gibt es viele, diese stammen aus Chicago und haben 1994 eine Eigenpressung mit dem Titel “Eyes Of Tomorrow” veröffentlicht, die sich sogar in meinem CD-Regal finden lässt. Trotzdem dürften AFTERMATH den meisten Festival Besuchern komplett unbekannt gewesen sein und so war es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich der Publikumsansturm vor der Bühne stark in Grenzen hielt. Da die Band mit ihrem technischen Thrash nicht gerade eingängig war und darüber hinaus auch noch absolut unmetallisch aussah, hatten die Jungs um den optisch sehr schrägen Sänger Kyriakos Tsiolis einen schweren Stand. Lediglich ein paar wenige Die-Hard-Underground-Fans erinnerten und erfreuten sich dann doch an Songs wie ‘Meltdown’, ‘Chaos’, ‘Going No Place’ und ‘War For Freedom’ (alle vom 1987er “Killing The Future” Demo) oder ‘Words That Echo Fear’, ‘Proud Reflex’, ‘Snuff’ und ‘Eyes Of Tomorrow’ (vom gleichnamigen Longplayer). Ich denke mal, es dürfte sich für AFTERMATH – zumindest finanziell – nicht gelohnt haben, nach Deutschland zu fliegen, um zur Mittagsstunde beim HOA vor dein paar hundert Leuten aufzurocken. (MB)

SPELLCASTER

Obwohl auch die US Metaller von SPELLCASTER aus Portland, Oregon recht unbekannt waren, nutzten die Newcomer ihre Chance beim HOA 2015 sehr viel besser als ihre direkten Vorgänger. Mit einer äußerst energiegeladenen Show und Tracks wie ‘As Darkness Falls’, ‘Ghost Of My Memory’, ‘Bound’ oder ‘Voyage’ (allesamt vom aktuellen selbstbetitelten Album) konnten, der an den Gesang gewechselte ehemalige Gitarrist, Tyler Loney und seine Mannen das Publikum richtiggehend begeistern.

Aber auch das 2011er Debüt “Under The Spell” wurde nicht übergangen. Die sympathischen Jungspunde spielten von ihrem ersten Longplayer ‘Power Rising’ und ‘Nite Of The Hellbeast’, die genauso gut ankamen, wie das brandneue Material. Gleich nach dem überzeugenden Auftritt stürmt die euphorisierte HOA-Meute den SPELLCASTER Merch-Stand, um sich mit den entsprechenden Tonträgern und Devotionalien einzudecken – ein untrügliches Indiz für einen überzeugenden Gig! (MB)

WARRIOR

Von den Briten kannte ich bis zu dem Auftritt nur zwei/drei Songs und die habe ich das letzte Mal vor gefühlten 10.000 Jahren gehört. Auch so eine Band, bei der ich mich fragte, wer sich wohl dafür interessieren würde. Eine doch beachtliche Menge an Fans feuerte die Briten um Ur-Mitglied Duncan Emerson überraschend enthusiastisch an, was sich auf die Spielfreude der Engländer übertrug, die sich zu Anfangs nicht sicher waren, was da nun passieren würde. Das Stimmungslevel war äußerst positiv und die Herren lieferten auch überraschend gut und schnittig. Das hatte ich dem zusammengewürfelten Haufen nicht zugetraut.

An klassischen Heavy Metal Bangern wie `Warrior`, `Kansas City` oder `Dead When It Comes To Love` erfreute sich die Metalgemeinde und die Briten hat zusehends Spaß an ihrem Auftritt, was sie wohl selbst am meisten überraschte. Ein wohltuender, solider Auftritt von einer Truppe, die ich ehrlicherweise nicht im geringsten auf dem Schirm hatte. Bewegungstechnisch war die ganze Kiste jedoch eher nach dem Motto aufgebaut, wer sich zuerst bewegt hat verloren, aber dafür war – wie erwähnt – die Mucke gut. (JT)

