Livehaftig

HAMMER OF DOOM FESTIVAL 2017

~ Posthalle Würzburg, 17. und 18. November 2017 ~


Nach der Minuskulisse von 2016 konnte das ‚Hammer of Doom‘-Festival in der Würzburger Posthalle dieses Jahr erstmals ausverkauft melden.

1.800 Fans wollten sich das exquisite Billing mit Namen wie LUCIFER’s FRIEND, WARNING, TIME LORD und CIRITH UNGOL nicht entgehen lassen. Auch das Streetclip-Team doomte selbstverständlich mit. 2017 jedoch zum ersten Mal seit der allerersten Auflage nur mit unserem Magazin- und nicht mehr mit unserer TV-Crew.

Freitag

THE TEMPLE

THE TEMPLE halten, was der Name „Hammer Of Doom“ verspricht. Aus Thessaloniki gibts zum Einstieg einen richtig fetten Sound. Bei aller Langsamkeit darf auch die Doublebass hier und da mal durchrappeln. Melodiemäßig kommt bei den elegischen Gitarren auch der WHILE HEAVEN WEPT-Fan der ersten Stunde auf seine Kosten.

‚Mirror Of Souls‘ vom bisher einzigen Longplayer ‚Forevermourn‘ von 2016 wird den angereisten griechischen Fans gewidmet und führt nicht nur bei denen mit zweistimmigem Gesang zu freudigem Kopfwackeln. ‚Strength For A New Dawn‘ von der Split mit ACOLYTES OF MOROS erweist sich als mächtiges Bonbon, das Lust auf Neues der hellenischen Combo macht. THE TEMPLE verstehen es gekonnt, Höhepunkte zu setzen. Was für ein Startschuss! (LL)

WITCHWOOD

Unglaubliches aus Italien! Schon lange vorbei die Zeiten, als man nur high-speediges Gitarrengewusel und griffige Refrains im römischen Reich vermutete. Die von mir sehnlichst erwarteten WITCHWOOD ziehen das Tempo im Vergleich zum Opener dennoch mächtig an und füllen die Hütte. Zum Jethro-Kraut gesellt sich optisch eine gewisse Southern Credibility, teilweise auch musikalisch.

Auf einem ganz anderen Niveau aufspielend wie ihre balltretenden Landsleute werden Songs wie ‚Liar‘ zum glücklich machenden Tritt in die Kronjuwelen. Die Männer an der Flöte und an den Keys verleihen dem Sextett einen hohen Eigenständigkeitsfaktor. Das Haarwunder an Gesang und Klampfe besticht mit einer klasse Stimme, dazu gesellen sich gar herrliche Duelle zwischen Hammondorgelsound, Querflöte und Gitarre vor einem geschlossen fetten Rockteppich. Mit WITCHWOOD kann sich Bella Italia ein außerordentlich dickes Fähnchen in die Weltrockkarte stecken! (LL)

PROCESSION

Und nun: METAL! Verspricht dies das abwechslungsreichste Hammer Of Doom zu werden? Das chilenisch-schwedische Gemeinschaftswerk PROCESSION fährt mit seiner Mischung schön heavy auf und Kracher wie ‚To Reap Heavens Apart‘ werden vom fanatischen Publikum lautstark mitgegrölt. Ist hier der geheime Headliner am Werk? Von der Meute her sicherlich, denn für mich als ‚relaxten Platzbedarfsbanger‘ ist die nächste entspannte Nische vor der Bühne der Shirtstand rechts auf Höhe des Mischpults…naja mein Problem.


Laut Zeugenaussagen war etwas mittiger vor der Bühne akustisch wie bei beiden Vorgängern alles im Lack, doch der Sound ist hier bei mir leider bescheiden dümpelig. Alles andere als bescheiden präsentiert sich die Bandbreite der Mannen von Heavy Metal bis – Überraschung – Doom. Heldenhafte Hymnen kommen auf diese Weise eben einfach besser als in einer irrsinnigen Geschwindigkeit. Wenn es noch irgendeine Gerechtigkeit auf dieser Welt gibt, sollten PROCESSION als gaaaanz heißes Eisen für die Sommerfestivals nächstes Jahr gehandelt werden. (LL)

LUCIFER´S FRIEND

Noch kurz vor dem Auftritt machen sich die Mitglieder der deutschen Rock Legende LUCIFER`S FRIEND immer noch kleine Sorgen, ob sie denn wirklich auf dieses Festival passen. Dass man die Band um Sänger John Lawton (u.a. ex-URIAH HEEP) nicht nur auf ´Ride The Sky´ reduzieren darf, ist selbstredend. Aber wohl kaum eine andere deutsche Band der frühen Siebziger war so innovativ, dass sie auf jeder Veröffentlichung anders geklungen hat und dabei die Qualitätsstandards immer höher schraubte. Mit drei Original-Mitgliedern, Sänger John Lawton, Gitarrist Peter Hesslein und Bassist Peter Horns, ist der Kern der Band noch aktiv.

