Livehaftig

HAVOK, DARKEST HOUR, CEPHALIC CARNAGE, HARLOTT

08.04.2018, Cafe Central, Weinheim


So bunt das Tourplakat einen anspringt, so musikalisch vielfältig war das Vierer-Tourpackage HARLOTT, CEPHALIC CARNAGE, DARKEST HOUR und HAVOK. Für jeden etwas und für manche die eine oder andere Band zuviel.

Vor noch recht spärlicher Kulisse mühen sich die australischen Thrasher HARLOTT einen ab. Die knapp 30 Minuten sind kurzweilig aber auch ohne wirkliche Höhepunkte. Mit ihrem old schooligen Thrash Metal können sie zwar überzeugen, aber anderseits klingt das Material doch ziemlich gleichförmig.

Die Jungs ackern, bangen, thrashen, das Publikum bleibt aber stets etwas reserviert. Dabei versucht Sänger und Gitarrist Andy Hudson es mit allerlei lockeren Sprüchen.

Der Truppe aus Melbourne merkt man jedoch eine leichte Enttäuschung an, dass sich nur eine handvoll Fans zum Bangen animieren lässt. HARLOTTs Auftritt war wie ein Blitzkrieg: Auf die Bühne, mit Vollgas durch die 30 Minuten und Tschüß.

 

Nach der flotten Umbaupause steht mit CEPHALIC CARNAGE die wohl radikalste Band des Tourpackages auf der Bühne. Die Jungs aus Colorado – mit einem Mix aus Hyper-Speed-Death Metal und Grindcore, sowie dezent eingepflegten Jazz Einlagen – lassen keine Zweifel aufkommen und prügeln alles aus ihren Instrumenten.

Der Extrem-Gesang, ein Gebrüll aus Death Metal und Klospülung ist ein derber Kontrast zu den teils waghalsigen Gitarrenpassagen. Rein Instrumental hat der Fünfer einiges zu bieten. Die Grindcore- sowie Blast-Passagen hauen einem schlicht die Kauleiste zu Brei, die weniger rasenden Passagen sind dafür tödlich und nicht selten erklingen Riffkonstrukte, die sich in Richtung MESHUGGAH oder DILLINGER ESCAPE PLAN bewegen.

Ein Sounderlebnis der anderen Art. Die Band klingt brachial – und so wundert man sich, dass das letzte Album schon acht Jahre zurückliegt. Aber das macht den Anwesenden recht wenig aus, das Gemetzel wird euphorisch gefeiert und Lenzig Leal, die brutale Stimme der Band, bedankt sich dafür mehrmals.

 

Nach einer deutlich längeren Umbaupause und einem eher für ein Hip Hop- oder Rap Konzert geeignetem Intro beginnen DARKEST HOUR ihr Schlachtfest. Geballte Wut sowie eine hohe Frustration schlägt einem entgegen. Die Truppe um Gitarrist Mike Schleibaum gehört zweifelsohne zu den Vorreitern des modernen Metals in Kombination mit harten Thrash- sowie Death Metal-Einflüssen.

Gerade ihr letztes Album `Godless Prophets & The Migrant Flora` ist ein imposantes Beispiel dieses Stilmixes, das aber auch Vergleiche zu MACHINE HEAD herausfordert. Die Band aus Washington D.C. ist geballte Wut und diese kompensiert sie auf der kleinen Bühne. Sänger John Blakemore Henry ist für diese Art von Mucke der geborenen Fronter. Wütend und unterhaltend zugleich. Das Stageacting ist wild, die Riffsalven überbrutal. DARKEST HOUR sind der perfekte Abriss und der Club ist bis zum Anschlag voll.

Wo all die zusätzlichen Leute herkommen ist ein Rätsel. Aber der Moshpit und die gebündelte Wucht der vielen Fist-in-Air-Zuckungen sind selbstredend. Ein Auftritt der nur eine Frage zulässt, warum ist die Band nicht größer?

 

Danach haben es HAVOK, die Headliner der Tour, nicht leicht. Das Publikum ist sicher um ein Drittel zusammengeschmolzen, was auch der Band nicht entgeht. HAVOK machen aber keine Gefangenen und ziehen mit einem irren Tempo von Beginn an durch.

Das Stageacting ist bewegungsreich und enorm unterhaltsam. HAVOKs neueres Material ist ja deutlich technischer ausgefallen, was sich auch live bemerkbar macht. Man kann gut zwischen altem und neuem Material unterscheiden.

Knapp 60 Minuten holzen die Jungs aus Denver rum, wobei die Prioritäten auf dem letzten Album `Conformicide` liegen. Nach DARKEST HOUR wirkt der Auftritt von HAVOC für meinen Geschmack etwas aufgesetzt und kann nicht im Geringsten in Sachen Spannungsmomenten und Brutalität mithalten, so sehr sich die Band auch müht.

Ein vielschichtiger, brachialer Abend mit vier Bands, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Was aber auch seinen Reiz hat, da man als Fan/Hörer sich mit Bands auseinandersetzen muss, die man bisher nicht zu sehr im Fokus hatte. Klarer Gewinner des Abends sind DARKEST HOUR, gefolgt von HAVOC, mit leichtem Abschlag dann HARLOTT und zu guter Letzt CEPHALIC CARNAGE, deren Hyper-Speed-Math-Grindcore man mögen muss, um eine gewisse Begeisterung aufzubringen.

Fotos: Jürgen Tschamler