RUTHLESS

Manche Bands schnallen es einfach und liefern bei jeden Festival einen umjubelten Auftritt ab und andere schnallen es einfach nicht und wundern sich, warum sie nicht so gut ankommen: Egal wie gut Dein aktuelles Album ist, bei Festivals MUSS man seine Hits spielen – und wenn man keine Hits im eigentlichen Sinne hat, dann spielt man wenigstens die Songs, die die Fans schon seit Jahren oder gar Jahrzehnten kennen (können) und eben nicht die Tracks, des gerade erschienenen neuen Albums. Vielleicht hätte das Irgendjemand im Vorfeld auch den Jungs von RUTHLESS stecken sollen, denn leider zockten die US Metaller beim HOA 2015 lediglich vier (!) Songs ihrer klassischen Veröffentlichungen “Metal Without Mercy” (namentlich waren das ‘Gates Of Hell’, ‘Mass Killer’ und ‘Metal Without Mercy’) und “Discipline Of Steel” (nur den Titelsong!) und boten ansonsten Tracks ihres – ja nun wirklich  nicht schlechtem – Comeback Albums “They Rise” dar.

Ich bin mir ganz sicher, dass viele der anwesenden Metalfans – genau wie ich selber – statt der brandneuen (und völlig unbekannten!) Nummer ‘13 Skulls’ lieber Tracks wie ‘Raiders Of The Night’ oder ‘Sign Of The Cross’ gehört hätten. Die ansonsten gute Performance der Bandköpfe Sammy DeJohn (v) und Ken McGee (g) und ihrer Mitstreiter rettete den Jungs den Arsch und sorgte insgesamt noch für einen soliden Gig. Aber ich bin mir sicher, mit einer besseren Songauswahl wäre die Luzie richtig abgegangen. (MB)

HEXX

Während HEXX 2014 bei ihrem Gig am Keep It True Festival noch mit Frontmann Dennis Manzo, der das Debüt “No Escape” (1984) einsang, aufgetreten sind, war für die Performance beim 2015er HOA auf einmal Dan Bryant, der sich für den Gesang auf dem zweiten Album “Under The Spell” (1986) verantwortlich zeichnete, mit an Bord. Während Mr. Bryant stimmlich einen soliden Eindruck machte, war er optisch ein gewöhnungsbedürftiger Anblick und auch nicht sonderlich textsicher, denn alle Lyrics wurden abgelesen. Das waren natürlich nicht die allerbesten Voraussetzungen für einen gelungenen Auftritt und ich muss gestehen, dass mir die Band im letzten Jahr beim KIT auch besser gefallen hat.

Insbesondere bei den Stücken von “No Escape”, wie z.B. ‘Terror’, ‘Invader’ oder ‘Night Of Pain’ hatte der gute Dan zu kämpfen, während ihm die Songs von “seinem” Album wie z.B. ‘The Victim’, ‘Edge Of Death’, ‘Fever Dream’ oder ‘Hell Riders’ besser gelangen. Da er sich außerdem noch mit wirren Ansagen vergallopierte, musste der Gig aufgrund der Zeitbeschränkung überstürzt beendet werden, aber viele Zugaberufe habe ich für diese Performance eh nicht gehört. (MB)