John Lawton ist mit seinen 71 Jahren immer noch stimmlich in Höchstform und stellt klar den Mittelpunkt der Band da. Gitarrist Peter Hesslein liefert makellos die nicht ganz simplen Riffs und Keyboarder Jogi Wichmann unterlegt diese souverän mit seinen gepflegten Salven aus Tastenspuren.

So klingen LUCIFER`S FRIEND arschtight, obwohl der neue Drummer seinen ersten Gig mit den Herren absolviert. Sie geben Gas, liefern druckvoll. Der ganze Gig wirkt kraftvoll, sehr souverän und lässt andere Bands dagegen als Hobby-Akteure auf der Bühne links stehen. Und die eigene Skepsis der Herren nimmt im weiteren Verlauf des Auftritts mehr und mehr ab. Sie sind zwischen all dem lahmen Doom tatsächlich eine positive Erscheinung, nutzen die Gunst der Stunde und liefern einen makellosen Auftritt ab. Die Setlist deckt sich hingegen zu 90 Prozent mit dem Album ´Live @ Sweden Rock 2015´. Diesem fügen sie noch ´Demolition Man´ vom 2016er Studio Album ´Too Late To Hate´ hinzu und hängen als Zugabe ´I´m Just A Rock ´n´ Roll Singer´ an. Die Fans sind begeistert und bei ´Ride The Sky´ brüllt nahezu jeder den Refrain mit! Das ist Magie!

Ich selbst hätte mir noch den einen oder anderen Song gewünscht, allen voran ´Action´, ´One Way Street To Heartbreak´ oder eben ´Mean Machine´. Und wenn ein finaler Wunsch geäußert werden darf, dann wäre es der Wahnsinn, wenn die Band einmal das ´Banquet Album´ in seiner ganzen Länge Live spielen würde. Dieser Auftritt war die lange Anfahrt wert. Schade nur, dass sie kein angemessenes Merchandise dabei hatten. (JT)

WARNING

Nun ist er also gekommen, der Moment der Wahrheit. Emotionalster Kult oder Slowslowheavylangeweile? Headliner mit zwei Alben? Ich muss zugeben, dass mich selbst der Zauber des heute in voller Länge dargebotenen ‚Watching From A Distance‘ Epos nie wirklich ereilt hat.

Daher überlasse ich die würdige Beschreibung des – rein optisch gesehen – von drei Mal der gleichen Person auf der Bühne gelebte Gefühlsschauspiel den Reaktionen meiner Freunde und Sachverständigen im speziellen Fall WARNING: Ein junger Padavan, der musikgeschichtlich interessiert über die Jahre mehr Musikverständnis als die meisten Tunnelblickhörer angesammelt hat, gab zu, dass es eine sehr stimmungsabhängige Sache sei und er sich anfangs auch nicht ganz fallen lassen konnte. (In solch ein Werk muss der junge Padavan einfach eintauchen, bei Überdosierung, hier in der Nähe der Bahngleise, äußerst gefährlich – MH)

Nach einer kurzen Sitzung inklusive dem Anstarren einer kargen Toilettentüre sei jedoch auf einen Schlag die Erleuchtung über ihn gekommen und damit das Bedürfnis, dieses meist in vollständiger Isolation gehörte Gefühlsmeisterwerk inmitten anderer Verstehenden zu erleben und die Emotionen so zu teilen.

Ein Paar mit breitgefächertem Musikgeschmack und exorbitanten Liveerfahrungen war sichtlich ergriffen und sprach von einem der intensivsten Konzerterlebnisse der letzten Jahre.