ROCK GODDESS

Eine der Bands, warum ich 700 km (einfache Entfernung!) gefahren bin: ROCK GODDESS. Und das im Original Line up! Nachdem sich die drei Britinnen zur Reunion entschlossen hatten und dann umgehend beim HOA bestätigt wurden, war klar, das kann nur gut werden. Die ersten Shows spielte die legendäre Band schon im europäischen Ausland und die Berichte verhießen nur positives. Also lag deutlich Spannung in der Luft als die drei Damen die Bühne betraten und gleich in die Vollen gingen. Die Turner Sister sehen, das muss man als Mann einfach erwähnen, immer noch verdammt heiß aus, allen voran Fronterin Jody Turner, die heutzutage mehr Charisma als in den Achtzigern besitzt. Neben GIRLSCHOOL sicher eine der wichtigsten All Girl Truppen aller Zeiten! Dass Hymnen wie `Satisfied Then Crucified`, `My Angel` oder die absolute Bandhymne `Heavy Metal R`n`R` den Garten zum glühen bringen würden war mehr als klar. Jodys Stimme ist gut, man vermisst allerdings den rotzigen Biss der Achtziger, ansonsten aber lieferte sie makellos. Zwei Armlängen neben mir stand Matthias Marder vom Rock Hard und war komplett aus dem Häuschen. Mitsingen, anfeuern, für ihn sind die drei Ladies das Highlight des Festivals. Interessanterweise spielten die Damen drei brandneue Songs und kündigten ein neues, schon eingespieltes ROCK GODDESS Album an. In Anbetracht der Klasse der neuen Stücke, dürfte eine Enttäuschung ausgeschlossen werden. ROCK GODDESS haben eine massive Visitenkarte hinterlassen und ich bin mehr als gespannt auf das neue Album. Das hat einfach nur gerockt und komplett überzeugt! (JT)

STORMWITCH

Einen der langweiligsten Auftritte des Festivals lieferten STROMWITCH ab. Auch wenn der Band ein – für mich unverständlicher – Kultstatus zugesprochen wird, die Darbietung war einfach nur pure Langeweile und stümperhaft. Die erste Hälfte des Sets war eher balladesk gewichtet, über die peinlichen Ansagen will man sich erst gar nicht auslassen. Das alberne Outfit von Sänger Andi Mück, vor allem diese auftoupierten blonden Haare sorgten für viel Gelächter in den hinteren Reihen. Und dieses lächerliche Gepose, wirkten aufgesetzt und wenig überzeugend. Das klang alles zu einstudiert und wenig emotional. War zu Beginn des Sets vor der Bühne einiges los, dünnte das Völkchen mit zunehmender Giglänge schnell aus. Auch die Mitsingaufforderungen des Herrn Mück kamen wenig an, was er aber irgendwie trotzig wegsteckte. Nee, das war einfach nur ein flacher, uninspirierender, langweiliger Auftritt von einer Band, die viel zu hoch positioniert wurde in der Samstags Running Order. Gähn. (JT)

DEATH ANGEL

Eigentlich wären nun SATAN an der Reihe gewesen, aber da die Herren noch auf irgendwelchen Flughäfen festsaßen, erbarmten sich DEATH ANGEL der wartenden Fans und zogen ihren Auftritt einfach vor. Mit einem gnadenlosen Thrash Gewitter legten die Jungs um die Urgesteine Mark Osegueda und Rob Cavestany das HOA in Schutt und Asche. Natürlich hätte ich persönlich mir noch mehr alte Songs – vor allem vom Debüt “The Ultra-Violence” oder auch von “Act III” gewünscht, aber schlussendlich kamen doch Songs von allen Studioalben zum Einsatz. Das Hauptaugenmerk lag aber durchaus auf aktuellen Werk “The Dream Calls For Blood”, von dem auch gleich die beiden Opener ‘Left For Dead’ und ‘Son Of The Morning’ stammten. Angeheitert durch eine Flasche Absinth, die er nach und nach leert, führte Frontmann Mark Osegueda (v) zwischen den Songs wortreich durchs Programm.

Allzu ernst darf man seine Worte, dass die Seele des Metals im Publikum des HOA zu finden ist, allerdings nicht nehmen, denn beim eine Woche später stattfindenden Gig beim Wacken Open Air, kam fast der identische Text zum Einsatz. Wenigstens wusste er zu berichten, dass (der neue) Drummer Will Carroll bereits dreimal beim HOA gespielt hat, während der Rest der Band noch Garten-Jungfrauen waren.