Vielleicht ist dem Phänomen WARNING live nicht durch den Bericht einer Person an einem bestimmten Tag oder in der falschen Stimmungslage beizukommen. Macht euch wenn möglich selbst ein Bild oder hört euch das Werk doch mal wieder zu Hause an. (LL)

Samstag

CRANIAL

Atmosphärischer Post-Metal-Sludge-Core ist keine leichte Kost zum Start des Samstags. Die Würzburger CRANIAL, entstanden aus der Asche von OMEGA MASSIF, knallen der schon ordentlich gefüllten Halle um 13.30 Uhr eine satte Ladung Brachiales entgegen.

Dicke Gitarrenwände, ein gewaltiger Wumms, dazu das tiefe Gebrüll von Bastian Krockel – wer auf frühe MASTODON steht und sich von Songs mit einer Durchschnittslänge von elf Minuten nicht abschrecken lässt, fühlt sich auch hier zu Hause. Die Band ist perfekt eingespielt, das Publikum geht hervorragend mit – und für die Traditionalisten bietet sich die Gelegenheit, die Bierbänke im hinteren Bereich der Halle zu testen. Experiment geglückt. Und nun zum klassischen Stoff. (LK)

BELOW

BELOW haben sich mit ihren zwei Alben in die Riege der besseren CANDLEMASS-Verehrer gespielt. Der zweite Auftritt der Schweden beim Hammer of Doom ist zweifellos ein guter, aber ebenso sicher kein überragender. Sänger Sebastian „Zeb“ Jansson braucht ein paar Songs, um warm zu werden, auch der Gitarrensound ist seltsam drucklos.

Der MERCYFUL-FATE-Touch und die vor allem bei den Gitarrenleads hörbaren Einflüsse von WHILE HEAVEN WEPT verleihen der Band ein Mindestmaß an Eigenständigkeit. Hinterher gehen die Meinungen ziemlich auseinander. Von „besser als PROCESSION“ bis „langweiliger Durchschnitt“ ist alles vertreten. Einig ist man sich nur bei der Verwunderung über die nicht ausgereizte Spielzeit. Oder ticken die Uhren in Schweden schneller? (LK)

NAEVUS

Noch ein wunderbarer früher Vogel, der so bunt wie das Coverartwork des letzten Albums strahlt und on Stage regelrecht aufblüht: NAEVUS. Die Baden-Württemberger schenkten uns unlängst eine Vinyl-Auflage ihres prächtiges 1998er Werkes ´Sun Meditation´ und stehen heuer zurecht auf der Bühne dieser soundmäßig gut beschallten kleinen Doom-Arena. Ganz im Sinne ihrer und unserer Lieblinge, THE OBSESSED, TROUBLE und CATHEDRAL, wandern sie wunderbar leidend in ihren Melodienströmen umher. Nicht wie auf Tonträger, lebt die Musik an ihrem Bestimmungsort auf und gerät unentwegt ins Schwingen. Drei Mann vorne, einer trommelt beherzt hinten – so einfach kann es immer sein, selbst wenn Sänger/Gitarrist Uwe Groebel an seiner Position nicht so beweglich aufspielen kann. Gleichwohl lässt sich seine germanische Herkunft hier und heute nicht verheimlichen.

Ob sich bereits jetzt das heute erst gelöste Tagesticket mit aufgerufenen 50 Euronen gelohnt hat, lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz sagen. Atemnot herrscht jedenfalls in der Hallenluft am Ende des Sets längst nicht, doch ein großes Rudel an Zuschauern geht zur Pause äußerst zufrieden und beglückt nach dem Auftritt von NAEVUS zum Frischluft inhalieren in die Kälte Würzburgs. (MH)

CRIPPLED BLACK PHOENIX

Eine herausragende Wahl für das diesjährige Hammer Of Doom sind CRIPPLED BLACK PHOENIX, weil ihr alternativer Artrock insbesondere live die Welten des Space und Doom besucht. Und so gesellen sich am Nachmittag des zweiten Tages kurzerhand vier äußerlich völlig unterschiedliche Saiteninstrumentalisten und sitzend ein Drummer sowie zwei Keyboarder, davon eine wahre Tastenhexerin, auf die Bühne, lassen die Boxen und die umliegende Luft vibrieren und nehmen das Publikum hypnotisiert gefangen. Sie wählen zu Beginn von Intensität und Härte das höchste Level und lassen dieses zur Entspannung der Seele von Lied zu Lied etwas absacken, bevor zum Andenken ein Foto des Publikums geschossen wird und sie mit dem finalen ´We Forgotten Who We Are´ das Metall nochmals traktieren und ein krachendes Ausrufezeichen setzen. Der Bassist dreht sich weg und die drei Gitarristen niegeln sich, uns, die ganze Halle in andere, bessere Welten.