Mit Krachern wie ‘Mistress Of Pain’, ‘Seemingly Endless Time’, ‘Voracious Souls’ und ‘Thrown To The Wolves’ findet der vorgezogene Headlinergig seine ultimativen Höhepunkte und entlässt die tobende Meute überwiegend zufrieden zurück. Leider waren SATAN auch nach diesem eingeschobenen Hammergig weiterhin noch nicht in Sicht. (MB)

SATAN

Die Entscheidung erst am Tage ihres Gigs zum HOA anzureisen, entwickelte sich für SATAN aufgrund der Wetterlage zu einem echten Desaster, denn nach einer Odyssee über diverse deutsche Flughäfen, kam es zu einer enormen Verspätung, die dazu führte, dass die Band erst um kurz vor eins auf die Bühne konnte. Sänger Brian Ross überbrückte die Wartezeit noch mit seiner (anderen) Band Blitzkrieg und spielte drei Stücke (‘Pull The Trigger’, ‘Unholy Trinity’ und ‘Blitzkrieg’), ehe er dann mit SATAN und ‘Trial By Fire’ und ‘Blades Of Steel’ ran durfte.

Überraschenderweise übernahm bei ‘Break Free’ Brians Sohn (und Blitzkrieg Gitarrist) Alan den Gesang, während ansonsten sein Vater Killersongs wie ‘2025’, ‘Siege Mentality’, ‘Oppression’, ‘Time To Die’, ‘Testimony’ oder ‘Alone In The Dock’ intonierte. Ich weiß nicht, ob die Band insgesamt verärgert über ihre flugbedingte Verspätung war, aber es schien so, als ob SATAN mit ordentlich Dampf spielten. Erst nach einigen Songs tauchte auch mal ein Lächeln auf den Gesichtern der Musiker auf.

Da die Temperaturen bereits merklich gesunken waren und der Regen unerbittlich peitschte, bekamen von dem – eigentlich sehr guten – SATAN Gig zu so später Stunde leider nur noch eine Handvoll unermüdliche Fans mit. (MB)

 

Das HOA 2016 findet vom 28.07. – 30.07.2016 statt und bereits bestätigt sind: VARDIS, KILLEN, TYTAN und STEELPREACHER. Wir freuen uns drauf!

 

HOA 2015 Kurz-Fazit:

 

Jürgen Tschamler (JT)

Top 5:

ROCK GODDESS

WRATH

STRIKER

FLOTSAM & JETSAM

NERVOSA

Bestes Merchandise kam von WRATH: Flachmänner, Uhren, etc. alles mit Bandlogo. Nur geil!

Das heißeste Merch-Girl hatten AFTERMATH – Mörder Einteiler! -Respekt.

Positiv: Mit Holger von GOM Records durfte endlich ein weiterer Plattenhändler während des Festivals Platten verkaufen – eine echte Bereicherung (stimmt! – Martin).

Negativ: Weiterhin die lästigen Eingangskontrollen trotz Bändchen, der pubertären Security. (Nach Auskunft von Veranstalter Thomas Tegelhütter ist die Leibesvisitation nicht amtlich vorgeschrieben, im Laufe des Festivals werden aber jährlich gut ein Dutzend Messer u.ä. sichergestellt – Martin)

Zuviel Besoffene! Wofür kein Veranstalter etwas für kann, aber es ist dennoch lästig.

 

Martin Brandt (MB)

Top 5:

WRATH

STRIKER

SPELLCASTER

DEATH ANGEL

FLOTSAM & JETSAM

Positiv: Der Eiswagen war wieder da!

Negativ: Der SATAN Auftritt verschob sich bis spät in die Nacht (eigentlich geplantes Festival-Ende in der Nacht auf Sonntag um 0:20h, aber tatsächlich begann der SATAN Gig erst am Sonntag um 0:50h!).


Von: Jürgen Tschamler (JT) und Martin Brandt (MB), Fotos: Martin Brandt