Diesen raumfüllenden Sound lassen CRIPPLED BLACK PHOENIX unzweifelhaft erstmals mit der Eröffnungsnummer ´Rise Up And Fight´, einer endlosen Groove-Orgie, in der sekündlich die Abschüsse gen Weltall zu vernehmen sind, eruptieren. Während die Tastenqueen ihr Instrument malträtiert und mit den Handflächen draufschlägt, spielt sich der Rest vom Kommunenverband in den Wahnsinn, biegt kurz vorher ab, um in der Nebengalaxie das Ziel neuerlich anzusteuern. Gänsehaut unausweichlich.

Diese Mannschaft rackert geschlossen auf der dunklen Bühne. ´Champions Of Disturbance´ und ´No´ führen die Universums-Serpentinenfahrten fort, bringen unentwegt die Gitarrenanschläge zum Fliegen und holen eine achte Person, eine Frau mit Tamburin, auf die Bühne. Und so singt anschließend die Tamburin-Lady ´Will-O-The-Wisp´, im Original von MAGNOLIA ELECTRIC CO.

Die Gitarren röhren und röhren, die Stimmung wird alsbald bedrohlicher und stahlhart. Verleitet der Gesang die nicht textsichere Halle noch zum Mitsingen, bläst uns die dreiarmige Gitarrenarmada minutenlang shreddernd ins Nirwana. Amen. (MH)

THE VISION BLEAK

Ha! Mein Kollege hat es mit der Aussage „Ich mache alles außer THE VISION BLEAK“ schon angekündigt, dass sich nun erneut die Geister scheiden. Dieselben auf der Bühne und die Verbliebenen davor verleben zusammen eine Dreiviertelstunde theatralischen Düstermetal mit Blackelementen und kühler Geigerin.

Auf geht’s nach ‚Carpathia‘ mit einer der Bands, die es dank der Risikobereitschaft des Veranstalters aus Gothicheim nach Doomheim gelockt hat…mit Recht! Auch wenn viele Mitbanger sich angsterfüllt vorm Facepaint der beiden – auch bei den grandiosen EMPYRIUM mitmischenden – Hauptakteure Konstanz und Schwadorf im mittleren Bereich der Halle in Sicherheit wähnen, ist die Mischung aus Tätgrens PAIN, dunklen Vocals und Atmosphäre einzigartig.

Anderen war es wohl zu Independent, obwohl zumindest meine Generation nach METALLICA-Genuss heimlich zu SISTERS OF MERCY abgegangen ist. Egal, dafür hatte Karin wenigstens ihren eigenen Moshpit direkt vor der Bühne. Kleine Beobachtung am Rande: Entschuldigung, liebe Bassisten, aber dass es notfalls auch ohne Tieftöner geht, wissen wir spätestens seit MANTAR. (LL)

THE DOOMSDAY KINGDOM

Leif Edling is back! Nach langer gesundheitlicher Auszeit zieht die CANDLEMASS-Legende mit seinem Bandprojekt THE DOOMSDAY KINGDOM durch die Lande. Die versammelte Gemeinde liegt dem Bassisten innerlich zu Füßen, feiert jeden Song lehrbuchgemäß ab.

Allerdings lässt sich schwer überhören, dass Sänger Niklas Stalvind keine ideale Stimme für klassischen Doom-Metal hat. Das Mike-Howe-mäßige Organ ist perfekt für den Powermetal von WOLF, hier wirkt vieles übertrieben und effekthascherisch.

Auch das Gepose macht die Sache nicht besser. Den Pathos-Vogel schießt Stalvind allerdings mit der Vorstellung Edlings zu seiner Rechten ab: „Most call him the Godfather of Doom. I call him a friend.“ Genug gelästert. Gut war’s ja trotzdem. (LK)

COUNT RAVEN

Tja, was soll ich zu den legendären COUNT RAVEN noch sagen, außer dass Urgestein Dan Fondelius ‚bester Ozzy seit Osbourne‘ ist oder dass ich mir ein studiotechnisches Lebenszeichen wünschen würde. Und dies soll nach eigener Aussage demnächst folgen.

Denn dieses famose Trio ist am Leben, wie dieser Gig auf eindrucksvolle Weise zeigt. Dreimanncombos kriegen bei mir eh schon einen Punkt extra, doch Almosen haben die Schweden keinesfalls nötig. Mächtig und tight fließen die Juwelen von fünf Alben aus rund zwanzig Jahren aus den Boxen und lassen das Stimmungsbarometer gegen Doom schlagen. Bitte beendet aber spätestens 2019 das Jubiläum der zehn plattenarmen Jahre… (LL)

TIME LORD

Für nicht wenige Fans ist der Auftritt von TIME LORD alias PAGAN ALTAR der emotionale Höhepunkt des Festivals. Nach dem Krebstod von Sänger Terry Jones 2015 führt sein Sohn Alan das Erbe weiter und zelebriert nach dem Auftritt in Montreal vom September die Tribute-Show nun zum ersten Mal in Europa. Es wird der erhoffte Triumphzug. Vom ersten Ton des Bandsongs ´Pagan Altar´ an liegt Magie in der Luft.

Der Sound ist perfekt, die Gitarrenharmonien bei Göttergaben wie ´Sentinels Of Hate´ oder ´The Lords Of Hypocrisy´ lassen jedes einzelne Körperhaar aufstehen. Und Sänger Brendan Radigan (MAGIC CIRCLE, STONE DAGGER) ist eine ausgezeichnete Wahl.

Der US-Amerikaner erliegt nie der Versuchung, Terry Jones zu imitieren, bringt jedes Lied aber so würdig und stilsicher rüber, dass man ihn umarmen möchte. Nach dem abschließenden ´The Witches Pathway´ kann es nur ein Fazit geben: Wir ziehen die Mütze vor Alan Jones und singen „lang lebe TIME LORD!“ (LK)

CIRITH UNGOL

Der Hoffnung, dass die US amerikanischen TIMELORD noch leben, können wir bislang keine neue Nahrung geben. Reden wir lieber weniger über Tribute-Bands. Denn heute nehmen wir vielmehr nochmals einen kräftigen Zug aus dem Œuvre der wiederaufstandenen Kult-Band aller oftmals so vorschnell gepriesenen Kult-Bands: CIRITH UNGOL. Noch länger als bei ihrem Erstaufschlag auf germanischem Boden im April erhält die nach zwei Tagen auf dem Hammer Of Doom nicht mehr allzu ausgehungerte Meute heute einen ´Best-of´-würdigen Rundumschlag vor den nietenumsäumten Latz geknallt.

Blockweise zum Backdrop-Wechsel spielen CIRITH UNGOL um den erneut mit aller Innbrunst, phänomenal singenden Tim Baker drei Knaller aus dem Debüt ´Frost And Fire´, wobei sie mit kleinen Soundproblemen und natürlich ´I´m Alive´ den Einstieg finden, schieben fünf Songs von ´King Of The Dead´ hinterher´, bevor sie die ´Toccata in D-Moll´ von Johann Sebastian Bach zu Ehren ihres 1998 verstorbenen Gitarristen Jerry Fogle zelebrieren. Den größten Aktivposten bildet heuer natürlich der durchgehend den Kopf schwingende Echt-Rock-n-Roller Jarvis Leatherby (NIGHT DEMON).

Und so setzt die Legende den weiteren Reigen fünfköpfig mit drei Beschwerern von ´One Foot In Hell´ sowie obendrein fünf von ´Paradise Lost´ fort, wobei heute die im April nicht präsentierten Burner ´Nadsokor´ und ´Fire´ den Weg ins Programm zu den anderen metallischen Göttergaben finden. „Howling our metal we light up the world“. Gloria, Gloriae. (MH)

Fazit: Ein Wochenende ohne echte Schwächen, dafür mit umso mehr Sternstunden und einem sinnvollen Verpflegungswagen in Form einer Imbissbude vor der Halle. THE VISION BLEAK polarisierten wie erwartet, TIME LORD räumten komplett ab und waren für nicht wenige Besucher der Gipfel der Gänsehaut. Andere wähnten sich hingegen bei CRIPPLED BLACK PHOENIX im Auge eines Orkans und bestaunten aus der Königsklasse LUCIFER´S FRIEND. Klar ist: Dieses Aufgebot wird nur äußerst schwer zu toppen sein. Wir sind gespannt auf 2018!

Written in Doom: Less Leßmeister (LL), Ludwig Krammer (LK), Jürgen Tschamler (JT), Michael Haifl (MH),

Pics: Mario Lang